Das wohl bekannteste Zitat von L. Ron Hubbard, der Gründer der Scientology-Sekte, lautet: Make Money, make more Money, make others Produce so as to make Money. (Mach Geld, mach mehr Geld, mach, dass andere mehr Geld machen.) Auch wenn ich keine Sympathien für schlechte Science Fiction-Autoren hege, musste ich in den letzten Tagen doch oft an gerade dieses Zitat denken.
Ich war nämlich am Wochenende wieder ein bisschen bei Telegram unterwegs und hab mich in den einschlägigen Gruppen umgesehen. Und was aus dem ganzen Dreck, der dort geschleudert wird, immer wieder leuchtturmartig herausragte waren die Spenden-Aufrufe.
Natürlich habe ich nichts gegen Spenden und Spendenaufrufe, für sinnvolle Projekte spende ich regelmäßig, für Heimatstern e.V. beispielsweise, da gebe ich sehr gerne Geld hin, weil die gute Arbeit machen (btw, wenn ihr so den einen oder anderen Euro liegen habt, mit dem ihr nicht wisst, was ihr tun sollt: heimatstern.org), aber das ist eine solide, respektable Organisation. Bei den Querdenkern ist dies allerdings nicht der Fall. Hier rufen Privatpersonen für nebulöse Projekte auf, die nebulöser nicht sein könnten.
Da soll man für „die Sache“ spenden oder dafür, „dass der Kampf weitergehen kann“. Oder für vermeintliche Autoreparaturen, Bustouren, für irgendwelche dubiosen Prozesse vor ausländischen Gerichten oder was weiß ich, eine radikaldemokratische Pediküre. Eigentlich alle Spendenaufrufe waren für mich derart dubios, dass ich da noch nicht mal einen Nickel hingegeben hätte. Im Gegenteil, hieße es, man solle – um mit Heino zu sprechen – für „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ spenden, wäre das sicherlich ehrlicher, als irgendwelche Pseudo-Gründe vorzuschieben.
Was mich fasziniert ist ja, dass trotz der Durchsichtigkeit der Spendenaufrufe und der teilweisen Aggressivität, mit denen Geld gesammelt wird, da immer noch enorme Summen zusammenkommen. Screenshots der Money-Pools werden ja gerne mal veröffentlicht und da sieht man dann die Summen, die bei kleinen (!) Sammlungen zwischen 1.000 € und 5.000 € liegen, während sich die großen dann gut gerne im fünfstelligen Bereich bewegen. Was hier für Summen generiert werden…
Und dann heißt es, „Ja, gut, ihr habt jetzt schon 15.000€ gespendet, aber wir brauchen noch mehr, um an einem noch obskureren Gericht zu klagen.“ Und da denke ich dann an das Zitat von Hubbard und frage mich, ob Menschen aus Verblendung, Fanatismus oder Blauäugigkeit hier ihr hart verdientes Geld zum Fenster rauswerfen.
Angesichts solcher Geldströme (btw, warum schreitet hier das Finanzamt nicht ein? Da gäbe es doch sicherlich gut zu tun) wirken die Vorwürfe, dass wir Skeptiker „von der Pharmamafia bezahlt werden“ noch lächerlicher. Ich für meinen Teil kann mir jedenfalls keinen wochenlangen Aufenthalt in afrikanischen Ressorts leisten (wo auch immer da das Geld dafür herkommt). Mein letzter Urlaub war eine Woche in der Lüneburger Heide. Mit meinen Eltern. 1988.
Aber gut. Natürlich kann man sagen, dass ein freier Bürger unserer Republik seine schwererarbeitete Kohle so zum Fenster hinauswerfen, wie man möchte. Aber mal ehrlich, selbst wenn ich für’s Nichtstun Geld bekäme, wäre es mir immer noch zu schade, es diesen Vögeln in den Rachen zu werfen, wo es auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Und das fasziniert mich dann auch wieder, dass die Menschen, die sich in solchen Querdenker-Gruppen herumtreiben, so leicht das Geld aus der Tasche ziehen lassen.
Naja, die Menschheit will beschissen werden.
Beitragsbild: Von János Korom Dr. from Wien, Austria – Bécs 010Uploaded by Tokfo, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31438688
Lieber Onkel Michael,
was Sie beschreiben, nennt man die financial dimension of religiosity, z.B. https://doi.org/10.2307/3511418. Gemeint ist damit der finanzielle aber auch zeitliche Aufwand, den jemand betreibt, um eine Organisation oder Weltanschauung zu unterstützen. Die Geschichten, die dazu motivieren sollen, mögen in der Religion oder der Politik Andere sein. Die Mechanismen sind die Gleichen wenn nicht gar dieselben.