Ich habe euch ja im letzten Artikel versprochen, dass ich nochmal auf das Thema „Plazenta-Globuli“ zurückkomme und da sind wir nun.
Bei diesem Thema betreten wir auch einen der bizarrsten Bereiche der Homöopathie. Aber zuerst: ein Exkurs!
Die Plazenta-Homöopathie ist ein Teil der sogenannten „Plazentophagie“ bzw. des „Plazenta-Kannibalismus“. Dabei wird die Plazenta insgesamt oder in Teilen auf verschiedene Arten verzehrt. Manche Menschen nehmen die Plazenta mit nach Hause und pflanzen einen Baum drüber. Angeblich ist sowohl das Eingraben wie auch das Verzehren ganz, ganz altes spirituelles Wissen. Aber selbst in den skurrilsten Schriften der Medizingeschichte konnte ich keinen Hinweis darauf finden, dass dies „früher“ auf breiterer Basis stattgefunden hätte. Naja und ein paar Ausreißer hat man ja immer, die sich auf jeden Blödsinn einlassen.
Um es ganz deutlich zu sagen: es gibt keinen vernünftigen Grund, eine Plazenta zu essen oder einzugraben oder an die Wand zu hängen oder sonstwas mit ihr anzustellen. Das ist alles nur blanke Esoterik.
Aber ihr müsst euch mal den Eintrag bei den Freunden von Psiram zur Plazentophagie anschauen, die haben da auch eine Rezepte drin. „Plazenta mit Brokkoli“ oder „Plazenta Lasagne“ oder „Plazenta Spaghetti“. Mjami, wer bekommt da nicht gleich Appetit?
Aber kommen wir zurück zu unseren Globuli. Das sind nämlich gar keine Globuli. Werden Globuli beispielsweise aus körpereigenen Material wie Blut, Eiter, Sekrete, Auswurf, Schleim, Exkremente hergestellt, spricht man von „Nosoden“ und wenn dieses Material noch aus dem eigenen Körper stammt, von „Autonosoden“.
Ganz strenggenommen, sind es allerdings „Sarkoden“. So nennt man die Mittel, die aus Organen oder endokrinen Drüsen hergestellt werden. Da aber selbst die Homöopathen meistens nicht zwischen Nosoden und Sarkoden unterscheiden und nur von Nosoden sprechen, bleiben wir dabei.
Gut, ich habe das jetzt etwas verkürzt dargestellt, ihr könnt euch ja die entsprechenden Artikel bei Psiram mal anschauen, da ist das schön erklärt. (Artikel Nosode, Artikel Sarkode, Artikel Plazentophagie)
Ich selbst habe von diesen Plazenta-Mittelchen das erste Mal gehört, als sich die „It-Girls“ (ich glaube, das ist der richtige Begriff) Jana Ina Zarella und Monica Ivancan medienwirksam Nosoden aus ihren Plazenten haben klöppeln lassen. Kaum schaltete man den TV ein, hockte eine der beiden drin und sprach auf. Natürlich fachlich fundiert. Wir wissen ja, dass „It-Girls“ höchst kompetent in medizinischen Fragen sind. Und natürlich halfen diese Nosoden gegen alles, einschließlich Omma Ernas Fußpilz. Ein WUNDERZEUGS! Wenn ich euch das sage! Schon im Säuglingsalter wurde ihren Kindern beim kleinsten Wehwehchen der Milchzucker in den Schlund geschoben und wenn das Kind dann nach x Globuli im Fresskoma lag, wurde dies als Heilung interpretiert.
Aber lasst es mich ganz deutlich sagen: NEIN! Auch Nosoden und Sarkoden haben KEINE WIRKUNG ÜBER DEN PLACEBO-EFFEKT HINAUS! Egal ob aus Plazenta, abgeschnittenen Fingernägeln oder Onkel Jupps Zigarrenanschnitt.
Billig ist der ganze Spaß übrigens nicht. Lässt man sich aus seiner Plazenta 10 Gramm (!) Globuli in der D6-Potenz herstellen, kostet dies stolze 29,90€. In der D20-Potenz 40,70€ und in der D200-Potenz sage und schreibe 194,90€. FÜR 10 GRAMM! Das sind mal Preise…
Nur weil einige Z-Promis und Hollywood-Strietzel jeden Blödsinn nachmachen müssen, muss der gebildete und wohl informierte Mensch das nicht auch tun.
So, wer will jetzt noch ein Glas Fruchtwasser zu seinem Mutterkuchen?
P.S. Ich hoffe, Ihr habt die subtile Anspielung in meinem Beitragsbild bemerkt. Eine MUTTER backt KUCHEN mit ihren Kindern… Na? Na? Na? Gut gell? Kchchchchchchch Gut gell?
(Quelle Beitragsbild: Von Bundesarchiv, Bild 183-92200-0001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5359623)
3 Gedanken zu “Noch ein Glas Fruchtwasser zum Stück Mutterkuchen?”
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