Ja, heute wird es leicht philosophisch hier im Blog. Aber keine Angst, weder Richard David Precht noch Peter Sloterdijk philosphieren hier umanand, sondern der Onkel höchstpersönlich; und der ist ja immerhin staatlich geprüfter Stammtischphilosoph.
Aber kommen wir zur Frage. Der gute Herr PinkyPie schreibt mir folgendes:
Lieber Onkel,
wie kam die Hektik in die Welt?
Ich meine damit die Tendenz, dass die Gesellschaft und wir selber immer alles schneller fordern. Seien das Warenlieferungen, unsere Arbeit, die Verfügbarkeit von Filmen, und so weiter. Wer wartet heute noch 2 Wochen auf ein Paket? Wem würde es reichen, wenn man auf Arbeit einen Auftrag in einem Monat erledigt? Und ich rede hier nicht von Notfallsituationen, wie eine dringende Notoperation, oder das Erscheinen des ADAC. Vielleicht liegt ja auch mein Gefühl falsch, und diese Hektik – unabhängig von Corona – existiert nur in meinem Kopf?
Liebe Grüße, viel Gesundheit, und lass Dich nicht ärgern!
Der gute Herr PinkyPie
Lieber Piny, erstmal: nein, das Gefühl existiert nicht nur in Deinem Kopf. Leider ist dieser Zustand bittere Realität heutzutage. Wann oder wie dieser Zustand in die Welt gekommen ist, weiß ich allerdings ehrlich gesagt auch nicht. Ich weiß nur, dass dieser Zustand viele, sehr viele Menschen sehr belastet und sie bis an die Grenze der Belastung bringt.
Leider haben wir die Fähigkeit zur Geduld verloren. Die schnelle, wenn auch oberflächliche Befriedigung vermeintlicher Bedürfnisse geht vor allem. Alles muss immer neuer, schneller, teurer werden. Kaum ist das neueste Smartphone draußen MUSS man es haben, egal wie viel Geld man sparen würde, würde man ein paar Monate warten. Erfolg und Bedeutung von Menschen wird in toten Dingen gemessen. Uhr, Auto, Handy, all das bedeutet heute mehr als der Mensch an sich.
Unsere Gesellschaft ist oberflächlicher geworden und jeder denkt, er ist der einzigste und wichtigste Mensch auf der Welt und die eigene Meinung wird als Evangelium angesehen und Widerspruch als Blasphemie. Wir sehen das doch bspw. auch in den sozialen Medien, bei Twitter und Facebook. Wir stehen uns gegenüber und schreien uns nur noch an. Jeder will der beste, schönste, größte, bedeutendste sein. Zurückhaltung wird als Schwäche gesehen. Das ist doch nicht mehr schön.
Vielleicht sollten wir alle uns nicht mehr gar so wichtig nehmen, das wäre doch schon mal ein guter Anfang. Vielleicht sollten wir uns gegenseitig mehr wertschätzen und mehr den Menschen sehen. Und vielleicht sollten wir wieder lernen miteinander zu lachen und auch über uns selbst zu lachen, ja sogar uns selbst auszulachen. Das würde die Menschen doch sicherlich ein bisschen lockerer machen.
Lieber Pinky, ich weiß nicht, ob ich Deine Frage jetzt richtig beantwortet habe, aber das fällt mir so dazu ein. Hab ein wunderschönes Weihnachtsfest und lass Dich nicht unterkriegen!
Beitragsbild: Toy Soldiers: Von jcw1967 from Leeds, UK – Harewood House Victorian Christmas, 2017 (12), CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78305888