Die momentan heftig diskutierte Frage, ob eine Impfpflicht gegen SarsCoV-2 eingeführt werden soll oder nicht, ist doch nichts anderes als die Abwandlung einer der Grundfragen menschlichen Zusammenlebens: Was wiegt schwerer? Die Rechte und Bedürfnisse des Individuums oder die Rechte und Bedürfnisse des Kollektivs?
Diese Frage ist so allerdings nicht so leicht zu beantworten, da es hier – anders als in den Naturwissenschaften – keine fixen Regeln gibt und so muss jede Gemeinschaft für sich diese Frage festlegen. Und wenn die Antwort einmal festgelegt ist, dann steht sie auch nicht in Stein gemeißelt, sondern muss von Zeit zu Zeit immer wieder neu verhandelt werden, je nachdem in welche Richtung sich die moralische Norm des jeweiligen Kollektivs entwickelt.
Von daher ist dies, was ich hier schreibe auch nur meine persönliche Meinung zu dem Thema und ich erhebe absolut keinen Anspruch darauf, dass diese eine wie auch immer geartete Allgemeingültigkeit hätte.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde dieser moralische Kompass bei uns in Deutschland immer weiter in die Richtung der absoluten persönlichen Freiheit verschoben. Rechte wurden vehement eingefordert und Pflichten vernachlässigt, vergessen, ja sogar diskreditiert. Selbst die – nachvollziehbare – Forderung der Agentur für Arbeit, dass Bezieher von ALG I und II sich um eine neue Arbeitsstelle zu kümmern, wurde als unbotmäßig und übergriffig angesehen.
Die Manifestation dieser an Hedonismus grenzenden Einstellung erkennt man an der Misere des Ehrenamtes. Egal ob Freiwillige Feuerwehren, Sanitätsbereitschaften oder Fußballvereine, sie alle leiden unter enormen Nachwuchsmangel, weil sich kaum noch jemand dauerhaft verpflichten möchte. Es könnte ja der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse im Wege stehen und wo kämen wir da hin, wenn man seine eignen Belange kurzfristig hintenanstellen müsste.
Und hier liegt auch das große Problem mit den Impfverweigerern. Diese können natürlich ohne Wenn und Aber die Entscheidung für sich treffen, sich nicht impfen zu lassen, müssten dann aber bereit sein, mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung zu leben. Genau das tun sie aber nicht. Sie fordern für sich die freie Entscheidung, über die Impfung selbst bestimmen zu wollen und wollen gleichzeitig ohne jede Konsequenz so weitermachen wie zuvor und wenn sie dies nicht können, dann hören sie sich an wie ein Kleinkind an der Supermarktkasse, wenn es kein Überraschungs-Ei bekommt. Und das ist der eigentliche Skandal.
Woher diese – in meinen Augen wirklich schlimme – Entwicklung in unserer Gesellschaft kommt, kann ich letztendlich nur vermuten, damit müssten sich Soziologen, Psychologen oder irgendwelche anderen Ologen auseinandersetzen. Ich weiß nur, dass diese Entwicklung äußerst ungesund für unsere Gesellschaft ist und uns vor noch ärgere Probleme stellen wird, wenn hier und heute nicht gegengesteuert wird.
Wie zu Anfang gesagt, ich kann an dieser Stelle nur für mich sprechen und für mich ist die Frage ganz klar, dass eine Impfpflicht eingeführt und auch durchgesetzt werden muss, wenn wir aus dieser Situation herauskommen wollen. Denn die freie persönliche Entscheidung eines Impfgegners hat nicht nur Auswirkungen auf ihn selbst, sondern auch auf andere Personen in seiner räumlichen Nähe, die vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Und so setzt der Impfgegner diese Personen einem Risiko aus, das massive gesundheitliche Schäden bei der anderen Person hervorbringen, ja sogar zu deren Exitus führen können.
Der Impfgegner stellt seine persönliche freie Entscheidung und sein persönliches Wohlergehen über die Gesundheit und das Leben seiner Mitmenschen. Und eine solche Denkweise kann nicht angehen.
Nachdem sich hunderte von Ärzten, Wissenschaftsjournalisten oder Bloggern sich seit gut zwei Jahren die Münder und Finger fusselig reden und schreiben, um Aufklärungsarbeit zu leisten, muss ich mich fragen, was noch passieren soll, um diese Menschen umzustimmen. Was – denn – noch ?
Von daher sehe ich in meinen Augen keine andere Wahl, als eine Impfpflicht einzuführen und diese auch konsequent durchzuführen. Das gute Zureden und Überzeugen hat nicht gefruchtet, dann eben auf diese Art und Weise.
Ich bin absolut Deiner Meinung. Impfpflicht jetzt, bevor uns wieder alles um die Ohren fliegt, weil ‚Appelle‘ völlig sinnlos sind.
Ich würde mir auch morgen sofort die Boosterimpfung holen – wenn die lahme STIKO sie denn ab 60 freigegeben hätte. So muss ich in HH bis zum 8.12. warten, wenn meine HÄ sie durchführt.
Ich fühle mich nicht mehr geschützt (2.Impfung war am 01.05.) und werde alles meiden, wo mir Leute auf die Pelle rücken können.
Das Beispiel Jobcenter ist etwas unglücklich gewählt, IMO. Die Strukturen dort sind so, wegen des veralteten vertikalen Rechts, dass jegliche Eigenmotivation und Kreativität im Keim erstickt wird. Es gibt in Deutschland nur Angestellte und Beamte und jeder muss da reinpassen und wehe wenn nicht. Habe ich selbst erlebt.
