Gelesen: Beck, Henning: 12 Gesetze der Dummheit

„Gegen Dummheit kämpfen …“

Nein, es erfolgt kein Aufruf zu einem Kulturkampf! Der vollständige Satz, der ein resignatives Element enthält, stammt aus uralten Zeiten – von griechischen Philosophen geprägt – und lautet: „ … Götter selbst vergebens“. Menschliche Dummheit – also ein Phänomen aus grauer Vorzeit – lässt uns bis heute leiden. Dummheit, eine Denk- und Verhaltensweise, ist so schwer zu begreifen, dass unbescholtene Landtiere wie Kuh, Schwein, Schaf und Huhn zum Vergleich herangezogen werden, und selbst das Stroh seinen Halm ausstreckt, um noch zum „-dumm“ zu kommen.

Auch die modernen Gelehrten der Humanwissenschaften sieht man ratlos vor der Schwierigkeit stehen, eine Begriffsbestimmung zu formulieren. Ja, Intelligenz – der Gegenpol – ist in allen Abstufungen erforscht, aber Dummheit entzieht sich leichtfüßig der Handhabbarkeit. So können wir dem Neurobiologen Henning Beck dankbar sein, dass er mit seinem Buch: „12 Gesetze der Dummheit. Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindert“ die Struktur der Dummheit entwirrt.

Die Überschrift gibt den wichtigen Hinweis, dass Dummheit eher ein „Programmierfehler“ im Gehirn ist und nicht so sehr ein „Mehr oder Weniger“ an Denkleistung. Wer immer die schadhafte Software aufgespielt hat, sie ist kein Geburtsfehler, sondern das Ergebnis von Erziehung und Umwelteinflüssen. Die gute Botschaft, die hinter dieser Aussage steckt, deutet auf die Aussicht hin, dass wir durch Psychohygiene die eigenen Denkfehler „überschreiben“ können.

Ein Sprichwort gibt Auskunft über die Tücken beim Denken, „das sollte man lieber den Pferden überlassen, denn die haben die größeren Köpfe“. Mit anderen Worten: Wir erwarten ein Zuviel von unserem Gehirn, wenn wir annehmen: „Bildung schützt vor Dummheit“ (tut es nicht). Das Gehirn ist von der Fülle der verfügbaren Informationen, Daten und Erkenntnissen überfordert, denn es liebt die Einfachheit: „Dummheit nimmt zu, je mehr man glaubt, schlau zu sein“.

Unser Gehirn weigert sich, in die Zukunft zu schauen. Das „Gegenwarts-Ich“ nimmt eine dominante Stellung ein und verdrängt das „Zukunfts-Ich“ (Ich und mein zukünftiges Ich sind uns fremd). Psychologisch sehr gut aufbereitet sind die weiteren Themen der „Individualisierung von Meinungen“ (die das Ende der Demokratie einläuten), der „Reaktanz“ (warum wir uns nichts verbieten lassen) und der Risikovermeidung (warum wir immer die falschen Probleme zuerst lösen).

Ausdrücklich verweisen möchte ich noch auf die gesellschaftlichen Themen der gesellschaftlichen Polarisierung (wie man nicht demonstrieren sollte), der Reduktion von Bürokratisierung (warum alles immer komplizierter wird) und der Freude am Pessimismus (German Angst statt German Mut). Mit diesen Ausführungen wird der Bogen von individuellen Denkfehlern zu gesellschaftlichen und politischen Verantwortlichkeiten geschlagen.

Lesern, die sich ernsthaft mit persönlichen und gesellschaftlichen Veränderungen befassen und Mitverantwortung übernehmen wollen, bietet dieses Buch genügend Aufgaben, die zu lösen (fast) einem Lebenswerk gleicht!

Bibliographische Angaben:
Beck, Henning: 12 Gesetze der Dummheit: Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern. Berlin: Ullstein, 2023. 256 S.
ISBN Paperback: 9783430211024 – 20,00€
ISBN E-Book: 9783843730136 – 4,99€

Ein Gedanke zu “Gelesen: Beck, Henning: 12 Gesetze der Dummheit

  1. Danke für die Besprechung. Habe aufgrund dessen gleich mal das Werk erworben, zumal es jetzt in KINDLE supergünstig ist.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..