Ich sage JA zu deutschem Wasser! (Harald Schmidt)
Wasser ist, wie die DIN 2000 so richtig bemerkt, das wichtigste Lebensmittel und kann nicht ersetzt werden. Zudem wird es intensiv kontrolliert und auf Schadstoffe getestet. Deutschland ist hierbei führend und nur in wenigen anderen europäischen Ländern hat das Trinkwasser einen derart hohen Standard wie hier. Die lokalen Wasserversorger, die vielen Wasserzweckverbände, Stadtwerke und ähnliche Einrichtungen leisten hier eine hervorragende und wichtige Arbeit.
Bei der Frage, wieviel Wasser der Mensch täglich braucht, gehen die Meinungen auseinander. Meistens wird eine Menge von 1 bis 1,5 Litern angegeben, wobei sicherlich eher eine individuelle Berechnung sinnvoll wäre. Fakt ist aber, dass der gesamte Bedarf bei uns aus dem Wasserhahn gedeckt werden kann.
Alles in allem ist Wasser der „Treibstoff“ für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ohne es wäre unser Planet eine recht staubige Angelegenheit. Wasser kann auch viel. Es kann beispielsweise seinen Aggregatszustand ändern und kommt in fester (Eis), flüssiger (Wasser) oder gasförmiger (Dampf) Gestalt daher.
Wasser kann also vieles, aber eines nicht: es kann sich keine Informationen merken, denn Wasser hat kein Gedächtnis. Angeblich sollen die Wassercluster Informationen speichern können. Bei diesen Wasserclustern handelt es sich um instabile, meist kurzlebige Zusammenschlüsse von Wassermolekülen zu größeren Molekülverbünden, wie die Wikipedia so schön schreibt. Diese Molekülverbünde brechen allerdings innerhalb von Picosekunden (1 Picosekunde = 0,000 000 000 001 Sekunden) wieder auseinander und bilden sich neu.
Damit ist beispielsweise auch die Homöopathie ihrer Grundlage beraubt, ging doch auch Hahnemann davon aus, dass während der Potenzierung Informationen auf das Wasser übergehen und die Wirkung der Inhaltsstoffe verstärken.
Der moderne Aberglaube an so etwas wie ein Wassergedächtnis geht größtenteils auf den Franzosen Jacques Benveniste zurück, der 1988 in der Zeitschrift Nature einen Artikel veröffentlichte, in dem er behauptete, dass hochgradig verdünnte Antigegen über einen Gedächtniseffekts des Wassers Leukozyten beeinflussen.
Als allerdings der damalige Chefredakteur von Nature, John Maddox, und der us-amerikanische Skeptiker James Randi nach Frankreich kamen, um diese Behauptungen zu überprüfen, konnte Benveniste seine Ergebnisse nicht wiederholen. Auch bei darauf folgenden Experimenten gelang es ihm nicht. Das endgültige Aus für Benvenistes These vom „Gedächtnis des Wassers“ kam in Gestalt des als offen und unvoreingenommen geltenden Physikers und Nobelpreisträgers Georges Charpak: Dieser schlug Benveniste eine Serie von Experimenten vor, die dann unter seiner Aufsicht durchgeführt wurden. Das Ergebnis dieser Versuche war für Benveniste niederschmetternd: allenfalls zufällige Wirkungen konnten nachgewiesen werden. 1995 konstatierte Charpak abschließend, dass Benvenistes „Wassermanipulationen“ keinerlei nachweisbaren Effekt hätten.
Kurz nach Benveniste tauchte der nächste Apologet des Wassergedächtnisses auf: der japanische Politikwissenschaftler Masaru Emoto. Emoto, wie gesagt studierter Politikwissenschaftler von der Universität Yokohama, trug einen weiteren Grad als „Doktor der Alternativmedizin“ von der bekannten Titelmühle International Open University, den er 1992 „verliehen“ bekam. Zur gleichen Zeit begann er, sich mit Wasser zu beschäftigen.