Auch ists oft so, dass die jetzige Arbeitswelt so gaga ist, dass fürs Ehrenamt schlicht und einfach keine Zeit mehr bleibt, weil soviele Strukturen bei Arbeit, Familie und Freizeit nicht mehr stimmen, um es irgendwie übereinander zu bringen. Dazu addiert eben dieser aus dem Neoliberalismus hervorgegangene Hedonismus mit dem übersteigerten Ego, die soweiso schon Leute bevorzugt, die materiell oft alles haben aber einfach mit dem Rest von sich nix Gescheites anzufangen wissen. Das kam während der Pandemie nur allzu deutlich raus.
Es ist bestimmt kein Zufall, dass im Moment die Leute am lautesten plärren, denens materiell eigentlich gut geht. Denjenigen denen es dreckig geht, die mit viel zu knappem Hartz IV Satz auskommen müssen, sich mühselig mit mehreren Minijobs über Wasser halten, die haben gar keine Zeit dafür.
IMO sinds einfach oft Leute, die meinen der persönliche Status gehe über alles andere, weil sie es ihr Leben lang nicht anders kannten. Krisensituationen wie wir sie im Moment haben, sind ihnen völlig fremd und deswegen reagieren sie so ignorant und unfähig, sich z.B. auf wechselnde wissenschaftliche Erkenntnisse oder auch Viren (von Alpha zu Delta) einzustellen. Es ist auch viel Verdrängung dabei.
Man hätte die Impfpflicht schon im Frühjahr einführen sollen, als einigermaßen gesichert war, dass kurzfristige fatale Nebenfolgen der Impfung weitestgehend ausblieben (“Langzeitfolgen” sind eh Schmarrn).
Ich verstehe nicht, was dagegen sprach. Gegen Pocken und Masern gab/gibt es doch auch eine Impfpflicht, und danach kräht(e) kein Hahn.
Hatte die baldige Ex-Regierung im Wahljahr wirklich Schiss vor ein paar Asozialen, die behaupteten, sie seien die “Mehrheit”? Der Schuss ist zumindest für die Union gründlich daneben gegangen. Jetzt hoffe ich mal auf Karl Lauterbach als künftigen Gesundheitsminister.
Manuelles Pingback vonhttps://wp.ujf.biz/2021/11/impfmuffel-meine-sorgenvoll-hilflose-verzweiflungswut/
„Mein PCR-Testergebnis liegt vor. Leider positiv. Das bedeutet für mich nun, dass ich bis zum 26. November – zwei Wochen nicht etwa nach der Ansteckung, sondern nach dem ersten Niesen – in Hausarrest bleiben muss, während die Impfmuffel, die ja meistens auch um jeden Test einen großen Bogen machen, ungestraft frei herumlaufen. Bewegte ich mich unter vollständig Geimpften, würde es reichen, ein paar bescheidene Hygieneregeln („A-H-A“) einzuhalten und nicht mit Haushaltsfremden essen zu gehen, und niemand käme ernstlich zu Schaden. Der Staat gewährt also ausgerechnet denen Bewegungsfreiheit, die sich die Freiheit nehmen, unsolidarisch zu sein, und nimmt dafür mir diese Freiheit weg, obwohl ich allenfalls die Gesundheit der Uneinsichtigen gefährde. Mein Freiheitsbegriff sieht anders aus: Ich bin in Vorleistung gegangen, um neben mir selbst auch andere zu schützen. Wer dazu nicht bereit ist, der soll bitte auch die Folgen tragen und unter Quarantänebedingungen leben. Was wäre denn, wenn ich nicht in einem großen Haus lebte, in dem ich von meiner Frau und meiner Tochter so gut Abstand halten kann, dass sie „negativ“ bleiben und für mich einkaufen gehen können? Welcher der Verirrten würde freiwillig die Besorgungen übernehmen?
Dazu passend plädiert mein Blogger-Freund „Onkel Michael“ Scholz heute für die Impfpflicht: „Hier liegt auch das große Problem mit den Impfverweigerern. Diese können natürlich ohne Wenn und Aber die Entscheidung für sich treffen, sich nicht impfen zu lassen, müssten dann aber bereit sein, mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung zu leben. Genau das tun sie aber nicht. Sie fordern für sich die freie Entscheidung, über die Impfung selbst zu bestimmen, und wollen gleichzeitig ohne jede Konsequenz so weitermachen wie zuvor. Und wenn sie dies nicht können, dann hören sie sich an wie ein Kleinkind an der Supermarktkasse, wenn es kein Überraschungs-Ei bekommt.““
Sehr gut gegeben. Danke für die klaren Worte!
Eine Frage: Kennen Sie diesen Blog: [Link entfernt]
Der zitiert ungehindert Reitschuster, den Schildverlag, Wagenknecht etc. – da wird mir übel. Haben Sie dessen Bekanntschaft schon gemacht? Hier oder auf Twitter? Ich bekomme bei so einem gefährlichen Geschwafel echt Puls!
Übrigens, zu Recht unverlinkt.
Warum man Algorithmen nicht trauen kann: Mir wurde der fragliche Blog vom Reader direkt unter Ihren Beitrag vorgeschlagen …
[Unsinn und Beleidigungen entfernt]
Petition: Impfpflicht für alle:
https://www.change.org/p/die-bundesregierung-impflicht-f%C3%BCr-alle
[Schwurbelei gelöscht]