Die neuen Niveaulosigkeiten der Homöopathie-Befürworter

Eigentlich dachte ich ja, dass ich mit meinem letzten Artikel alles wesentliche aus meiner Sicht zu der aktuell niveaulosen Kritikwelle der Homöopathen (in diesem Artikel bezeichne ich die Befürworter der Homöopathie aus Gründen der leichteren Lesbarkeit pauschal als „Homöopathen“) gesagt zu haben. Aber mittlerweile hat die Perfidie ein derartiges Ausmaß angenommen, dass ich nochmal meinen Senf dazu geben muss.

Am letzten Freitag war der 9. November und überall im Land wurde den Novemberpogrome von 1938 gedacht. Dieses Datum regte einen seit August 2018 aktiven, selbsternannten Verfechter der Homöopathie dazu an, diesen Tweet in die Welt zu schicken:

Ein widerlicher Tweet! Nicht nur wird hier meiner Meinung nach der Holocaust relativiert, sondern auch Natalie Grams und Edzard Ernst direkt in die Nähe der damaligen Täter gerückt. Wenn man es genau liest, wird jedes einzelne Mitglied der GWUP (also auch euer Onkel) ebenfalls in die Nähe der Nazis geschoben. Derartige Äusserungen haben nichts mehr mit einem leidenschaftlich geführten Diskurs zu tun, sie sind nur noch widerlich und bösartig.

Genauso widerwärtig ist ein Tweet, den derselbe selbsternannte Homöopathie-Verfechter kurz nach diesem veröffentlicht hat:

Nicht nur, dass hier die renommierte Zeitschrift „Der Skeptiker“ mit dem vulgärantisemitischen politpornografischen Hetzblattes „Der Stürmer“ verglichen wird (ein Vergleich, der zivilisierten Menschen nicht einmal in den Sinn käme), nein, das reicht dem Verfasser des Tweets nicht, er setzt auch die Redaktion eines renommierten und wissenschaftlich anerkannten Magazins mit Julius Streicher gleich, eben jenem Julius Streicher, der 1946 als Hauptkriegsverbrecher von den Alliierten zum Tode durch den Strang verurteilt wurde.

Diese beiden Tweets sind nicht nur widerlich, boshaft und meiner Meinung nach höchst justiziabel, sondern auch eines zivilisierten Menschen absolut unwürdig.

Höchst problematisch finde ich, dass frühere Tweets des Absenders (ausdrücklich nicht die hier gezeigten!) durch Vertreter des Deutschen Zentralverbands homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), dem Verband Hahnemannia und der Karl-und-Veronika-Carstens-Stiftung geliked und retweeted wurde. Der Verband Hahnemannia hat selbst nach diesen beiden Tweets noch andere Tweets des Absenders geteilt und damit verbreitet. Hier ist meiner Meinung nach eine Distanzierung dieser Verbände vom Tweetverfasser mehr als notwendig, um zu zeigen, dass sie mit derartig widerwärtigen Methoden nicht einverstanden sind und somit auch an einem weiteren Diskurs zur Homöopathie auf zivilisierter Basis interessiert sind.

Vielleicht bekommt ja der Verfasser dieser beiden Tweets diesen Artikel zu lesen, dann möchte ich ihm ganz klar sagen: derartige Tweets sind nichts, worauf man stolz sein kann. Im Gegenteil, Sie sollten sich sehr schämen! Oder um es mit Friedrich Schiller (für den Tweetverfasser: Friedrich Schiller, einer der bedeutensten deutschen Dramatiker der Weimarer Klassik) zu sagen: Dies war kein Heldenstück, Octavio! (Wallensteins Tod, III/9)

Wer weiterlesen möchte, der kann dies bei Freund Edzard Ernst tun: A new and despicable low for homeopathy, bei Gesundheits-Check von Joseph Kuhn: ADHS-Epidemie bei der Homöopathielobby? oder im Blog der GWUP: Holocaust-Vergleiche, Druck und Schleichwerbung: Die Globuli-Lobby dreht völlig hohl.

Joseph und die GWUP gehen auch noch auf den Versuch der Homöopathen ein, einen Vortrag von Natalie Grams an der Universität Mainz zu verhindern.