Antimonium tartaricum, Natrium muriaticum, Rhus toxicodendron …

Hört sich doch gut an, oder? So ein bisschen nach Alchemistenküche oder wie in einer herrlich altmodischen Apotheke, wo der Apotheker (der natürlich aussieht wie ein gütiger Großvater) noch seine Pillen in liebevoller Handarbeit selber dreht. Hört sich ja auch besser an als Brechweinstein, Kochsalz oder Giftefeu, wie die deutschen Namen dazu lauten.

Das ist nämlich auch so ein Dreh der Homöopathen. Dadurch, dass sie die (bis zur Wirkungslosigkeit verdünnten) Inhaltsstoffe der Globuli in lateinischer Sprache angeben, können sie damit a) Eindruck schinden und b) auch ein bisschen verschleiern, was drin ist.

Und so kommt es, dass man in der Apotheke beispielsweise auch Globuli mit so wohlklingenden Namen wie

Murus berlinensis
Blatta orientalis
Excrementum caninum oder
Malandrium nosode bekommt. Tatsächlich handelt es sich um Berliner Mauer, die gemeine Küchenschabe, Hundekacke und eine Nosode aus der Pferdemauke. Toll nicht?

Wären die Inhaltsstoffe auf Deutsch aufgedruckt, würde der Eine oder Andere mal stutzen und sich überlegen, welchem Schmarrn er hier aufsitzt, aber so, mit der Angabe auf Lateinisch wird eine Seriosität vorgegaukelt, die es so gar nicht gibt.

Übrigens, wenn ihr jetzt denkt, dass das schon die skurrilsten Beispiele wären, was für abgedrehte Globuli es gibt, dann muss ich euch enttäuschen. Das Spektrum ist unbegrenzt, so werden tatsächlich Globuli mit Atlantisschwingungen angeboten oder mit Sonnenfinsternisschwingungen. Auch Globuli mit Alligatorenblut gibt es (die heilen natürlich sogar AIDS) oder Elektrosmog C30. Verrückt nicht? Da muten die Globuli-Pralinen, die ein besonders findiger Apotheker herstellt, noch relativ harmlos an.

Auch sind in den letzten Jahren Plazenta-Nosoden total in, bei den hippen Globulisten, aber was es damit auf sich hat, das erzähle ich euch ein anderes Mal, jetzt muss ich mich erstmal wieder beruhigen…

Nachtrag: Das liebe Susannchen hat mich gerade auf eine Liste mit allen homöopathischen Inhaltsstoffen aufmerksam gemacht. Die könnt ihr euch ja mal hier anschauen. Vielen Dank, Susannchen!

2 Gedanken zu “Antimonium tartaricum, Natrium muriaticum, Rhus toxicodendron …

  1. Moin! Dazu fällt mir gerade ein uraltes Rezept ein. Wer der Urheber ist, kann ich leider aus dem Gedächtnis nicht mehr nachvollziehen, und die entsprechende schriftliche Quelle scheint entweder verschollen oder (wahrscheinlich) von der Farmermafia unter Verschluss genommen worden zu sein. Für etwaige Unwägbarkeiten in der Genitivbildung bitte ich im Vorfeld um Verständnis. Nun, genug geredet:
    ——————————-88————————
    Die Mengen der jeweiligen Bestandteile möge sich der geneigte Pharmazeut selbst ausdenken. Nun denn. Wie man es so schön im Norden sagt: nich‘ lang schnacken „…

  2. Pardon! Eine unglückliche Textformatierung ließ das wichtigste verschwinden: das Rezept! Hier kommt‘s:
    Rp.:
    Fontis aquae
    Idem iterum
    Dihydrogenii oxidati
    Versum primum vide
    Aliud
    Anserinarum vini
    Aquae dest. ad 100

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.