Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, als ich das Schlagwort „Hygiene-Diktatur“ las. Dagegen wird in den letzten Wochen ja fleißig demonstriert und ich frage mich … Heidewitzka, wie geht es bei den Leuten sonst zu Hause zu?
Ich weiß ja nicht, wie es bei den Leuten sonst so zugeht, aber mir zum Beispiel hat meine Mutter beigebracht, wann man sich wie die Hände wäscht und sooo weit ist das jetzt von den Maßgaben zur Corona-Prävention nicht entfernt. Jedenfalls werde ich mir merken, dass ich – sollte ich ihn einmal treffen – Herrn Castorf nicht die Hand geben werde. Man weiß ja nicht, wo die vorher war und wann er sie zum letzten Mal gewaschen hat.
Jedenfalls verstehe ich die ganze Diskussion im Moment nicht ganz. Natürlich kann man sich bspw. über die Einschränkung von Grundrechten streiten, allerdings ist es auch bizarr, wenn man öffentlich demonstriert, „weil man ja nichts mehr sagen darf“. Eine feine Ironie, die an diesen Herrschaften komplett vorbeigeht. Was wollte ich jetzt sagen? Ach ja, über die Einschränkung von Grundrechten diskutieren. Kann man machen, soll man machen, ist vollkommen legitim, aber über die elementaren Grundlagen der Hygiene? Darüber, sich regelmäßig die Hände zu waschen? Darüber, Abstand zu anderen Personen zu halten? Darüber, beim Einkaufen eine Maske zu tragen? Leute, das ist doch lächerlich!
Zumindest das Händewaschen und das Einhalten des Abstands sollte für einen zivilisierten Menschen zum normalen Programm gehören. Und dass der Mensch vom Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht sofort tot umfällt, wird ja tagtäglich in zahlreichen asiatischen Ländern bewiesen, gehört es doch zum guten Ton im Krankheitsfall.
Um auf den Punkt zu kommen: ich verstehe das Problem nicht. Die „Hygiene-Demonstranten“ protestieren gegen Maßnahmen, die eigentlich normal sein sollten. Dabei gebärden sie sich wie verwöhnte Kinder, die an der Kasse den Lollie nicht bekommen, den sie möchten. Eigentlich kann man sich für solche Zeitgenossen nur schämen.
Ich schüttele ohnehin seit Wochen nur noch fassungslos den Kopf über diese ach so mündigen und „selbst denkenden“ Bürger. Fremd schämen für die Spezies Mensch ist mittlerweile an der Tagesordung.
Nicht, dass es bei uns in Frankreich besser wäre, zumindest nicht in den großen Städten, ganz im Gegenteil. Und wenn die zweite Welle anrollt, wird es dann erst richtig lustig.
Nun, die zweite Welle würde von diesen Leuten dann sicher als verschärfte Kriegsführung der Merkeldiktatur gegen ihre Freiheit oder gleich gegen „das Volk“ verstanden. Bevölkerungsreduktion bei der Arbeit.
Mit offensichtlicher Logik kommt man diesen Leuten nicht bei. Auch nicht mit Überschlagsrechnungen der Art, dass ein einziger infizierter Demonstrant bei freiheitsliebendem Geknäuel und lautstarker Aerosolerzeugung leicht mal 100 andere anstecken kann. Gab ja gerade so einen Vorfall in Frankfurt. Von denen landet dann ein halbes Dutzend auf der Intensivstation, und einer von ihnen ist drei Wochen später tot. Der ist dann halt ein Märtyrer.
Ich glaube nicht, dass die Radikalinskis unter diesen Leuten tatsächlich gegen die Coronamaßnahmen demonstrieren, das sitzt sehr viel tiefer. Nach Corona geht’s halt wieder gegen das Impfen oder die Umvolkung. Vielleicht wird es besser, sobald die Regierung wieder Chemtrails einsetzen darf.
Im übrigen ist mir „Hygiene-Demonstranten“ immer noch zu lang. Ich bevorzuge die Abkürzung „Hydranten“.
Also ich hab das mal bei nem Bier mit meinem Corona-Virus hier zuhause ausdiskutiert und wir haben einen guten Kompromiss gefunden.
Er respektiert meine freiheitlichen Grundrechte (ist 5x im Jahr nach Malle zum Saufen fahren zu dürfen eigentlich wirklich ein Grundrecht?) und ich respektiere, dass ein Virus auch Bedürfnisse und Rechte hat.
Er redete noch was von „längerem Atmen“ und „eines Tages kriegen wir euch alle“, aber da bin ich schon weggedöst.
Hallo Onkel Michael,
ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr Sie mir aus dem Herzen sprechen. Ich bin auch nur noch sprachlos über diese Demonstration.
