Eine weiße Feder für die Techniker Krankenkasse

In der britischen Armee war es früher üblich, Feiglingen (insbesondere bei Feigheit vor dem Feinde) eine weiße Feder zu überreichen. Diesem Brauch möchte ich mich heute symbolisch anschließen und eine weiße Feder verteilen. Empfänger dieser virtuellen weißen Feder ist die Techniker Krankenkasse.

Warum gerade die Techniker Krankenkasse?
Nun, vor einigen Monaten wurde die TK von einem ihrer Mitglieder via Twitter gefragt, warum zwar Sehhilfen oder Zahnersatz nur zu einem kleinen Anteil erstattet werden, die wirkungslose Homöopathie aber recht großzügig. Darauf folgte eine recht schnodderige Antwort, an der sich eine rege Diskussion entzündete. Daran beteiligten sich auch Mitglieder des Informationsnetzwerkes Homöopathie (INH) wie Dr. Natalie Grams oder Dr. Christian Lübbers.

Als Quintessenz dieser Diskussion wurde ein Gespräch zwischen TK und INH vereinbart. Geplant war ein lockerer Austausch mit der Techniker Krankenkasse. Wir wollten über das Für und Wider von Homöopathie diskutieren […] so Natalie Grams im aktuellen Stern (1). Neben ihr sollten auch Dr. Christian Lübbers und Dr. Norbert Aust an diesem Gespräch teilnehmen.

Aber Wunder oh Wunder, nur wenige Tage vor dem Termin sagte die TK ab. ‚Es gab offenbar bei der Kasse die Angst, dass Inhalte aus dem Gespräch öffentlich werden‘, sagt Lübbers. Damit sei die Absage mündlich begründet worden. ‚Meine Interpretation ist: Letztendlich hat die Angst überwogen, sich zu einer Seite zu bekennen. Eine neutrale Position zur Homöopathie lässt sich nicht mehr halten.‘ (2) Offiziell gab die TK gegenüber der WELT keine inhaltlichen Gründe, sondern persönliche Gründe an. Auch sei kein neuer Gesprächstermin geplant.

Für mich sieht das so aus, als hätte die TK plötzlich „im Auge des Feindes“  Angst vor ihrer eigenen Courage, denn bei 13.942 Mitarbeitern hätte sich sicherlich jemand gefunden, der einspringen hätte können.  Nun, damit ist die Feigheit vor dem Feind erwiesen, das Gericht hat gesprochen, der Degen liegt mit der Spitze zum Angeklagten!

Aber statt nun etwas kleinere Brötchen zu backen, setzte die TK im aktuellen Stern noch einen drauf. Dort ist nämlich zu lesen: Auf Anfrage des stern bestätigte ein TK-Sprecher, dass ein für Freitag geplantes Gespräch ‚kurzfristig abgesagt‘ wurde. Vor dem Hintergrund der Social Media-Aktivitäten der INH sei man davon ausgegangen, ‚dass ein sachliches Gespräch nicht beabsichtigt war‘, so der Sprecher weiter. ‚Nichtsdestotrotz sind wir weiterhin mit der INH im Dialog.‘ (1)

In dieser Art und Weise nachzutreten und die Schuld dem INH (nicht der INH, wie kommt man auf sowas?) anzuhängen, ist meiner Meinung nach ein ganz schlechter Stil, mit dem sich die TK selbst disqualifiziert hat. Jedenfalls hat das INH bereits auf das erste Twitter-Desaster mit einem offenen Brief reagiert, in dem es sich auch gesprächsbereit zeigt, was laut INH auch heute noch gilt. Komisch ist nur, dass, wie heute getwittert wurde, das Netzwerk von einem weiterhin bestehenden Dialog mit der TK nichts weiß.

In dieser Angelegenheit liegt der Ball nun im Feld der TK und ich hoffe, dass die Krankenkasse diese Chance nutzt. Denn momentan ist man in Hamburg dabei, auf möglichst undiplomatische Art und Weise eine große Chance leichtfertig zu verspielen.

Zum Verhalten der Techniker Krankenkasse fällt mir nur noch Schiller ein:

Dies war kein Heldenstück, Octavio!
(Wallensteins Tod, III, 9)

 

(1) https://www.stern.de/gesundheit/homoeopathie-kritikerin-natalie-grams—wir-beide-wissen–dass-das-nur-zuckerkugeln-sind–7784090.html
(2) https://www.welt.de/gesundheit/article171404916/Krankenkasse-laedt-Homoeopathie-Kritiker-wieder-aus.html