Euch ist ja sicherlich nicht entgangen, dass der vorletzte Artikel mein 300. war. Ja, ich gebe zu, ich war (und bin) stolz wie Bolle darauf und da müsst ihr jetzt einfach durch 😉 Dieser 300. Artikel ist halt einfach auch ein dickes, fettes Bäääääh an alle Miesepeter, Runtermacher und Schlechtreder, die mir immer wieder gesagt haben, dass meine Artikel nichts taugen und ich spätestens nach einem halben Jahr meinen Blog wieder löschen werde. Nix war’s! Ellerbätsch!
Mich haben in den letzten Tagen aber auch einige Anfragen von Leserinnen und Lesern erreicht, die mich gefragt haben, wie mein „Alltag als Blogger“ aussieht bzw. wie meine Artikel entstehen. Dazu sage ich gerne etwas. Also, holt euch Knabbereien und Getränke und macht es euch bequem.
Also erstmal muss ich ja sagen, dass es so einen Alltag als Blogger nicht gibt. Ich habe ja einen normalen Beruf, dem ich 39 Stunden die Woche tagsüber nachgehe. Nachdem ich noch zur Arbeit pendele heißt das, dass ich an normalen Werktagen frühsten abends um halb neun zum Schreiben komme. An Wochenenden und im Urlaub sieht das natürlich anders aus. Von einem gewöhnlichen Sonntag gehen bis zu 10 Stunden fürs Blog drauf.
Die Themen für meine Artikel finde ich übrigens in den unendlichen Schwurbel-Weiten der allwissenden Müllhalde von Internet. Da gibt’s ja für jeden Spleen ein Eckchen. Es gibt jedenfalls keine besondere Agenda, nach der ich Themen abarbeite. Manchmal werde ich auch von Lesern oder Freunden aus dem INH auf etwas hingewiesen.
Dann schließt sich erstmal die Recherche an. Ich durchforste das Internet, Bibliothekskataloge oder Datenbanken nach seriösen Quellen zu der Thematik und schaue auch nach, ob es Studien dazu gibt. Problematisch dabei ist, dass viele Artikel hinter PayWalls liegen und gerade bei wissenschaftlichen Publikationen muss man da schon tief in die Tasche greifen.
Alte Bücher und Zeitschriften, bei denen das Urheberrecht bereits abgelaufen ist und die mir bei meinen medizinhistorischen Artikeln als Quellen dienen, sind ja glücklicherweise bereits durch die verschiedenen Digitalisierungsprogramme online verfügbar. Neuere Artikel oder Bücher bestelle ich mir über die Fernleihe der Bibliotheken.
Man kann grob über den Daumen peilen, dass es gut zwei Wochen dauert, bis ich sämtliche Quellen beinander habe. Wobei das alles natürlich ein fließender Prozess ist, ich warte ja nicht, bis ich alle Artikel und Bücher auf meinem Schreibtisch liegen habe. Sobald die ersten Unterlagen da sind, beginnt das große Lesen, Auswerten, Notizen machen, zusammenschreiben… Und nach einem gemeinfreien Beitragsbild muss ich ja auch immer noch schauen.
Irgendwann habe ich dann die für den Artikel relevanten Daten in tabellarischer Form (ich mach das halt so, damit ich nichts vergesse. Ab einem gewissen Alter ist das Gedächtnis ja auch nicht mehr das Beste…) vorliegen. Bis dahin sind nochmal gut zwei Wochen in’s Land gegangen, seit ich mir das Thema ausgesucht habe.
Tja, dann geht’s an’s Schreiben. Das dauert dann auch noch mindestens eine Woche. Manchmal komme ich aber gar nicht bis zum Ende, denn man merkt erst beim Schreiben, ob man das Thema so an die Lesenden bekommt, wie man es sich gedacht hat. Bei mehr als einem Artikel habe ich unterm Schreiben so für mich gedacht … Neeee… dat wird nix, das kriegste nich so rüber. Und dann landet die ganze Chose im virtuellen Papierkorb. Aber meistens ist er dann doch da, der Flow, und man kriegt die ganze Geschichte so hin, wie sie sein soll (was natürlich gelogen ist, als Autor ist man NIE zufrieden…)
Danach kommt etwas, das mir als bekennenden Komma-Taliban besonders wichtig ist: das Lektorat! Eine liebe Freundin von mir übernimmt das immer und macht mich nicht nur auf Fehler aufmerksam, sondern auch auf logische Fehler und blöde Formulierungen. Ohne sie wäre ich wirklich aufgeschmissen!
Und dann kommt er, der Moment, wo man den Text rüberkopiert zu WordPress, die Schlagworte vergibt, das Beitragsbild hochlädt und dann festlegt, wann der Artikel veröffentlicht wird. Irgendwann am nächsten oder übernächsten Tag scrollt man dann bei Twitter durch seine Timeline und sieht den Artikel…
Man kann festhalten, dass es von der Idee bis zum fertigen Artikel gut vier bis sechs Wochen dauert. Stundenmäßig kann ich das ganz schlecht abschätzen, aber man kann sagen, es sind viele. Die anfallenden Unkosten werden auch nicht von der Pharmamafia, sondern von mir gedeckt.
Und wenn ihr jetzt wissen wollt, warum ich das mache, dann könnt ihr das in meinem Jubiläumsartikel nachlesen.
Jedenfalls hoffe ich, dass die Fragen damit beantwortet sind.
Hab mir, wie befohlen, Knabberzeug und Getränke geholt und es mir bequem gemacht. Leider saß ich dann so weit vom Monitor weg, dass ich nix mehr gesehen hab. Bin ja auch schon in der zweiten Lebenshälfte.
Also musste ich ich mich aus der Kucheldecke befreien, wieder aufstehen, mir mein Tablet holen, wieder einmummeln und die zwischenzeitlich aus der umgeworfenen Tüte flüchtigen Erdnussflipse wieder einfangen. Auf so viel Sport war ich um die Uhrzeit echt nicht mehr eingerichtet.
Dennoch, schöner Einblick in deinen Blogger-Alltag. Ich freue mich schon wieder auf deine nächsten Beiträge zum großen Schwurbel auf dieser Welt.