Ferdinand Adam von Pernau – Ein vergessener Forscher

Ferdinand Adam von Pernau, geboren am 7. November 1660 in Steinach am Brenner, war ein österreichischer Adliger, Geheimrat in Coburg und ein Pionier der Ornithologie. Sein Leben und Werk sind ein faszinierendes Zeugnis für die Verbindung von Naturbeobachtung, wissenschaftlichem Denken und ästhetischer Sensibilität im Barockzeitalter.

Frühe Jahre und Bildung

Pernau stammte aus einem alten Tiroler Adelsgeschlecht und wuchs in einem Umfeld auf, das von religiöser Verfolgung geprägt war. 1670 emigrierte die Familie wegen ihres evangelischen Glaubens nach Sulzbach in der Oberpfalz. 1676 begann Pernau mit seinem jüngeren Bruder ein Studium an der Universität Altdorf, wo er promovierte. Vier Jahre später trat er in den Pegnitzer Blumenorden ein, eine 1644 gegründete literarische Gesellschaft. Ab 1681 arbeitete er im pfalzgräflichen Dienst als Regierungsassessor und Kammerjunker in Sulzbach, betätigte sich als Schriftsteller und reiste nach Italien, Frankreich und Holland.

Der Weg zum Ornithologen

1690 zog Pernau nach Coburg und trat als Konsistorialrat und Kammerjunker in den Dienst von Herzog Albrecht. Ein Jahr später heiratete er Maria Elisabeth Händl von Rämingsdorff auf Streufdorf und 1694 wurde er zum Hofrat ernannt. Nach dem Tod von Herzog Albrecht im Jahr 1699 entzündeten sich jahrzehntelange Erbstreitigkeiten um das Fürstentum Sachsen Coburg. Rechtswidrig nahm Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen das Fürstentum. 1708 wurde Pernau Vorsitzender im Rat der Coburger Regierung und 1710 zum sachsen-meiningischen Geheimen Rat ernannt. Den Regierungsvorsitz übte er bis 1725 aus, als die Mitregentschaft von Sachsen-Saalfeld in Coburg begann. 1704 erwarb Pernau von der Familie von Rosenau und zu Ketschenbach das Schloss und Kammergut Rosenau. Im Jahr 1731 starb von Pernau auf Rosenau und wurde in einer Gruft in der Unterlauterer Trinitatiskirche bestattet.

Das ornithologische Werk

Pernau wird als Begründer der wissenschaftlich betriebenen biologischen Vogelforschung bezeichnet. Er beobachtete die Vogelwelt im Coburger Land in ihrer natürlichen Umgebung und hielt auch viele Vogelarten im Käfig. Dabei dokumentierte er die von ihm beobachteten Vogelarten durch eine exakte Aufzählung und Beschreibung. Er führte erstmals die Namen für Baumläufer, Blaukehlchen, Bergfink, Rotdrossel, Sprosser oder Hausrotschwanz ein. 1702 erschien erstmals anonym sein mehrfach bearbeitetes und umbenanntes Hauptwerk, ein Vogelbuch, das 1720 den Titel „Angenehme Land-Lust! Deren man in Städten und auf dem Lande, ohne sonderbare Kosten, unschuldig genießen kann. Oder von Unterschied/Fang/Einstellung und Abrichtung der Vögel/Samt deutlicher Erläuterung derer gegen den Zeitvertreib geschehenen Einwendungen, auch nötigen Anmerkungen über Hervieux von Canarien-Vögeln/ und Aitinger vom Vogelstellen“ trug. Da Pernau seine Werke anonym veröffentlichte, wurden seine Leistungen erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch Erwin Stresemann bekannt.

Die Bedeutung seines Werks

Pernau war einer der ersten, der das Singen von Vögeln nicht als instinktive Handlung, sondern als erlerntes Verhalten betrachtete. Er erkannte, dass der Migrationsauslöser nicht Hunger oder Kälte war, sondern ein verborgener Mechanismus. Seine Arbeit nahm Entwicklungen der Ornithologie vorweg, einschließlich der von Konrad Lorenz. Er war auch einer der ersten, der seinen Ekel über das Töten von Vögeln zeigte: „Ich habe nicht die Absicht zu beschreiben, wie man Vögel fängt […], sondern das Vergnügen zu beschreiben, diese schönen Geschöpfe Gottes zu beobachten, ohne sie zu töten.“

Sein Werk „Gründliche Anweisung alle Arten Vögel zu fangen, einzustellen, nach dem Geschlecht und andern Merkmalen zu unterscheiden, zahm zu machen, abzurichten, ihre merkwürdige Eigenschaften zu erkennen, sie fremde Gesänge zu lehren, und zum Aus- und Einfliegen zu gewöhnen“ wurde mehrfach aufgelegt und blieb bis ins 18. Jahrhundert ein Standardwerk der Vogelkunde. Die zweite Auflage von 1768, herausgegeben von Johann Matthäus Bechstein, enthält zahlreiche Kupfertafeln und ist ein bedeutendes Dokument der damaligen ornithologischen Forschung.

Fazit

Ferdinand Adam von Pernau war ein Mann von außergewöhnlicher Beobachtungsgabe und wissenschaftlichem Interesse. Sein Leben und Werk sind ein faszinierendes Zeugnis für die Verbindung von Naturbeobachtung, wissenschaftlichem Denken und ästhetischer Sensibilität im Barockzeitalter. Seine Beiträge zur Ornithologie sind von bleibender Bedeutung und haben die Entwicklung der Vogelbeobachtung und -forschung maßgeblich beeinflusst.

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