Tjaja, die Luft wird dünn im Land des Zauberzuckers und gepflegten Schwurbels, hat doch mittlerweile auch die Landesärztekammer Thüringen die Homöopathie aus ihrer Weiterbildungsordnung gestrichen. Damit sind es nur noch 3 von 17 Landesärztekammern, die daran festhalten, ihre Mitglieder in der antiquierten Placebotherapie namens Homöopathie weiterzubilden. Hierbei handelt es sich um die Kammern Rheinland-Pfalz, Sachsen und Westfalen-Lippe. Gut, die brauchen halt noch ein bisschen, um durchzublicken.
Interessant ist aber die Sache in Baden-Württemberg, im Ländle hat man nicht nur ein komisches Verständnis von verbalen Kommunikationsformen, sondern auch davon, mit demokratischen Entscheidungen umzugehen. Die dortige Landesärztekammer hatte in einer Abstimmung nämlich dafür gestimmt, die Homöopathie aus ihrer Weiterbildungsordnung zu streichen. Soweit so gut. Das passt allerdings dem dortigen Minister für Gesundheit, Soziales und Integration nicht. Das Informationsnetzwerk Homöopathie schreibt dazu auf seiner Homepage: Minister Lucha macht keinen Hehl aus seiner Absicht, alle Möglichkeiten wahrzunehmen, um diesen Beschluss (juristisch) zu Fall zu bringen. Es mag sein, dass ihm das Kammergesetz BW zumindest die Möglichkeit bietet, hier hemmend tätig zu werden; darüber hinaus fehlt uns die Kompetenz für eine Prognose.
Dieses „Nachkarteln“ ist meiner Meinung nach nicht nur schlechter Stil, sondern zeugt wie gesagt, von einem interessanten Demokratieverständnis. Sollte hier wirklich eine juristische Entscheidung den Beschluss der Kammer aufheben, wäre das ein herber Schlag für die baden-württembergische Standesvertretung, denn wenn dies einmal geschieht, weiß man ja in Zukunft nicht, welche ihm missliebigen Entscheidungen dieser oder folgende Gesundheitsminister wieder juristisch „kassieren“.
Aber ich denke mal, der Zug für die Zauberzucker-Gläubigen ist abgefahren. Es sind quasi die Gläubigen der letzten Tage der Homöopathie. Denn fachlich hat auch Minister Lucha nichts weiter auf der Pfanne, als die üblichen Platituden, die von den Jüngern Hahnemanns seit ewigen Zeiten wiedergekäut werden. Das Informationsnetzwerk Homöopathie hat in den oben verlinkten Offenen Brief sämtliche seiner „Argumente“ jedenfalls mit Leichtigkeit, quasi mit einer Hand auf dem Rücken gebunden widerlegt.
Was mich nur ärgert, wenn man die Diskussion bspw. bei Twitter oder Facebook so verfolgt ist, dass uns als Homöopathiekritikern immer wieder Dinge unterstellt werden, die gar nicht den Tatsachen entsprechen.
So hat das INH etwa nie gefordert, Homöopathika zu verbieten. Eine solche Forderung würde ja auch gar nicht in unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung passen. Nein, wer trotz aller Aufklärung und Information noch immer an die Wirksamkeit von homöopathischen Mittelchen glaubt, der soll sie weiter nehmen. Wir sind ein freies Land und wer sein Geld für unwirksame Therapien herauswerfen möchte… Bitteschön.
Was gefordert war ganz eindeutig die Beendigung der Privilegierung der Homöopathie durch den Binnenkonsens sowie der Wegfall der Apothekenpflicht für diese Mittelchen. Diese Privilegierung durch den Binnenkonsens war bei ihrer Einführung nur durch extreme Lobbyarbeit entstanden und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Außerdem wird die Beendigung der Kassenerstattung von Homöopathika als freiwillige Leistung gefordert. Es kann nicht im Sinne unserer Solidargemeinschaft sein, wenn unwirksame Therapien für einige wenige durch die Beiträge aller Kassenzahler gedeckt werden. Wer Homöopathie will, der muss sie selber zahlen. Punktum.
Ansonsten denke ich mir eine Arthrosetherapie aus, bei der das schwedische Bikini-Volleyballteam, diverse Alkoholika und ein Whirlpool im Mittelpunkt stehen. Meinen Schultern wird es dann sicherlich schnell wieder besser gehen 😉
Für die Arthrosetherapie melde ich mich freiwillig als Versuchskaninchen. Ehrenwort!
Darüberhinaus wäre ich für das Schaffen einer Ausbildungsrichtung der Placebologie. Jeder Medien- und Agenturangehörige muss zwei Semester belegen!
Servus! Manchmal wünsche ich mir mehr solcher Artikel. Vielen Dank. Grüße aus Bayern