Bundesverband befürchtet Satzzeichen-Engpass

Berlin – Wie unsere Redaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, steht der Bundesrepublik ein ernstzunehmender Satzzeichen-Engpass bevor. Besonders betroffen hiervon soll das Ausrufezeichen sowie das Fragezeichen sein. Am gestrigen Donnerstag hatte unsere Redaktion die Möglichkeit, mit dem Leiter des Bundesamtes zur Bevorratung und Pflege von Satzzeichen, Herrn Prof. Dr. Konrad von Tuhten exklusiv zu befragen.

Wir wissen nicht mehr aus noch ein, klagte Prof. von Tuhten in unserem Gespräch. Wir sind es ja gewohnt, dass seit der Einführung der sozialen Medien die Bestände an Satzzeichen immer recht knapp sind, aber dieses Jahr ist es extrem. Das liegt vor allem an den vielen Gruppen und Foren von Verschwörungstheoretikern, Esoterikern und besorgten Bürgern. Sie müssen sich das nur vorstellen, da gibt es Impfleugner, Flat Earther, Chemtrailer, Reichsbürger, PEGIDA und und und. Prof. von Thuten nimmt das Gespräch sichtlich mit, immer wieder holt er sein kariertes Taschentuch heraus und tupft sich den Schweiß ab.

Letztes Jahr, als die Refugees kamen, da waren unsere Bestände schon sehr ausgedünnt und das nahm 2017 noch zu. Jetzt kommt noch die Bundestagswahl und in allen Gruppen toben die Kommentarschreiber. Haben Sie schon mal einen solchen Post gelesen? Unter fünfzehn Ausrufe- oder Fragezeichen geht da keiner raus. Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Wo sollen wir denn die ganzen Satzzeichen her bekommen? Und jetzt noch dieses Münsteraner Memorandum. Das war unser Todesstoß. Die Heilpraktikerforen quellen über von geifernden Postings und alle müssen unzählige Ausrufezeichen hinter ihre Sätze quetschen. Das ist doch kein Zustand. Für mich als Philologen sind diese Postings eh schon eine Qual. Haben Sie sich schon einmal die Orthographie darin angesehen? Da zieht sich mein Skrotum bis hinter die Nieren zurück, so grauselig ist die.

An dieser Stelle erlitt Herr Prof. Dr. von Thuten einen Zusammenbruch und der stellvertretende Leiter des Amtes, Herr Dr. Johann Wolfgang von Plahsen, übernimmt das Gespräch. Wir müssen natürlich auch die Seite der Satzzeichen sehen. Satzzeichen sind keine Rudeltiere, sie fühlen sich in so großer Anzahl absolut nicht wohl. Von artgerechter Satzzeichenhaltung kann man unter keinen Umständen sprechen.

Auf die Frage unserer Redaktion, welche Maßnahmen nun getroffen werden, hatten von Thuten und Plahsen keine Ahnung. Wir arbeiten natürlich mit Hochdruck an möglichen Maßnahmen. Führte Prof. Dr. von Thuten aus, der sich wieder beruhigt hatte. Zuerst werden wir wahrscheinlich unsere europäischen Partner um Unterstützung bitten, vielleicht haben die noch freie Satzzeichenressourcen. Auch an einer Recyclingmöglichkeit für ältere Posts arbeiten wir mit Hochdruck. Aber wenn das alles nichts hilft, werden wir wohl den Gebrauch von mehr als einem Ausrufe- oder Fragezeichen rationieren müssen. Diese Satzzeichen wird es dann nur noch auf Bezugsschein geben. Wir appellieren aber an alle Verschwörungstheoretiker, Esoteriker und sonstige Verursachergruppen, sparsam mit Ausrufe- und Fragezeichen umzugehen.

Unsere Redaktion schließt sich diesen Aufruf gerne an:

Bitte bedenken Sie: Satzzeichen sind keine Rudeltiere! Gehen Sie sparsam damit um!

 

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