Homöopathische Keuchhustenbehandlung – oder: Wie ich am besten mein Kind leiden lasse

Kennt ihr Pertussis? Nein, das ist nicht die Prinzessin aus dem neuen Disney-Trickfilm. Pertussis ist landläufig als „Keuchhusten“ bekannt. Diese Krankheit wird hauptsächlich vom Bakterium „Bordetella pertussis“ und gelegentlich auch von „Bordetella parapertussis“ hervorgerufen. Man steckt sich relativ leicht per Tröpfcheninfektion an, vor allem, weil der Erkrankte im ersten Stadium der Krankheit Symptome wie bei einem grippalen Infekt zeigt, welche ca. zwei Wochen andauern. 80 bis 100% der Personen, die mit den Erregern in Kontakt kommen, erkranken auch. Daran seht ihr, wie aggressiv dieser Erreger ist. Übrigens gehört der Keuchhusten in Deutschland auch zu den meldepflichtigen Krankheiten.

Habt ihr schon einmal jemanden mit Keuchhusten gesehen? Wie er plötzlich anfängt, sich die Seele aus dem Leib zu husten? Wie er die Zunge herausstreckt, wie er rot im Gesicht wird, wie er Schleim herauswürgt oder sich durch das Husten erbricht? Das ist wirklich kein schöner Anblick. Keuchhusten zieht sich auch noch lange hin, weswegen er früher ab und an auch „100-Tage-Husten“ genannt wurde. Zwischen fünf und fünfzehn Wochen kann sich so ein Krankheitsverlauf hinziehen. Und dann können noch Lungenentzündungen oder Mittelohrentzündungen dazu kommen.

Viel machen kann man gegen die Erkrankung nicht, die Standardtherapie besteht aus der Gabe von Antibiotika. Aber es gibt ja eine hervorragende Prävention: eine Impfung mit einer Schutzrate von 80 bis 90%. Allerdings garantieren weder eine Impfung noch die durchgemachte Erkrankung eine lebenslange Immunität.

Alles in allem können wir feststellen, dass der Keuchhusten kein Spaß ist. Allerdings kommen auch hier wieder sämtliche Schwurbelheinis aus ihren Löchern gekrochen und verbreiten ihre geistige Diarrhöe.

Als kleines Beispiel hier ein Auszug aus dem Buch „Krankheit als Sprache der Kinderseele“: Mit der Lunge sind die Themen ‚Kontakt‘, ‚Kommunikation‘ und das aufkeimende Freiheitsbedürfnis des Kindes angesprochen. Besonders nachts – und damit wird die Welt des Unterbewussten betont – tritt trockener, nicht löslicher und damit unbefriedigender Husten auf. Das Kind will und kann die aus dem unbewussten Seelenreich heraufdrängende Aggression noch nicht herausbringen. […] Ein über drei Wochen anschwellender, oft heftiger und verzweifelt wirkender Kampf wird von unstillbaren Aggressionsausbrüchen vorangetrieben. Bellende und dabei ob ihrer Heftigkeit erschöpfende Hustenstöße – unterbrochen vom typisch keuchenden Einatmen – verbinden sich oft zu anfallsartigen Salven von schweren Hustenattacken. Das Kind bietet ein aggressives, lautes Bild und hustet der (Um-)Welt etwas, ja, spuckt und kotzt auf sie, wenn der Husten bis zum Erbrechen geht. So gerät es automatisch in den Mittelpunkt des Lebens der Familie. […] Alle anderen werden natürlich dadurch – je nach Resonanz – an eigene ungelöste Aggressions- und Freiheitsprobleme erinnert. […] Es ist, als wollte die Seele des Kindes alles Fremde aus dem Inneren heraushusten und –würgen und sich so umfassend reinigen.

