Von der Ideologie

Der Onkel, der was praktischer Weise ich selber bin, ist ja ein Liberaler, der für Meinungsfreiheit, Menschenrechte, persönliche Freiheit, Selbstbestimmung und Toleranz einsteht und dies auch jederzeit verteidigt, selbst wenn mir die geäußerte Meinung selbst nicht gefällt. (Dazu könnt ihr auch meinen Artikel zur Meinungsfreiheit lesen.) Allerdings gibt es in letzter Zeit immer mehr Strömungen in unserer Gesellschaft, die rasant in die ideologische Schiene abrutschen und schon fast sektenähnliche Züge annehmen. Vor allem, da solche ideologisierten „Bewegungen“ immer mehr und mehr als gesellschaftliche Spaltkeile agieren, die sich mit dem Deckmäntelchen der sozialen Gerechtigkeit auch noch den Anstrich der „guten Sache“ geben. Aber schauen wir uns einmal an, was so eine Ideologie ist und warum sie so gefährlich werden kann.

Gut, zuerst ist eine Ideologie ja nur ein System von Überzeugungen, Ideen und Werten, das eine bestimmte Sichtweise auf die Welt, dies Gesellschaft und das menschliche Handeln bieten. Ideologien sind dabei nicht auf die Politik beschränkt, sondern können auch im religiösen, sozialen oder kulturellen Kontext auftauchen. Sozialismus, Kommunismus, Faschismus oder Nationalismus dürften die wohl bekanntesten politischen Ideologien sein. Jede Ideologie hat dabei ihre eigenen Werte, ihre eigenen Prinzipien und ihre eigenen Vorstellungen darüber, wie die Gesellschaft organisiert werden soll.

Dadurch, dass Ideologien auch die Rahmenbedingungen durch die Interpretation von Ereignissen oder Aussagen Außenstehender bieten, beeinflussen sie das Denken und Verhalten von Einzelpersonen aber auch Gruppen.

Das Gefährliche bei solchen Ideologien ist, dass Ideologien dazu neigen, dogmatische Überzeugungen zu fördern, was dazu führt, dass deren Anhänger unempfänglich für alternative Perspektiven werden, was zu einer starren, eben dogmatischen Denkweise führt. Und in dogmatischen Ideologien gibt es weder Innovation noch Fortschritt.

Ideologien können auch zu starken Spaltungen in der Gesellschaft führen. Das kommt daher, dass sich Anhänger einer Ideologie oft dazu neigen, sich gegenüber anderen Gruppen als überlegen zu betrachten. Dies kann natürlich zu Spannungen, gesellschaftlichen Konflikten und letztendlich auch Gewalt führen. Genauso neigen Ideologien dazu, dass die Rechte und Freiheiten von Einzelpersonen oder Gruppen, hier besonders gesellschaftliche Minderheiten eingeschränkt oder unterdrückt werden können, was letztendlich zu Menschenrechtsverletzungen führt.

Ideologien weisen oft aber auch starke Züge von Verschwörungstheorien auf. So bieten sie oft einfache Antworten auf komplexe soziale, politische oder wirtschaftliche Fragen, die natürlich oft stark verkürzt und somit unzureichend für die Lösung der Fragen sind, an. Allerdings führen diese ideologischen Antworten dann zu ineffektiven und schädlichen Entscheidungen. Ein weiterer Punkt ist die „Ideologische Blindheit“, die dazu führt, dass Menschen bestimmte Fakten oder Realitäten ignorieren, die nicht mit ihren Überzeugungen übereinstimmen. Dies führt dann zu einer verzerrten Wahrnehmung und der oder die Betroffene verliert die Fähigkeit zur sachlichen Analyse.

Wir sehen also, dass der Übergang zwischen einer reinen gesellschaftlichen Bewegung und einer Ideologie durchaus fließend sein kann. Ein guter Gradmesser, wie weit so eine Bewegung abgeglitten ist, kann es sein, sich anzusehen, wie sie mit ihren Gegnern umgeht. Wird munter geghostet, gecancelt oder gegaslightet (schöne Begriffe, nä? So richtiges Wortgeklingel…), dann sollt man sehr vorsichtig sein.

Skeptisch sein sollte man auf jeden Fall immer dann, wenn groß Menschlichkeit, Gerechtigkeit oder sonst irgendeine -keit versprochen wird, mit den Mitmenschen dann aber eher unschön umgegangen wird. Nein, im Ernst, seid bitte vorsichtig, was das angeht. Man ist schneller in einem Sog aus Fanatismus und Scheuklappendenken gefangen, als man denkt und das ist wirklich nicht gut, weder für den Einzelnen, noch für unsere Gesellschaft.

Ein Gedanke zu “Von der Ideologie

  1. Eine zusätzliche Beobachtung: Das Schlimmste für Ideologen ist gar nicht, dass die eigene Ideologie an der Realität scheitert – dieses Versagen kann auf vielfältige Weise beschönigt oder wegerklärt werden.

    Der tatsächliche GAU für Ideologen jeder Couleur ist ein anderer: Die „feindliche“ Sicht oder Theorie wird von den Menschen akzeptiert und umgesetzt – und funktioniert!

    Darum, so meine Vermutung, wird der Liberalismus von links und rechts so gehasst: Er liefert Ergebnisse und sichert ein menschliches Miteinander.

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