Diesen kurzen Text habe ich als Auftragsarbeit geschrieben. Nachdem er dann doch nicht berücksichtigt wurde, veröffentliche ich ihn hier, bevor er verdirbt.
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Im Jahr 2017 haben wir das große Reformations-Jubiläum gefeiert. 500 Jahre war es her, dass der Reformator Martin Luther seine Thesen in Wittenberg an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg. Und unsere Heimat war mittendrin im Geschehen. Nicht nur, dass Martin Luther selbst fast sechs Monate lang in Coburg auf der Veste lebte und auch beispielsweise in der Stadtkirche St. Georg in Neustadt b.C. predigte, nein, auch die Lauterburg war ein Hort reformatorischer Gedanken.
Damals, im Jahr 1522 war die Lauterburg im Besitz der Schalkauer Linie der Herren von Schaumberg. Die Familie von Schaumberg waren ein altes Ritter-Geschlecht, das sich in verschiedene Familienzweige aufteilte und sogar bis ins Unterfränkische Besitzungen hatte. Ihr Stammland lag allerdings in unserer Region.
Die Lauterburg geht mindestens zurück bis auf das Jahr 1156, als sie als Castrum Luterberg erstmalig in einer Urkunde erwähnt wird. Damals war sie im Besitz der Grafen von Henneberg, die sie an die Familie der Sterker, den Burggrafen zu Meißen zu Lehen gab. Ab ca. 1230 folgte hier der Schalkauer Zweig der Familie von Schaumberg, der das Lehen bis 1694 inne hatte. Nach einigen Verkäufen kam sie 1704 in die Hände von Herzog Ernst Ludwig von Meiningen, der die mittelalterliche Burg in ein Jagdschloss umbauen ließ. Als der Herzog starb, waren die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, in dessen Verlauf der Bau mehr und mehr verfiel, bis nur noch eine Ruine übrig war. Heute sind nur noch die Kellergewölbe und einige wenige Aufbauten zu sehen.
Auf der Lauterburg lebte damals Adam von Schaumberg mit seinen Brüdern Claus und Heintz. Adam war ein bedeutender Mann, war er doch sowohl Bamberger wie auch Sächsischer Rat. Er war auch ein bedeutender Genealoge und vertrat die Interessen seiner Familie vor dem Kaiser und dem sächsischen Kurfürsten. Wann genau er gelebt hat, wissen wir leider nicht, nur dass er 1471 erstmals in einer Urkunde erwähnt wird und spätestens 1524 verstorben ist.
Und dieser Adam von Schaumberg hatte sich sehr intensiv mit der Thematik der Reformation auseinandergesetzt und einen sogenannten Laienspiegel veröffentlicht. Dieser Laienspiegel sollte dem „einfachen Volk“ helfen, den neuen Glauben zu verstehen.
In seinem Büchlein setzt sich der Verfasser mit der von der mittelalterlichen Scholastik her geprägten katholischen Lehre seiner Zeit auseinander: mit der Machtstellung des Papstes, dem Sukzessionsgedanken, dessen „Schlüsselgewalt“ (Beichte und Absolution) und der Heiligenverehrung. Dabei folgt er Luthers bis Herbst 1521 publizierten Schriften. Vor allem dürfte er aufmerksam dessen Flugschrift von 1520 „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ studiert haben.
Dieses Buch war deswegen so bedeutend, weil es die erste theologische Schrift eines Laien für andere Laien in der kursächsischen Pflege Coburg war. Dies schlägt sich auch im Titel des Werkes nieder, hieß es doch mit komplett: Dyses buchlein wirdt genent der Leyen Spiegell. Darinnen die fromme ungelerten eynfeltigen christen menschen ersehen und lernen sollen ; was ine nach den wortten Chrsti unsseres lieben herren ; seiner heyligen apostell und Ewanngelisten ; zu glauben und zu thun sey. Welches mit den Propheceyen auß dem alten gesetzes gezogenn ; bewert Ist.
Dieses Buch hatte er dem damaligen Schweinfurter Bürgermeister Jörgen Hoeloch gewidmet. Hierdurch sieht man, wie weit der reformatorische Gedanke bereits in unserer Region verbreitet war. Auf der Titelseite ist Jesus Christus und ein Ritter dargestellt, der sicherlich den Verfasser darstellt.
Interessant ist auch, dass Adams Enkel Christoph von Schaumberg (1510-1592) ein sehr belesener Adeliger war, dessen Bibliothek, die er auf der Lauterburg zusammentrug, sogar überregionale Bekanntheit errang. Hauptsächlich handelte es sich um theologische und juristische Literatur.
So war die Lauterburg im 16. Jahrhundert eine frühe Stätte der Förderung der Reformation und späterhin der Bildung für die ganze Region.
Bildnachweis: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sign.: 4 Th H 1598, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11226549-3