Gelesen: Adler, Yael: Wir müssen reden, Frau Doktor!

Also dieser Frau Doktor Adler kann man es auch nicht recht machen. Erst schreibt sie ein Buch, das „Darüber spricht man nicht!“ und jetzt schreibt sie ein Buch mit dem Titel „Wir müssen reden, Frau Doktor!“. Ja was denn nun? Kchchchch…

Aber Spaß bei Seite.

Das aktuelle Buch von Yael Adler beschäftigt sich mit einer Thematik, die leider noch immer viel zu wenig Beachtung findet: der Beziehung zwischen Arzt und Patient, die sie in sprachlich unterhaltsamer, nie belehrender Weise auf ihren verschiedenen Ebenen darstellt. Man merkt die Jahre im Gesundheitssystem, in denen Yael Adler nicht nur die Patienten, sondern auch ihre Kolleginnen und Kollegen beobachten konnte.

Es ist bedauerlich, dass diese so wichtige Beziehung zwischen Patient und Arzt, Arzt und Patient so wenig beachtet wird. Überlastete Ärzte, genervtes Pflegepersonal, ungehaltene Patienten. Dass aus dieser von unserem Gesundheitssystem präferierten Melange nichts Gutes erwachsen kann, ist ja verständlich, aber wo liegen die hauptsächlichen Knackpunkte?

Yael Adler beschäftigt sich hier nicht nur mit dem allgemeinen Umgang zwischen Arzt und Patient, sondern auch mit den verschiedenen Typen, die es einmal bei den Ärzten und einmal bei den Patienten gibt, passen doch manchmal einfach die Charaktere nicht zusammen. Es ist schon interessant, was für Typen sich so auf beiden Seiten des Schreibtisches tummeln.

Ein recht anstrengendes Exemplar der Gattung Patient erhielt sogar ein eigenes Kapitel, nämlich der „Internet-Patient“, der bei jedem Wehwehchen gleich Doktor Google befragt. Und wir wissen ja, egal nach welchen Symptomen man googlet: es ist ein Gehirntumor. Oder fleischfressende Bakterien. Oder die Pest. Oder der Patient explodiert gleich. So sind die von der Autorin zusammen getragenen Surftipps im Gesundheitsbereich äußerst hilfreich, wenn man nicht mit irgendwelchen Horror-Diagnosen konfrontiert werden möchte.

Womit beschäftigt sich Frau Adler noch? Beispielsweise mit den Zusatzleistungen, die man buchen soll oder über den Umgang mit Privatpatienten. Oder ganz banal mit den Kommunikationsebenen zwischen Arzt und Patient und wie diese durch Fachchinesisch gestört werden können. Oder wie das wirklich ist mit den Terminen in einer Praxis oder der Schweigepflicht. Oder was passiert, wenn sich Arzt und Patient im Streit trennen.

Besonders wichtig sind in meinen Augen die letzten drei Kapitel 14-16, informiert Yael Adler hierin doch über essentielles: wie man sich auf einen Arztbesuch vorbereitet, welche Rechte und Pflichten Patienten haben oder wie das ist mit der zweiten Meinung.

Es ist ein wichtiges Buch, das die Dermatologin Yael Adler hier vorgelegt hat, zeigt es doch, an welchen teilweise kleinen Dingen ein Arzt-Patienten-Verhältnis scheitern kann. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch, wie wichtig die „sprechende Medizin“ ist, wie wichtig ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient und Arzt für den Genesungsprozess ist.

Yael Adler düngt somit quasi das gleiche Feld, welches Frau Dr. Natalie Grams bereits in Ihrem Buch „Was wirklich wirkt!“ bereits beackert hat.

Für mich ein wirklich wichtiger Leitfaden, den ich jeden von uns nur ans Herz legen möchte.

Adler, Yael: Wir müssen reden, Frau Doktor!
ISBN 9783426278024 – 18,00 € – Broschiert
ISBN 9783839882078 – 14,89 € – Audio-CD
ISBN 9783426456729 – 14,99 € – eBook

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