Landauf, landab wird sie herbeigeschrien: die Spaltung. Glaubt man der Berichterstattung, sieht unsere Gesellschaft aus wie ein Scheit Brennholz, nämlich meisterlich gespalten. Hier irrt man allerdings! Die Gesellschaft ist mitnichten gespalten. Vielmehr haben wir mit den Querdenkern und Impfverweigerern eine kleine – aber laute – Bevölkerungsgruppe, die sich bewusst und gewollt von der Gesellschaft separiert. Und diese Bevölkerungsgruppe ist in keinster Weise auch nur zum Hauch eines Eingeständnisses gegenüber der Mehrheit bereit. Entweder es geht nach ihrem Willen oder es geht gar nicht. Ein schönes Beispiel ist AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, also der politische Arm der Querdenker. Diese Fraktion – oder mittlerweile noch große Teile der Fraktion – bringen es nicht über sich, als Minimalkonsens einen Corona-Test zu absolvieren und sitzen lieber separiert vom demokratischen Teil des Bundestages auf den Besucherrängen, oder wie es bei Twitter so schön hieß: in der Deppenloge.
Natürlich kann ich die Kolleginnen und Kollegen der Medien verstehen. Die Querdenker machen Rambazamba, schreien, krakeelen, erzählen den hanebüchensten Blödsinn, den man sich vorstellen kann. Darüber kann man natürlich gut berichten und auf der Jagd nach Klicks und Auflagenzahlen macht sich eine solche Sensationsberichterstattung natürlich ganz gut. Aber ich als Otto Normalonkel frage mich schon, warum auf diese absolute Minderheit ein derartiger Fokus gelegt wird und ein derartiges Gewese gemacht wird. Schauen wir uns doch mal die Realitäten an. Das Impf-Dashboard des Robert-Koch-Institutes meldet für den 17. Dezember 2021: 60,9 Mio. Menschen (73,2 % der Bevölkerung) haben bisher mindestens eine Impfdosis erhalten. Davon sind 58,4 Mio. Menschen (70,2 %) bereits vollständig geimpft. 25,2 Mio. Menschen (30,3 %) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Aktuell sind 22,3 Mio. Menschen nicht geimpft (26,8 % der Bevölkerung). Für 4,0 Mio. dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren (4,8 %) steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Und das sind nur die Zahlen, die dem RKI gemeldet wurden, also die MINIMALZAHLEN! Dazu gibt es ja noch eine Dunkelziffer von Impfungen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht gemeldet werden. Warum findet keine ausführliche Berichterstattung über die 60,9 Millionen Menschen statt, die sich brav haben impfen lassen?
Wenn 60,9 Million Menschen in Deutschland mindestens einmal geimpft sind und 18,3 Millionen (die 4 Millionen Kinder, für die es noch keine Impfstoffzulassung gibt, habe ich mal rausgenommen) nicht, dann sehe ich hier absolut keine relevante Spaltung der Gesellschaft. Vor allem, weil ja nicht alle der 18,3 Millionen aktuell ungeimpften Menschen Impfgegner und Querdenker sind. Ich gehe davon aus, dass der größte Teil dieser Menschen bisher aus Bequemlichkeit oder Schusseligkeit noch nicht geimpft sind oder sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Kürzlich beispielsweise habe ich eine Oma hier kennengelernt, die sich wirklich gerne impfen lassen würde, es aber nicht tut, weil ihr Sohn und ihre Schwiegertochter – beides radikale Querdenker – ihr sonst den Kontakt zu den Enkeln verbieten würde und das die einzige Familie ist, die sie noch hat.
Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass von den 18,3 Millionen Ungeimpften vielleicht zwei bis drei Millionen Hardcore-Querdenker sind und a) ist das keine gesellschaftlich relevante Spaltung und b) werden wir die nie erreichen. Die sind dermaßen verbohrt und stecken in ihren eigenen Echokammern fest und steigern sich in irgendwelche Phantasien hinein, dass man sie absolut nicht mehr erreichen kann.
Also hört bitte auf, eine Spaltung der Gesellschaft herbei zu fabulieren und orientiert euch an der Realität.
P.S. Und könnten die Behörden bitte endlich einmal damit aufhören, diese ekelhaft lauten Krakeeler mit Samthandschuhen anzupacken?