Aus Sicht der Homöopathie ist Keuchhusten eine wichtige Kinderkrankheit, die nicht nur den Aggressionskräften zum endgültigen Durchbruch verhilft, was mit dem Zahnen schon ähnlich ‚störend‘ begonnen hat, sondern auch ein Krankheitsbild, das einen Konstitutionswechsel herbeiführen kann. Nicht selten sind die Kinder danach deutlich vitaler und lebenstüchtiger. […] Insgesamt handelt es sich um einen von heftigsten Aggressionsausbrüchen begleiteten Durchbruch auf eine neue Entwicklungsstufe – kind muss sich diesen Schritt zu sich selbst und seiner neuen Freiheit hart erstreiten. Es will sich damit, natürlich unbewusst, eine neue Position in der Familie und im Leben erkämpfen und stellt sich durch den harten Verlauf des Krankheitsgeschehens in den Mittelpunkt.

Eltern könnten in dieser Entwicklungsphase die Aggression als lebenswichtiges (Ur-)Prinzip erkennen und ihr aktiv zum Durchbruch verhelfen, sowohl bei sich selbst als auch im Leben des Kindes. Natürlich können wochenlange Hustenstöße auch all die eigene gestaute Aggression einer Mutter heraufbeschwören, besonders, wenn sie auf sich allein gestellt ist in so umkämpften Zeiten. Ideal wäre es, eigene zwischenmenschliche Konflikte nun ebenfalls mutig auszutragen.

Wirklich gefährlich ist Keuchhusten für Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten. Da sollte nach Ansicht der meisten Therapeuten schnell ein Antibiotikum gegeben werden. Der Kinderarzt Martin Hirte behandelt dagegen auch bei Säuglingen den Keuchhusten ohne Antibiotikum, denn der einzige Effekt des Antibiotikums sei die Verkürzung der Keimausscheidung. (1)

Diese wohlgeschwurbelten Cerebral-Flatulenzen können sehr einfach als das enttarnt werden, was sie sind: ein großer Haufen stinkender Bullshit!

Wie kommen diese „Autoren“ auf die Idee, dass Keuchhusten etwas Anderes ist, als eine Infektionskrankheit? Wie kann man auf die Idee kommen, dass ein Infekt, der durch ein Bakterium ausgelöst wird, irgendwelche zwischenmenschlichen Konflikte interessiert? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich gerade über diesen Mist aufrege!

Denn dieser Mist ist hoch gefährlich! Gerade bei Säuglingen ist die Sterblichkeitsrate bei einer Pertussis-Erkrankung hoch und gerade hier soll die Gabe von Antibiotika unterbleiben – Ein Wahnsinn!

Auch die Ablehnung von Impfungen ist brandgefährlich! Nur um irgendwelche „zwischenmenschlichen Konflikte“, die sich irgendwelche Schwurbler ausgedacht haben, „mutig auszutragen“, soll den Kindern ein Impfschutz vorenthalten werden, der sie zu 80 bis 90% vor so einer Erkrankung schützen kann – Ein Wahnsinn!

Schaut euch genau an, wie so ein Keuchhustenanfall aussieht und sagt dann den Eltern ins Gesicht, dass das ja nur ein unterbewusster Schrei nach Aufmerksamkeit ist:

Übrigens, noch ein schönes Zitat von Frau Kaesemann zum Thema Kinderkrankheiten: Klassische Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Keuchhusten sind der natürliche Versuch, sich im Kindesalter mit ererbten Belastungen zu beschäftigen und von ihnen zu befreien. Deshalb sollten sie auch nicht durch Impfungen unterdrückt oder ins Erwachsenenalter verschoben werden. Bei guten Abwehrverhältnissen und unter den generell günstigen Lebensumständen, die wir alle genießen, sind es zumutbare Krankheiten, die lediglich durch ein liebevolles Umfeld und diätetische Maßnahmen gemildert werden sollten, um den Reifungsprozess nicht zu behindern. Unterdrückende Maßnahmen wie etwa die äußerliche Behandlung von Hautausschlägen oder das Senken von Fieber sind unbedingt zu unterlassen, da sie zu Nebenwirkungen oder Folgeerkrankungen führen können.

