„Wer Israel angreift, der greift die Menschlichkeit an.“
— Konrad Adenauer, 1951
Im Lichte der jüngsten Enthüllungen und der schleichenden Öffnung ostdeutscher Archive drängt sich eine Erkenntnis mit unerbittlicher Klarheit auf: Der sogenannte „antifaschistische Staat“ auf deutschem Boden, jener Zerrspiegel namens DDR, war nicht nur blind gegenüber den Untaten der Nationalsozialisten, er war – in perfider Verkleidung – selbst ein Geburtshelfer des modernen Antisemitismus in deutschem Namen.
Während sich die Bundesrepublik, aufrecht und schuldbewusst, dem schweren Erbe der Vergangenheit stellte – mit der Demut, die dem Ernst der Geschichte geziemt –, trugen die Genossen in Ost-Berlin die alte Hetze in neuen Farben vor. Die SED, in festem Dogmenglauben verankert, tauschte das Hakenkreuz gegen Hammer und Zirkel, nicht aber die Verachtung gegenüber dem jüdischen Volk, wenn es sich zur Selbstbestimmung erhob.
Vom „Antifaschismus“ zur offenen Feindschaft
Der offizielle Kurs der DDR in Bezug auf Israel und das jüdische Volk war ein Beispiel staatsideologischer Kälte und doppelzüngiger Moral. In der Sprache der SED-Funktionäre war Israel ein „Agent des Imperialismus“, ein „Brückenkopf des Kolonialismus“ – Begriffe, die aus dem Propagandakatalog Moskaus stammten und von Pankow nur allzu gerne übernommen wurden. Der Begriff „Zionismus“ wurde – wie einst der Begriff „Jude“ im Munde der Nationalsozialisten – zu einem Schimpfwort umfunktioniert, zur Projektionsfläche für Verschwörung, Machtgier und Verrat.
Dabei war es kein Zufall, dass die DDR Israel nie diplomatisch anerkannte. Ein Staat, der sich als Bollwerk des Antifaschismus inszenierte, verweigerte dem einzigen jüdischen Staat der Welt die Hand – und reichte sie stattdessen jenen, die seine Vernichtung planten.
Ein Pakt mit Arafat – Die DDR und die PLO
„Der palästinensische Kampf ist unser Kampf – gegen Zionismus, gegen Imperialismus, gegen das Unrecht.“
— Erich Honecker, 1982 (anlässlich eines Treffens mit Arafat)
In der düsteren Galerie der DDR-Außenpolitik nimmt das Verhältnis zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) einen besonderen Platz ein – und einen besonders beschämenden. Jassir Arafat, der als Führer einer Organisation galt, die sich offen zum bewaffneten Kampf gegen Israel bekannte, wurde in Ost-Berlin empfangen wie ein Staatsmann. Mit rotem Teppich, militärischem Zeremoniell und revolutionärem Pathos.
Allein zwischen 1971 und 1989 weilte Arafat mindestens dreizehn Mal in der DDR. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurden Verträge unterzeichnet, Unterstützungsleistungen gewährt, Trainingsabkommen abgeschlossen. In geheimen Lagern erhielten palästinensische Kader militärische und ideologische Schulung. Dabei wurden nicht nur Kalaschnikows zerlegt, sondern auch politische Doktrinen gepredigt, die Israel zur Wurzel allen Übels erklärten.
Diese Allianz war kein Zufallsprodukt geopolitischer Notwendigkeit – sie war die logische Konsequenz einer Ideologie, die alles Jüdische im Verdacht hielt, ein Agent der kapitalistischen Weltverschwörung zu sein. Wer in der DDR öffentlich für Israel eintrat, begab sich auf gefährliches Terrain. Die jüdischen Gemeinden im Land – ohnehin dezimiert, traumatisiert, entrechtet – lebten in ständiger Angst vor Repression, Überwachung und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Die Staatssicherheit hatte ihre Augen überall.
Vom „zionistischen Feind“ zur Feindbildpflege
Im Parteijargon wurde Israel nicht nur angefeindet, es wurde systematisch entmenschlicht. Schulbücher, Presseberichte und politische Schulungen transportierten eine Linie, die das Existenzrecht Israels in Frage stellte, ja ins Lächerliche zog. Die israelische Verteidigung wurde als Aggression verkauft, der palästinensische Terrorismus als legitimer „Befreiungskampf“ verklärt.
Die SED versteckte ihren Hass hinter einem Banner, auf dem „Antizionismus“ geschrieben stand. Doch man darf sich von Worten nicht blenden lassen: Wo der Hass gegen den Zionismus gepflegt wurde, war der Hass gegen Juden nicht weit.
„Man darf den Antizionismus nicht von dem alten Antisemitismus trennen, er ist nur dessen neu gewandetes Gewand.“
— Nahum Goldmann, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, 1965
Schluss mit der Legende vom „besseren Deutschland“
Heute, in der Rückschau, erscheint die DDR nicht als „besseres Deutschland“, sondern als ein Staat, der seine Vergangenheit nicht überwunden, sondern umgedeutet hat – mit fatalen Folgen. Der Antisemitismus war nicht überwunden, sondern wurde neu codiert, in marxistischer Rhetorik versteckt, aber nicht minder gefährlich.
Der Schulterschluss mit der PLO, die systematische Delegitimierung Israels, die ideologische Feindbildpflege – sie alle sprechen eine Sprache der Schuld. Eine Schuld, die zu benennen ist. Nicht, um die Menschen im Osten pauschal zu verurteilen, sondern um die historische Wahrheit nicht unter den Trümmern ideologischer Mythen begraben zu lassen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar – auch in Palästina. Aber sie beginnt nicht dort, wo man Juden das Lebensrecht abspricht. Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt, der stellt sich außerhalb jeder zivilisierten Ordnung. Die DDR hat diesen Schritt getan – und es ist an uns, dies klar, unmissverständlich und ohne historischen Revisionismus zu benennen.