Sapere aude wenn Du den Diem carpest … oder so …

Seit uns die Querdenker mit ihren Gedankenfragmenten beglücken, haben sie unmäßig zugenommen: Zitate. Zitate überall! Kaum Profile in den sozialen Medien, die sich nicht mit den Aussprüchen fremder Menschen schmücken. Und wer nicht alles was gesagt hat. Helmut Schmidt, Albert Einstein, Mahatma Gandhi, Immanuel Kant, Ernie und Bert, die Gebrüder Blattschuss und Omma Krawulke vom Hinterhaus.

Wenn man all die Zitate von Einstein beispielsweise anschaut, dann fragt man sich schon, wann der gute Mann Zeit hatte, die Relativitätstheorie zu entdecken. Oder Mahatma Gandhi, hätte der nur die Hälfte von den Zitaten abgelassen, die man ihm zuschreibt, dann wäre Indien noch immer britische Kolonie, weil er einfach keine Zeit mehr für was anderes gehabt hätte.

Früher haben sich irgendwelche Menschen ja nur irgendwelche pseudo-tiefsinningen Sprüche zu Hause auf die Wände gepinselt. (Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum!) Ich weiß auch nicht, wo die ganzen Sprüche hergekommen sind, aus der Bäckerblume, vom Abreißkalender oder aus Glückskeksen. Aber zu Hause kann ja jede:r machen, was er:sie möchte. Aber heutzutage wird man mit diesem Unsinn ja auch noch öffentlich belästigt. Eben in den sozialen Medien oder sogar auf Schildern bei Demonstrationen.

Das Problem dabei ist, dass sich Menschen, damit hinter den – vermeintlich gescheiten – Gedanken anderer Menschen verstecken. Sie wollen also durch die Benutzung dieser Zitate von der Intelligenz des Zitatgebers partizipieren. Jetzt kann man das natürlich machen, eine Bewertung dessen möchte ich nicht abgeben, nur ist das Problem, gerade bei historischen Zitaten, dass sie ursprünglich ganz anders gemeint waren, als sie heute verwendet werden.

Manchmal, wie Fall Helmut Schmidts beispielsweise, wird auch fleißig irgendwas hineininterpretiert, was der arme Mann nicht gesagt hat. Und so wird er in die Rolle eines Visionärs, ja fast eines modernen Nostradamus hineingedrängt. „Helmut Schmidt hat schon vor 50 Jahren erkannt, dass…“ höre ich oft genug. Nein, Helmut Schmidt hat nichts erkannt. Helmut Schmidt war vor 50 Jahren nur in einer Situation, die man unter Umständen mit der heutigen vergleichen könnte und deswegen scheint der Ausspruch zu passen, mehr nicht. Lasst doch den armen Mann in Ruhe.

Also, hört auf, euch hinter den Gedanken fremder Menschen zu verstecken. Und wenn schon Zitate sein müssen, warum nicht welche vom Onkel? Ein Beispiel:

Ist doch auch nett, oder? Und wenn ihr ein monatlich kündbares Abo abschließt … ach nee, falscher Text 😉

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