Das Thema „Impfen“ ist heute aktueller denn je. Gegen die unsäglichen Lügen und Desinformationen der Impfleugner hilft nur fundierte Information. Umso wichtiger sind Publikationen wie der im Gräfe und Unzer-Verlag (bekannt als GU) erschienene „Fakten-Check Impfen“ des Autorentrios Nicola Kuhrt, Jan Oude-Aost und Cornelia Betsch.
Und das ist ein hochkarätiges Trio. Prof. Dr. Cornelia Betsch ist Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt. Sie forscht im Feld Gesundheitskommunikation und zu sozialen Aspekten bei Gesundheitsentscheidungen, insbesondere im Kontext des Impfens und der Impfgegnerschaft. Hierbei arbeitet sie unter anderem mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Robert-Koch-Institut zusammen.
Nicola Kuhrt wiederum ist renommierte Medizinjournalistin, arbeitete im Wissenschaftsressort von Spiegel Online, war Chefredakteurin der Deutschen Apothekerzeitung online und war eine Mitgründerin von MedWatch.
Dr. Jan Oude-Aost ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Bereits während seines Studiums begann er, sich mit pseudomedizinischen Therapien zu beschäftigen. Er ist Unterstützer des Informationsnetzwerks Homöopathie und war zum Thema Impfen bereits Referent der SkepKON der GWUP.
Mit dem Buch „Fakten-Check Impfen: Pro & Contra auf den Grund gegangen“ hat das Autorenkollektiv – ohne jede Übertreibung – das sicherlich wichtigste und beste Buch zum Thema Impfungen vorgelegt. Es umfasst auf knapp 160 Seiten alle Fakten zum Thema Impfungen, die verständlich und nachvollziehbar aufbereitet sind. Die Autor*innen beschäftigen sich nicht nur die wichtigsten Impfungen, sondern zeigen genau, wie Impfstoffe entwickelt werden, deren Wirkweise, gehen auf mögliche Impfreaktionen ein und zeigen auch die Auswirkungen auf ungeimpfte Personen aus.
Das Kapitel „Was Sie und Ihre Kinder beim Impfen erwartet“ ist eine gute Vorbereitung für Eltern, wie sie selbst ihre Kinder auf einen Impftermin vorbereiten, welche Vor- und Nachbereitungen sinnvoll sind und wie man mit Impfreaktionen umgeht. Auch die Themen Impfmüdigkeit, Sicherheit oder die Masern-Impfpflicht werden in einzelnen Kapiteln behandelt. Hier findet man beispielsweise Fakten zu Impfschäden, den verschiedenen Impfstoffen oder Adjuvanzien. Auch die Ständige Impfkommission erhält ein eigenes Kapitel, in dem erläutert wird, wer das überhaupt ist, wie die Empfehlungen zu Stande kommen und wie es in anderen Ländern läuft.
Der zweite Hauptteil des Buches ist der so genannte „Mythen-Kompass“, in dem die landläufigsten Impfmythen „entzaubert“ werden. Und da wird wirklich nichts ausgenommen, jede noch so abstruse Verschwörungserzählung, die durch die Impfleugner verbreitet wird, wird hier mit Fakten demaskiert. Auch wie solche Erzählungen entstehen und mit welchen Techniken Impfleugner diese verbreiten, wird in einem Abschnitt aufgezeigt. Genauso wichtig ist auch das Kapitel, in dem auf den Umgang mit Impfgegnern im Freundes- und Familienkreis eingegangen wird.
Das Buch ist immer verständlich und nachvollziehbar geschrieben und verliert sich nicht in medizinischem Fachchinesisch. Gerade die immer wieder eingeschobenen Interviews, beispielsweise mit der Impfforscherin Prof. Dr. Marylyn Addo oder der „Seuchendetektivin“ Prof. Dr. Annette Mankertz vermitteln immer einen Einblick aus erster Hand in das Thema und machen dieses auch menschlich und greifbar.
Um mich zu wiederholen: die Autor*innen wohl das wichtigste und fundierteste Buch zu dem Thema vorgelegt, dass nicht nur die medizinische Seite erläutert, sondern auch auf die kursierenden Impfmythen und deren Verbreitung eingeht. Es gehört auf jeden Fall in die Hand von verunsicherten Eltern, sollte in jedem Wartezimmer und in jeder Bibliothek ausliegen.
Kuhrt, Nicola, Oude-Aost, Jan, Betsch, Cornelia: Fakten-Check Impfen: Pro & Contra auf den Grund gegangen. München: Gräfen und Unzer, 2021.
ISBEN 978-3-8338-7772-8. 14,99 €
Ist ja schön, dass GU nicht nur homöopathische und esoterische Ratgeber kann (Autoren z.B. Rüdiger Dahlke oder Johanna Paungger). Und vielleicht erweist sich die Wahl dieses Verlags auch insofern als gut, als die Leute, die das Buch lesen sollten, der Marke vertrauen. Wahrscheinlich hat sich das auch Edzard Ernst gedacht.