Man krakelt über Unterdrückung der Meinungsfreiheit, aber man kann bei den Demonstrationen ungestraft seine Meinung in Form von Schildern unbehelligt vor sich hertragen. Dabei wird noch nicht mal der eigene Widerspruch, in dem man sich in diesem Moment befindet, erkannt.
Ich versuche es mir zu erklären, aber ich finde keine.
Machen Sie weiter!
Viele Grüße
@Thomas
Vielleicht kennst Du das ja: Da parkt einer falsch, wird aber nicht aufgeschrieben, und man fragt sich: Warum darf der das? Gilt sinngemäß auch für Wirtschaftskapitäne, Priester und viele andere, deren Straftaten nicht (angemessen) geahndet werden. Zumindest in Deutschland steckt es in der Kultur, also ganz tief drin, dass man alles „darf“, was nicht bestraft wird, auch wenn es verboten ist. Ein Fachwissenschaftler wird besser als ich erklären können, warum das so ist und ob das schon immer so war. Ist vielleicht ein obrigkeitsstaatliches Erbe, also als man das Hüten der Regeln sozialverträglichen Umgangs an den Staat outgesourct hatte.
Wenn man nun in seiner eigenen Filterblase (Stammtisch, Verein, Familie…) unwidersprochen und ggf sogar unter Applaus gewohnt ist, sagen zu „dürfen“, was man will, ist man doch nicht wenig irritiert, wenn man sich Widerworte einfängt, sobald man das öffentlich tut. Andere Leute sind anderer „Meinung“ als ich? Unfassbar!! Die wollen mir den Mund verbieten!!
Was diese Leute also nicht verknusen können, ist Widerspruch, zumal welchen mit schlüssigen Argumenten. Zensur!! Lügenpresse!! Merkeldikatur!!
Aus der Sicht dieser Leute ist es also kein Widerspruch, sondern folgerichtig zu sagen, dass man nichts sagen „darf“.
Vorige Tage habe ich mich mal unseres örtlichen Oberdemonstranten Rolf Kron angenommen, der gerade versucht, sein regional-süddeutsches Netz von Mitstreitern auszudehnen. Der Mann ist Homöoparzt ohne Kassenzulassung und tingelt schon seit einiger Zeit an der Seite von Leuten wie Hans Tolzin durchs Land und durchs Netz, um zu „impformieren“. Ich habe das, was er verbreitet, allerdings umgetauft in „Desimpformation“. Sein Lieblingsinstrument sind „impfkritische“ Stammtische. Mit seinem eigenen ist er inzwischen in der hiesigen Waldorf-Schule gelandet.
In seiner Telegram-Gruppe mit gut 500 Mitgliedern hat Kron vor ein paar Wochen unverblümt wissen lassen, dass er sich als Vordenker einer ideologischen Bewegung begreift und es für sinnvoll hält, sich taktisch zu empören, um die Menschen nicht gleich zu verschrecken.
Hier der Link zu Teil eins meines Dreiteilers:
https://wp.ujf.biz/2020/06/was-laeuft-hinter-den-kulissen-von-levana/
Hier der Wortlaut des vielsagenden Textes:
„Hallo alle miteinander.
Ich möchte noch mal zu bedenken geben für diejenigen die am 21.03 nach München kommen werden, dies am besten nicht unter dem Mantel der Impfkritiker und Impfpflicht Gegner zu tun, sondern eher als Corona -Maßnahmen-Empörte , als Menschen der Freiheitsliebe und Kritiker der Virologie und Epidemiologie. Motos dazu könnten sein „Wir glauben euch nicht mehr“.
Ich rate dringend davon ab, jetzt hier für unsere impfkritische Bewegung und Ideologie auf die Straße zu gehen, da uns das Recht übel nachgesagt werden kann. Stellt euch den Artikel oben vom Viktualienmarkt, der in Der Welt erschienen ist, mal so vor: Impfkritiker ignorieren das Versammlungs-Gebot. Ich glaube, das würde unserer Bewegung eher schaden.
Ich bin grundsätzlich ein Freund davon die Massen zu informieren und auch zu mobilisieren. Diejenigen, die mich kennen, wissen das.
Solltet ihr also auch am 21.03 in München sein, dann bitte nicht für eine freie Impfentscheidung werben, sondern eher die Regierung dazu auffordern, die Wahrheit zu Corona durch Fakten zu belegen und diese große Freiheitsberaubung einzustellen. Rettet unsere Weltwirtschaft.
Nur für unser aller Freiheit, sollten jetzt die Weltbevölkerung auf die Straße gehen und sich empören und protestieren.
Liebe Grüße Rolf Kron“
Unter „Weltrettung“ mag er wohl gar nicht erst. Aber im Ernst: Impfverweigerung und Versammlungen vieler Menschen ohne Maske und Abstand: Ist das nicht diese „Bevölkerungsreduktion“, von der man überall lesen kann?