Beschimpft und bedroht – Alltag eines Bloggers

Mein kleiner Blog wird dieses Jahr nun fünf Jahre alt. Natürlich blickt man da auch etwas zurück und zieht eine gewisse Bilanz. Neben den vielen positiven Dingen, die passiert sind, gibt es aber auch etwas, das mich seit fast den ersten Tagen meines Blogger-Daseins begleitet, und das ist nicht so schön.

Ich spreche von den alltäglichen Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen, die immer wieder in den Kommentaren oder meiner Mailbox auflaufen. Und nach nunmehr fast fünf Jahren muss ich das Fazit ziehen, dass es da draußen zahlreiche Menschen gibt, die mich lieber krank als gesund, lieber tot als lebendig sehen würden.

Bitte versteht mich jetzt nicht falsch, das soll kein selbstmitleidiger Mimimi-Artikel werden. Auch kein Fishing for Compliments oder Fishing for Solidarity, ich möchte hier nur konstatieren.

Wie sieht sowas nun aus? Nun, am häufigsten sind Kommentare, die hier eintrudeln. Da werden mir schwere Krankheiten an den Hals gewünscht, bei vielen Kommentatoren sind hier besonders langwierige und schmerzhafte Krankheiten beliebt, an denen ich „verrecken“ soll. Solche Wortmeldungen kommen hauptsächlich von den Vertreter*innen der „sanften Heilweisen“ also der Walla-Walla-Fraktion, wie ich sie für mich gerne nenne, also diejenigen, die sich gerne über andere erheben.

Die vielen Fragen nach meinen heimlichen Geldgebern gehören da übrigens auch dazu. Dass ein Engagement gegen Pseudo- und für evidenzbasierte Medizin rein altruistischen Motiven entspringen kann, auf eine solche Idee kommen diese Herrschaften gar nicht. Das lässt natürlich auch schon tief blicken.

Und jetzt nicht dass ihr denkt, solche Kommentare kämen nur von irgendwelchen Blitzbirnen, die nicht einmal einen Satz geradeaus schreiben können, muss ich euch enttäuschen. Anhand der Texte merkt man schon, dass der überwiegende Teil durchaus über eine gewisse Schulbildung verfügt. Übrigens, soweit ich das mitbekomme, ist das Verhältnis von Männern und Frauen bei den Hass-Kommentaren durchaus ausgewogen.

Als ein bekannter Anti-Skeptiker-Blogger dann noch einen alten Presseartikel über mich ausgegraben und ihn mit hämischen Kommentar gepostet hatte, war dies sicherlich auch nicht gerade hilfreich für die Eindämmung solcher Mitteilungen.

Hauptsächlich von Vertretern von Verschwörungstheorien und Impfgegnern kommen da schon handfestere Drohungen. Da will man mich an der Laterne sehen, meinen Wohnort ausfindig machen und mich „besuchen“; auch vor ein „Tribunal“ soll ich gestellt werden. Als ich noch meine Hausanschrift im Impressum stehen hatte, bekam ich einen Brief. Darin war ein Ausdruck von Google Maps mit meinem Grundstück. Kommentarlos. Aber was gemeint war, war eindeutig.

Was während der aktuellen Corona-Pandemie abgeht, habe ich ja schon hier beschrieben.

Lustig sind beispielsweise die Fans und Verteidiger von „Christina von Dreien“, die sich gerne aufs hohe Roß schwingen und sich für so sehr überlegen halten. Auch hier divergiert der Anspruch an sich selbst und die Wirklichkeit doch äußerst stark. Das vermeintliche hohe Roß ist dann vielleicht eher ein Shetland Pony.

Natürlich macht man sich seine Gedanken zu solchen Vorgängen. Vor allem frage ich mich, was das für Menschen sein müssen, die so von Hass zerfressen sind, dass sie jede Regel von Anstand und Moral über Bord werfen und sich so gehen lassen? Egal wie sehr ich manche Menschen verabscheue, den Tod würde ich ihnen sicher nicht wünschen, aber gut. Vor allem frage ich mich aber auch, wie dumm solche Menschen sind, dass sie denken, ich würde mich von solchen Kommentaren beeindrucken lassen und aufhören zu bloggen? Sicher nicht.

