Erinnert ihr euch noch an diese doofe Werbung: Mein Haus – Mein Auto – Meine Syphillis oder so ähnlich… ? Ich fand die ja schon damals blöd, weil es ja einfach nur darum geht, sich selbst auf seinen Besitz zu reduzieren. Leider musste ich feststellen, dass diese Mentalität immer weiter um sich greift und sich viele Menschen nur darüber definieren, was sie besitzen.
Besonders bedenklich ist in meinen Augen auch, dass damit auch die Einstellung einhergeht, Menschen einen Wert beizumessen. Wer am meisten besitzt, der ist am meisten wert. Ist das nicht eine schreckliche Einstellung? Ist das nicht menschenverachtend bis zum geht nicht mehr?
Mir persönlich sind derartige Statussymbole je eher egal, wobei das jetzt auch nicht so stimmt, eher *****egal. Natürlich kenne ich auch Menschen, die stolz mit ihrer neuen Armbanduhr, ihrem neuen Smartphone oder ihrem neuen eingewachsenen Fußnagel Auto rumprotzen. Und die tun mir immer so sehr leid, weil diese ganzen Bemühungen bei mir halt vollkommen verschwendet sind. Ich besitze keine Armbanduhr, weil es mir meistens egal ist, wie spät es ist; vor Smartphones habe ich Angst und von einem Auto erwarte ich eigentlich nur, dass es meinen dicken Boppes möglichst bequem von A nach B schippert. Von daher denke ich mir bei diesen Zurschaustellungen einfach „Was soll’s?“
Jetzt möchte ich mich natürlich nicht als neidfreien Gutmenschen darstellen, ich bin schon auch neidisch, halt auf andere Sachen. Wenn ich zum Beispiel den gepflegten Rasen des Nachbarn „über der Straße drüben“ sehe und dann den Unkrautteppich in meinem Garten. Wenn ich bei meinem Freund Bernd zu Besuch bin und wir bis spät in die Nacht auf der Terrasse sitzen können, ohne auch nur ein Auto zu hören und dann an „meine“ Bundesstraße vor der Haustür denke. Wenn ich sehe, wie selbstverständlich manche Menschen die Liebe und Zuneigung ihrer Partner nehmen usw.
Schlimm ist auch, dass die Besitzer dieser Statussymbole für sich Vorrechte einfordern, die ihnen ihrer Meinung nach zustehen. Besonders beobachte ich dies bei den verschiedensten Mitarbeitern im „Finanzsektor“, schon der kleinste Praktikant bei der Kreissparkasse hält sich für einen Investmentbroker an der Wall Street und erhebt sich innerlich über alle anderen Menschen. Und je höher man in irgendwelchen Hierarchien nachschaut, desto mehr ist dieses Denken verbreitet. Jeder Abteilungsleiter fühlt sich schon wie ein kleiner Herrgott und muss als Zeichen seiner Wichtigkeit natürlich immer sein Smartphone dabei haben, um zu illustrieren, dass er so wichtig ist, dass seine ständige Erreichbarkeit gegeben sein muss. Dass er sich damit selbst allerdings nur zum Hanswurst stempelt, steht auf einem anderen Blatt.
Solche Leute schreien aus allen Poren: ICH BIN WICHTIG! Und ich denke mir so dabei, mei hast Du ein Glück, dass Du nicht wichtig bist. Ja! Ich gebe es zu: ICH BIN NICHT WICHTIG! Und um das zu illustrieren brauche ich noch nicht einmal ein Statussymbol…
Aber das ist für mich noch nicht einmal schlimm, denn ich bin mit meinem Leben zum größten Teil zufrieden. Natürlich könnte man manche Einstellungen etwas nachjustieren, aber das „große Ganze“ passt schon. Und diese Zufriedenheit kommt ganz ohne Uhren, Smartphones, Autos oder was weiß ich nicht allem. Und ich denke, wenn wir uns alle einfach mal auf die kleinen Dinge konzentrieren, auf unsere Mitmenschen, auf die Natur um uns herum und vor allem uns einmal vor Augen halten, wie gut es uns geht und wie wenig wirklichen Grund zu klagen wir eigentlich haben, dann wäre unser Miteinander ein bisschen besser und unsere Welt ein bisschen ein freundlicherer Ort.
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Von Wolfgang Pehlemann – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5072372