Der Blutdruck und seine Messung – Teil 3

4. Die Anfänge der non-invasiven Blutdruckmessung

4.1 Der Sphygmograph

Der Sphygmograph war die erste Möglichkeit, den Blutdruck sichtbar zu machen. Durch das Ausdehnen und Zusammenziehen der Arterie wurde hier eine kleine Metallplatte bewegt, die mit einem Hebelarm verbunden war. Am anderen Ende des Hebelarms befand sich eine Mine, anhand derer auf einem Papierstreifen die Bewegung abgebildet wurde. Angetrieben wurde der Papierstreifen zumeist durch ein Uhrwerk, da dieses einen konstante Geschwindigkeit halten konnte.

Das Ganze sah dann so aus:

Es gab dann noch ein sogenanntes Sphygmophon, durch das man den Pulsschlag akustisch wiedergeben konnte. Es bestand aus einer galvanischen Batterie, einem Telefon und einem Stromunterbrecher. Bei dem Gerät handelte es sich allerdings nur um ein kurzes Intermezzo.

4.2 Karl von Vierodt

Der Physiologe Karl von Vierordt wurde am 1. Juli 1818 im badischen Lahr geboren und verstarb am 22. November 1884 in Tübingen. Ab 1836 studierte er an der medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Weiterhin studierte er noch an der Georg-August-Universität Göttingen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Seine medizinischen Examina legte er im Herbst 1840 in Karlsruhe ab.

Karl von Vierordt legte seinen Forschungsschwerpunkt zuerst auf die Physiologie der Atmung, bevor er sich der „Herzkraft“, also dem Blutkreislauf zuwandte. So entwickelte er die erste genaue Methode, die Zellen im Blut zu bestimmen. 1854 und 1855 beschrieb er die Aufzeichnung des Arteriellen Blutdrucks mittels eines von ihm entwickelten Spyhmographen und 1858 folgte die Veröffentlichung seiner Erkenntnisse zur Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und deren Einfluss auf Puls- und Atmung. Auch entwickelte er ein sogenanntes Haemotachometer, anhand dessen man den Blutfluss exakt bestimmen konnte.

In späteren Jahren beschäftigte sich der vielseitig interessierte Mediziner auch mit der Spektrophotometrie, Spektralanalysen oder der pädiatrischen Physiologie.

4.3 Étienne-Jules Marey

Der französische Arzt Étienne-Jules Marey wurde am 5. März 1830 in Beaune geboren und verstarb am 15. Mai 1904 in Paris. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der menschlichen Physiologie, war aber auch als Erfinder tätig, hier war er ein Pionier auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Fotographie und des Films. Marey begann ab 1850 ein Studium der Medizin, das er 1859 mit seiner Dissertation abschloss. Aber bereits ab 1857 beschäftigte er sich mit kreislaufphysiologischen Themen und sphygmographischer Technik und entwickelte 1860 seinen ersten Sphygmographen. Ab 1867 war er am Collége de France und 1872 wurde er in die Académie de Médecine aufgenommen. 1878 folgte die Aufnahme in die Académie des Sciences.

Mareys Interese auf physiologischem Gebiet lag sehr stark auf der Darstellung von Puls und kardialer Tätigkeit. So erforschte er in Tierversuchen die Herzklappenbewegungen mittels eines Herzkatheters.

Seine wichtigste Arbeit war allerdings die Entwicklung seines Sphygmographen. Ziel seiner Arbeit war es für Marey, die bisher z. B. von Vierordt gebauten Apparate genauer und handlicher zu machen, was ihm z. B. durch ein elastisches Metallfeder-System auch gelang, so dass sein Sphygmograph bald weit verbreitet war.

Eine weitere Erfindung Mareys war die Konstruktion eines Transmissions-Sphygmographen, mit dem zwar eine exakte Blutdruckmessung noch nicht möglich war, der aber der Ausgangspunkt für weitere Forschungen bildete.

4.4 Samuel Siegfried Karl von Basch

Der am 9. September 1837 in Prag geborene und am 25. April 1905 in Wien verstorbene Samuel von Basch hatte doch ein etwas bewegtes Berufsleben. Es begann nach der Gymnasialzeit, als er erst in Prag und später in Wien begann Medizin zu studieren und am 15. Juli 1862 promovierte. Hier schloss sich eine Anstellung am Wiener Allgemeinen Krankenhaus an.

Am 10. Februar 1866 ging er mit Ferdinand Maximilian von Österreich nach Mexiko, wo er erst Kommandant eines Militärhospitals in Puebla wurde und ab September 1866 Leibarzt des Habsburgers, der als „Kaiser Maximilian“ über Mexiko herrschte. Nach dessen Sturz und Exekution kehrte er im November 1867 nach Wien zurück und wurde für seine treuen Dienste mit einer Ehrenpension und dem Ritterstand belohnt Ab sofort hieß er also Samuel Siegfried Karl Ritter von Basch. Ist ja auch nicht schlecht, so ein schmucker Titel.

Das große Thema in Baschs Forschungen war die Kreislaufphysiognomie und die Puls- und Blutdruckmessung. So entwickelte er 1880 einen Sphygmometer, mit dem man auch den Blutdruck messen konnte und ein spezielles Metall-Sphygmometer, welches auch einfach transportiert und angewandt werden konnte. Ebenso erfand von Basch ein Gerät zur Messung des Kapillardrucks. Er wurde auch als „Vater der Kreislaufphysiologie“ bezeichnet.

Samuel von Basch war aber auch auf den Gebieten der Bakteriologie und der experimentellen Pathologie tätig. Hier erforschte er die Auswirkungen des Nikotins auf den Organismus und die Physiologie und die Pathologie der Darmbewegungen.

Im nächsten Teil wird es dann schon etwas moderner, wir lernen die Menschen kennen, die die Blutdruckmessung in die Richtung lenkten, die wir heute noch kennen.