HAHNEMANN IS OUR JESUS!

HAHNEMANN IS OUR JESUS! Ruft der indische Homöopath aus und hat ein Glänzen in den Augen, als er vor dem Denkmal des Homöopathie-Erfinders steht. Ein anderer bezeichnet ihn als den „Gott der Homöopathen“, der nächste kniet am Sterbebett Hahnemanns und streichelt es andächtig.

Sie glauben, dass habe ich mir ausgedacht habe? Nein, das sind Szenen, die sich am Rande der Homöopathie-Tagung in Leipzig zugetragen haben und von der Tagesschau in einem Beitrag gezeigt wurden.

Ich beschäftige mich ja schon länger mit der Geschichte der Homöopathie und von daher überrascht mich das nicht groß. Die Verehrung Hahnemanns hatte schon sehr schnell pseudo-religiöse Züge angenommen, was man beispielsweise an den „Totenfeiern“ sehen kann, die schon bald nach seinem Tode abgehalten wurden (ok, vorher wäre ja wirklich ein bisschen taktlos gewesen). Damit setzte die Verklärung Hahnemanns ein und der streitsüchtige sächsische Choleriker wurde zu einer „Lichtgestalt“ stilisiert, die wahrscheinlich mit dem Messias-Status noch nicht abgeschlossen sein wird.

Nun gut, mir persönlich ist jeder Personenkult eh sehr fremd, vielleicht finde ich so ein Verhalten deswegen so bizarr.

Wobei, wenn ich mir die Menschen, die ich kenne und die zu Heilpraktikern gehen, anschaue so haben die doch eine recht tiefe Bindung zu denen. Ist das vielleicht das ganze „Geheimnis“ der Homöopathie? Dass sich die Therapeuten mehr Zeit für den Patienten nehmen und ein tieferes Verhältnis aufbauen als es der normale Hausarzt kann? Sind Homöopathen vielleicht doch eher mehr Psycho-Therapeuten? Mir kommt es fast so vor.

Ich muss ja gestehen, dass ich ein recht pragmatisches Verhältnis zu meinen Ärzten habe. Vielleicht am ehesten zu vergleichen mit meinem Klempner, der soll mir auch nur die Dusche reparieren und mich nicht zum Tanztee ausführen. Ich pflege mit denen also eine zielführende Zweckbeziehung. Aber vielleicht ist das Verhältnis von Homöopathen zu ihren Patienten ja absichtlich anders gestaltet.

Nun denn, ich weiß es nicht und deswegen setze ich mich jetzt auf einen Hügel und warte, bis der Himmel aufreißt und mir Samuel Hahnemann als Messias erscheint. Wahrscheinlich kackt er erstmal den Erstbesten an, wenn er unten ist, der alte Choleriker…

Beitragsbild: http://www.abc.net.au/religion/articles/2011/04/21/3197816.htm