Nett, nicht? Also ich empfinde solche Aussagen als brandgefährlich und vor allem als schönes Beispiel dafür, warum der „Heilpraktiker“ in seiner heutigen Form auf jeden Fall abgeschafft werden muss.

Obwohl der Begriff Kinderkrankheit Harmlosigkeit suggeriert, können eine Reihe dieser Erkrankungen mit ernsthaften Komplikationen einhergehen. Masern können bei Ungeimpften sehr schwer verlaufen und Folgeschäden an verschiedenen Organen hinterlassen. Am schlimmsten ist eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) nach Masern (Häufigkeit 1:1000), die zu kognitiver Behinderung oder zum Tode (20 % der Masern-Enzephalitiden) führt. Als Komplikationen können auch Lungenentzündung, Mittelohrentzündung sowie Infektionen des Kehlkopfes und der Luftröhre (Masern-Krupp) auftreten. Keuchhusten ist insbesondere für Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr gefährlich, da er in diesem Alter nicht mit den typischen Hustenanfällen einhergeht, sondern sich in Atemstillständen äußern kann, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Mumps kann ebenfalls zu einer Beteiligung des Gehirns und bei Jungen nach der Pubertät zu einer Hodenentzündung (Orchitis) und so bei beidseitigem Befall zu Unfruchtbarkeit führen. Röteln sind sehr gefährlich, wenn sie während der Schwangerschaft auftreten, sie führen dann regelmäßig zur Rötelnembryofetopathie mit geschädigtem Gehirn, Augen und Ohren.

Und das schlimmste ist noch, dass es Eltern gibt, die tatsächlich nach den Ratschlägen dieses Schundmachwerkes vorgehen und ihre Kinder leiden lassen. Ich möchte jetzt in die Rabatten speien bei so viel Blödsinn.

 

 

Alle Zitate aus: Dahlke, Rüdiger/Kaesemann, Vera: Krankheit als Sprache der Kinderseele. Bertelsmann, 2009.

4 Gedanken zu “Homöopathische Keuchhustenbehandlung – oder: Wie ich am besten mein Kind leiden lasse

  1. Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört ein homöopathisch „behandelter“ Keuchhusten – und ich weiß noch sehr genau, wie ich über der Küchenbank hing, mir fast die Seele aus dem Leib hustete, keine Luft mehr bekam, Todesangst hatte, es grauslich wehtat, wie meine Großmutter – und die hatte acht Kinder groß gezogen und war eigentlich sehr hart im Nehmen – das heulende Elend bekam.
    Ich weiß nicht, welchen Einfluss das auf meine „Persönlichkeitsentwicklung“ hatte, aber eines wusste ich immer: Dass ich meinem Kind das nicht zumuten würde, wenn ich es verhindern könnte. Es muss nicht sein, dass Kinder wochenlang – und auch daran, dass das eine kleine Ewigkeit gedauert hat – so leiden und ich glaube auch nicht, dass das irgendjemanden irgendetwas bringt.

  2. Absolut gruseliges Geschwurbel. Da wird mir ganz anders ! Der Bruder meines Vaters ist als Säugling an Keuchhusten gestorben – 1928 gab es keine Impfung.

    Ich hatte einen ungeimpften Freund, der an Kinderlähmung litt (der Fachbegriff fällt mir gerade nicht ein).
    Und sehe ihn heute noch vor mir, wie er sich mit Krücken und teilweise auf dem Bauch hochziehend in meine Wohnung im ersten Stock kämpfte. Und keine Hilfe wollte.
    Auch sowas wäre vermeidbar gewesen !

    Meine Eltern haben mich als Kind rigoros durchgeimpft, mit allem, was zur Verfügung stand (Ende der 50er…).
    Bin ihnen heute noch dankbar.

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