Wir schreiben das Jahr 2023. Das menschliche Genom ist entschlüsselt, mRNA-Impfstoffe an der Tagesordnung und das erste genetisch modifizierte Schweineherz wurde transplantiert. Tja, und dann ist da noch der Bayerische Landtag, der tatsächlich eine Homöopathie-Studie initiiert. Jup, 2023. Hammse doll gemacht…
Nunja, lange genug hat es ja gedauert, denn eigentlich wurde dieser Beschluss des Landtages schon im November 2019 gefasst, aber bisher hat das bayerische Gesundheitsministerium keine arme Sau, der sie das Ding an’s Schienbein nageln kann. Nun hat sich das Klinikum „Rechts der Isar“ der TU München erbarmt und zieht den Schmarrn durch. Tatsächlich wurde clinicaltrials.gov eine Studie registriert, in der untersucht werden soll, ob die Rezidivrate bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen (Zystitis) bei Frauen durch die Gabe von Homöopathika positiv beeinflusst werden kann.
Und da sieht man schon, wie viel Luft aus dem Ballon wieder heraus ist. Stand am Anfang doch eine grundsätzliche Eignung von Homöopathika als Antibiotika-Ersatz als Fragestellung, wurde tatsächlich eine Studie daraus, die lediglich eine, eine einzige Indikation unter individueller homöopathischer Therapie mit 140 vordefinierten Mitteln untersuchte.
Das Informationsnetzwerk Homöopathie fragt deshalb zu Recht, ob eine derart generelle Grundfragestellung überhaupt leistbar ist. Man kann schließlich auch nicht „die“ Chirurgie, „die“ Internistik oder auch „die“ Antibiotikatherapie als solche zum Gegenstand solcher Fragestellungen machen. die auf Allaussagen („Homöopathie wirkt!“) abzielen, die aber naturwissenschaftlichem Denken fremd sind.
Tjaja, ganze 800.000 Euronen kostet der Spaß dem bayerischen Steuerzahler. Das sind 186.480 Big Mäc, 898.876 Überraschungseier, 200.501 Packungen Merci oder 800.000 Euro für eine sinnvolle Verwendung im Gesundheitswesen.
Und jetzt muss ich mich sehr zusammenreißen, um noch höflich zu bleiben, denn, wenn man sieht, wie sehr das Gesundheitssystem am Arsch ist, dann kann ich absolut nicht nachvollziehen, wie man als vernünftiger Mensch 800.000 Klöpse für einen Schmarrn rausschmeißen kann, der schon drölfzighundert Mal untersucht wurde.
Ich weiß doch schon genau, wie das ganze Desaster ausgehen wird. Die Studie wird durchgeprügelt, es kommt entweder überhaupt nichts dabei raus oder ein Ergebnis, in dem es heißen wird „Es sind weitere Untersuchungen nötig.“ Woher ich das weiß? Aus den drölfzighundert bisher durchgeführten Studien. Ja natürlich gab es Studien, die irgendwelche positive Aspekte am Ende stehen hatten, aber die waren halt von einer fragwürdigen Methodik, als hätte sie der Waldorfkindergarten beim Veitstanz durchgeführt.
Ich frage mich nur, wie die CSU, und allein auf deren Mist ist dieser Unsinn gewachsen, darauf kommt, so eine Studie zu initiieren. Ist das überhaupt die Aufgabe einer Landtagsfraktion, eine solche Studie anzustoßen? Welche Lobby-Interessen stehen dahinter? Hat dieser Antrag etwas mit den Verbindungen des Gesundheitsministeriums mit der Hahnemann-Gesellschaft (über den Besuch der Vorsitzenden bei der damaligen Ministerin Huml wurde ja auch hier bereits berichtet)? Und ist Gesundheitsminister Holetschek eigentlich noch Präsident des Kneipp-Bundes? Fragen über Fragen… Aber da hat natürlich Nichts mit Nichts zu tun. Ein Schelm, der Böses dabei denkt…