Der Japaner behauptete, dass Wasser von Gedanken und Gefühlen beeinflusst würde und diese speichern könne. Dazu nahm er Gläser mit Wasser und beschriftete diese entweder mit positiven oder negativen Begriffen. Dann kam alles in den Eisschrank und sobald das Wasser gefroren war, fertigte er Fotos an und verglich die Eiskristalle. Seiner Meinung nach hätten sich im Wasser mit den positiven Botschaften perfekte Eiskristalle gebildet, während im sich im Wasser mit den negativen Botschaften unperfekte Eiskristalle gebildet hätten. Natürlich konnte man diese „Erkenntnisse“ nicht nachvollziehen oder reproduzieren. Emoto behauptet weiterhin, dass Wasser auch auf Musik reagiere.
Auch Österreich hat in der Gestalt des Tiroler Unternehmers Johann Grander seinen Spezialisten für „belebtes Wasser“. Wobei Grander ja nur der Nutznießer dieser Methode war, denn eigentlich geht sie ja auf jemand anderes zurück: GOTT! Ja, ihr habt richtig gelesen. Grander erzählte, dass er die Entstehung von Granderwasser auf seine guten Verbindungen zu Gott zurückführt, Antwort auf seine Fragen „von oben“ bekommt und von sich selbst behauptet, ein anderer Mensch zu sein, seit ihm vor 30 Jahren Jesus Christus erschienen sei.
Die von GOTT! an Grander übermittelte Methode funktioniert so, dass „Informationswasser“ in einen Metallzylinder gefüllt wird und dieser an die Wasserleitung angebracht wird, woran das Leitungswasser dann gezwungener Maßen daran vorbei fließt. Durch das Passieren des Informationswasserbehälters soll das Leitungswasser in seiner Struktur verändert werden und mit zahlreichen Eigenschaften (die nicht näher beschrieben werden) aufgeladen werden.
Die Grander-Firma macht selbst keine Aussagen darüber, welche Wirkungen das behandelte Wasser hat, kommuniziert diese allerdings durch „ausgewählte Kundenrückmeldungen“. Allerdings konnte keine dieser Aussagen naturwissenschaftlich nachgewiesen werden.
Interessant ist hier ein Urteil des Oberlandesgerichtes Wien vom 17. August 2006. Die Grander-Firma hatte den Univ.-Lektor Mag. Dr. Erich Eder verklagt, weil dieser in einem Zeitungsinterview sagte, dass es sich bei Grander-Wasser um einen aus dem Esoterik-Milieu stammenden parawissenschaftlichen Unfug handelt, deren kommerzielle Nutzung an gewerblichen Betrug grenze.
Nun hat das OLG Wien so entschieden, dass zwar die Behauptung, die kommerzielle Nutzung grenze an gewerblichen Betrug widerrufen werden musste, die Aussage allerdings, dass es sich bei Grander-Wasser um einen aus dem Esoterik-Milieu stammenden parawissenschaftlichen Unfug handelt, nicht.
Es gibt noch zahlreiche andere Varianten, wie Wasser „belebt“ werden soll. Der Artikel im EsoBullshit-Lexikon Psiram listet vier Seiten davon auf. Naturwissenschaftlich ist da gar nichts dran. Alle Methoden, die sich auf das „Wassergedächtnis“ berufen oder deren „Wirkung“ darauf zurückgeführt wird, entbehren wie ausgeführt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Wie kann eine Methode auf etwas fußen, was es gar nicht gibt?
Wer sich noch weiter und ausführlich informieren möchte: gute Artikel hierzu erschien bereits 2005 in der Pharmazeutischen Zeitung online und im Wissensblog „Kritisch gedacht“
Beitragsbild: Von Klaus Ohlenschläger – http://www.blog.ohlenschlaeger.info, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29687792