Solche Menschen denken wirklich, sie wären anonym im Netz unterwegs. Dem ist nicht so und für die Strafverfolgungsbehörden ist es kein großes Problem, die Absender zu ermitteln. Ich glaube, dass sich das die wenigsten Kommentatoren vor Augen halten. Und gerade hier in der Region haben wir eine hervorragende Abteilung für Cyber Crime bei der zuständigen Kriminalpolizei, die schon einige Erfolge vorweisen konnte.

Ich denke aber auch, dass das konsequente Öffentlichmachen solcher Vorgänge hilft. Nur wenn eine breite Öffentlichkeit für solche Vorgänge sensibilisiert ist, kann so etwas eingedämmt werden. Deswegen auch mein Aufruf an meine Blogger-Kolleginnen und Kollegen, die dies nun vielleicht lesen und ebenfalls betroffen sind: Macht alles öffentlich. Zeigt, dass hinter den Blogs Menschen stehen, die sich solche Infamie nicht gefallen lassen!

Nun, was ist die Quintessenz aus dem allen? Werde ich mich mäßigen? Werde ich meinen kleinen Blog löschen? Werde ich mich von der Cyber-SA mundtot machen lassen? Sicher nicht. Hier lautet die Devise „Business as usual“. Und so machen ich weiter, die nächsten Artikel sind schon im Entstehen.

7 Gedanken zu “Beschimpft und bedroht – Alltag eines Bloggers

  1. Ich lese meist kommentarlos im Hintergrund mit, und „Solidarität“ vom Sessel aus ist ja auch eher gratis; ich möchte Ihnen (dem Onkel) trotzdem meine Anerkennung aussprechen. 🙂

  2. Besonders bedauerlich ist es auch, dass sich die amtlichen Vertreter z.B. der Heilpraktikerzunft nicht von dergleichen Auswüchsen distanzieren, so im Sinne von „lasst das gefälligst, das haben wir nicht nötig, das schadet uns“ o.ä.

    Ebenso bedauerlich, dass in der schweigenden Mehrheit die Erkenntnis kein Gemeinplatz ist, dass wohl keine Argumente hat, wer so rumbrüllt. Stattdessen wird sogar noch von „Glaubenskriegen“ deliriert, als sei der Ton auf beiden Seiten derselbe und wir einfach nur Fans rivalisierender Fußballvereine wären.

  3. Das sind dann wohl die Nachteile der Online-Medien und vor allem der sozialen Netzwerke. Sie bieten eben auch jenen eine Plattform, die ihren Hass und ihre Unzufriedenheit zuvor im stillen Kämmerlein oder am Stammtisch freien Lauf gelassen haben.
    Mittlerweile ist es wirklich so, dass man, egal ob auf Twitter, Facebook, Instagram oder YouTube, keinen Beitrag oder Video mehr lesen oder ansehen kann, ohne dass sich diese Phalanx aus Dummheit, Ignoranz und Hass zu Wort meldet. Es könnte einem wirklich das Internet verleiden, zumal man auch den Eindruck bekommen könnte, dass diese Schreihälse in der Überzahl sind.
    Nein, sind sie nicht. Sie sind nur lauter und wie heißt es doch so schön: wer schreit und droht, dem fehlen nur die Argumente.

  4. Meine, sicherlich subjektiven, Einschätzungen sind:

    a) Je geringer der tatsächliche Einfluss (politisch, öffentlich, finanziell) der ach so menschenfreundlichen Kritiker ist, desto lauter müssen sie virtuell ihr Maul aufreißen.

    b) Je mehr Personen zu verlieren haben (auch wieder politisch, öffentlich, finanziell), desto agressiver geben sie sich.

    Beide Einschätzungen bedingen sich auch.

  5. Jo, same here. Unseren religionskritischen Podcast können wir nur pseudonym machen — unseren Familien können und wollen wir die beständigen Drohungen, hauptsächlich von Nazis, Christen und Nazichristen, jedenfalls nicht zumuten.

    Keep rocking, Onkel!

    1. Es ist schon interessant, immer wieder zu lesen und sehen, wie hasszerfressen und egoistisch doch gerade die Menschen sind, die sich Nächstenliebe auf ihre religiösen Fahnen schreiben!

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