Früher war es durchaus üblich, daß sich die gelangweilten weiblichen Sprößlinge zu reicher Eltern im Playboy (oder anderen entsprechenden Magazinen) nackend haben ablichten lassen ohne die Welt mit irgendwelchen Büchern zu belästigt. In den meisten Fällen war die Wahl, sich lieber auszuziehen als zu schreiben schon gut. Anders verhält es sich mit dem Büchlein „fromm! – Eine Einladung, das Katholische wieder mit allen Sinnen zu erleben“ von Elisabeth von Thurn und Taxis. Hätte sich die Regensburger „Prinzessin“ doch nur ausgezogen und uns mit diesem Buch verschont – es wäre besser gewesen.
Aber nein, in dem 192 Seiten umfassenden Bändchen, eingerahmt von einem Vorwort des Papstbruders Georg Ratzinger und einem Nachwort des Prälaten Wilhelm Inkamp bringt uns Elisabeth von Thurn und Taxis auf ziemlich naive Art und Weise ihr Verhältnis zum katholischen Glauben näher. Dabei bleibt sie streng auf der ultra-konservativen Linie des Vatikans, was nicht wundert, sind die einzelnen Kapitel doch bereits als Kolumnen im „Vatican Magazin“ erschienen. Die gute Elisabeth singt darin das hohe Lied der „Volksfrömmigkeit“ und verdammt sämtliche modernen Ansätze der Liturgie. Gut, darüber kann man geteilter Meinung sein, aber die liturgische Form muß jede Gemeinde für sich finden. Sei’s drum. Kapitel wie „Der Rosenkranz – eine Vitaminbombe für die Seele“, „Vom schrecklich schönen Beichten“, „Mehr Weihrauch!“ oder „Vom Schutzengel – oder wie man auf der Seite der Sieger bleibt“ zeigen, dass die Autorin noch in der Kirchenwelt vor dem letzten Konzil lebt, womit auch wieder eine Parallele zu Benedikt XVI. gezogen werden kann. So verwundert auch die Forderung nach mehr Latein in der Liturgie nicht wirklich.
Mein persönliches Lieblingskapitel ist allerdings „Vom Beten zum heiligen Antonius“, worin die Autorin beschreibt, wie sie als kleines Mädel ihre geliebte Barbie erst nach einem Gebet zu eben jenem Heiligen wieder gefunden hat. Das war schon irgendwie putzig. Nachdem sie auf der nächsten Seite allerdings berichtet, dass sie heute, mit gut 30 Jahren noch immer so verfährt machte mich irgendwie stutzig…
Nun ja, wer gerne nostalgische Kalenderspruchweisheiten a lá „Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ oder die Ergüsse von Anselm Grün liest, wird auch mit diesem Büchlein gut bedient sein. Mehr Substanz steckt nicht dahinter. Was allerdings nun wirklich störend und wirklich lächerlich wirkt, ist der pseudo-jugendliche Slang, der immer wieder eingestreut wird. Anscheinend will man mit aller Macht cool“ wirken. Aber wenn die Hl. Maria zum „Homie“ und das Bekreuzigen mit Weihwasser zum „hands on experience“ wird wirkt dies nur noch peinlich. Die Naivität, die sich wie ein roter Faden durch das Büchlein zieht fand ich dagegen tatsächlich recht putzig. Was ich allerdings der Autorin zu gute halten muß ist, daß sie das erste Buch mit religiösen Sujet geschrieben hat, bei dem ich lauthals loslachen konnte. Das muß man auch erstmal schaffen…
Mit erschrecken habe ich übrigens gerade festgestellt, daß ein weiterer Band der Autorin vorliegt, ob ich hierfür den Mut aufbringen kann weiß ich allerdings noch nicht.
Gelesen: Fromm! Die Einladung, das Katholische wieder mit allen Sinnen zu erleben
