Ich habe das Interview von Ober-Kriegsreporter Ronzheimer mit Andrzej Duda in der Bild-Zeitung gelesen und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich mehr anekelt: Ronzheimer, der Duda mit aller Gewalt versucht in die Scholz-Schelte reinzuquatschen oder Duda, der sich versucht als moralisches Gewissen Europas zu inszenieren. Beides klappt nicht und sagt mehr über die beiden aus, als sie es ahnen.
Ja, Polen schickt Rüstungsgüter, humanitäre Güter, nimmt Flüchtlinge auf und unterstützt die Ukraine ungemein, das soll nicht abgesprochen werden. Und dass Polen dies zu einem guten Teil auch deswegen tut, weil ihnen selber der Boppes auf Grundeis geht, schmälert die Verdienste nicht, aber dass Duda sich jetzt hinstellt und den anderen EU-Mitgliedsstaaten mit dem moralisch erigierten Zeigefinger kommt, das geht schon ein bisschen weit.
Wir müssen uns nämlich immer vor Augen halten, wer da herum moralisiert. Denn es ist immer noch der Andrzej Duda von der Prawo i Sprawiedliwość (Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS), der seit einigen Jahren Polen in einen katholisch-nationalistischen Staat umbaut und deswegen immer wieder die Pfade der Rechtsstaatlichkeit verlässt. Ich sage da nur „Justizreform“.
Wir reden hier also von dem Andrzej Duda, der noch immer nach deutschen Reparationen für den Zweiten Weltkrieg schreit, der immer wieder gegen LGBT hetzt und die LGBT-Community immer wieder Repressalien aussetzt (LGBT-freie Zone, Anti-LGBT-Gesetz etc.) und der eine massive Verschärfung des Abtreibungsrechts durchgesetzt hat. Dafür nimmt er an Gottesdiensten teil, bei denen Jesus Christus zum König von Polen gekrönt wird, damit es Europa aus der „Flut des Unglaubens und der Amoralität“ retten kann.
Na Bravo. Und dieser Andrzej Duda stellt sich hin und will umanand moralisieren? Ich würde da wirklich ganz, ganz kleine Brötchen backen an seiner Stelle.