Kurze Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes bis 1945

Die Idee Henry Dunants hielten schon bald in den deutschen Ländern Einzug. Bereits am 12. November 1863 wurde in Württemberg der erste Sanitätsverein als erste nationle Rotkreuzgesellschaft gegründet. Treibende Kraft hierzu war der Stuttgarter Arzt Dr. Christoph Ulrich Hahn. Und bereits vor der Unterzeichnung der ersten Genfer Konvention wurde die Rotkreuzarmbinde im deutsch-dänischen Krieg im März 1864 als Schutzzeichen verwendet. Die Konvention wurde ja erst am 22. August 1864 unterzeichnet.

Zwei Jahre später, im November 1866 wurde von Königin Augusta von Preußen der „Vaterländische Frauenverein“ gegründet, er gilt als Vorläufer der späteren „Schwesternschaften“ im DRK. Ein derartiger Verein wurde im gleichen Jahr ebenfalls im Großherzogtum Baden durch die Großherzogin Luise gegründet.

Diesen Frauenvereinen bot sich ein großes Feld von Aufgaben: Bei Flutkatastrophen, Unwettern, Bränden und Seuchen leisteten sie Hilfe mit Geld- und Sachspenden. Sie kümmerten sich um die „Erziehung verwahrloster Kinder“, um die „Hebung der Volksgesundheit oder um die Ausbildung von „Landkrankenpflegerinnen“. Die mangelnde Hygiene unter der Bevölkerung erforderte die Einrichtung von Schwimm- und Badeanstalten, die von den Frauenvereinen überwacht wurden, „blutarmen Mädchen“ verschafften sie Erholungsaufenthalte auf dem Land.

Zwischen 1863 und 1869 entstanden in allen deutschen Staaten die sogenannten „Hilfsvereine zur Pflege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“. Deshalb gründeten am 20. April 1869 die zwölf bestehenden Landesvereine das „Centralkomité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“. Sitz hatte das Komitee in Berlin.

Im Jahr 1870 findet die Rotkreuzarbeit in Deutschland den ersten internationalen Anschluß, als alle deutschen Staaten und Österreich-Ungarn der Genfer Konvention beitreten. Das Jahr der Reichsgründung 1871 bringt schließlich den Ersten Vereinstag der deutschen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und der Detuschen Frauenvereine vom Roten Kreuz in Nürnberg.

Am 13. Dezember 1879 nennt sich dieses Komitee um in „Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz“. Aber erst am 6. Oktober 1898 wird auf der ersten Reichskonferenz in Stuttgart beschlossen, daß sich alle damaligen 26 deutschen Landesvereine einheitlich „Landesverein vom Roten Kreuz“ nennen.

Die Jahrhundertwende bringt dem Roten Kreuz in Deutschland weitere wichtige Ereignisse: das Zentralkomittee für das Rettungswesen in Preußen (1901), das Deutsche Reichsgesetz zum Schutz des Rotkreuz-Zeichens (1902) und die Gründung des Deutschen Zentralverbandes für Rettungswesen (1910)

Außerdem wurde am 27. Mai 1908 eine Übereinkunft getroffen, die das Verhältnis der Landesvereine untereinander regelt. Dieses Abkommen wird nach seinem Unterzeichnungsort „Dresdner“ Übereinkunft genannt.

Die erste große Bewährungsprobe hatte das Deutsche Rote Kreuz mit dem Ersten Weltkrieg zu bestehen. Mit reichen Erfahrungen, Tausenden von geschulten Helfern und gefüllten Materialdepots standen die Männer- und Frauenhilfsvereine bereit.

Am 5. Mai 1919 wurde die Liga der Rotkreuzgesellschaften in Paris gegründet, dieser internationalen Gesellschaft trat das Deutsche Rote Kreuz 1922 bei.

Die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts bringen endlich die erstrebte nationale Zusammenfassung der Deutschen Vereinigungen vom Roten Kreuz und Landesfrauenverein zum Deutschen Roten Kreuz e. V. Dies geschah am 25. Januar 1921. Als Sitz des DRK wurde Berlin bestimmt. Erster Präsident wird Joachim von Winterfeld-Menkin, der dieses Amt bis 1933 inne hat.

1922 Tritt das Deutsche Rote Kreuz auch der Liga der Rotkreuzgesellschaften bei und am 27. Mai 1925 wird das deutsche Jugendrotkreuz gegründet.

Die Übernahme der Regierung durch die Nationalsozialisten im Februar 1933 ging natürlich auch am DRK nicht spurlos vorbei. Zuerst wurde am 29. November 1933 eine neue Satzung des DRK verabschiedete und am 23. Dezember 1937 trat das DRK-Gesetz in Kraft. In ihm wurden alle Gliederungen des DRK nach dem „Führerprinzip“ strikt hierarchisch neu gegliedert. Das Führerprinzip beinhaltet, daß z. B. die Sanitätskolonnenführer (wie der Bereitschaftsleiter früher hieß) zwar gewählt wurden, ihre Unterführer allerdings alleinig bestimmten. Weiterhin wurde dem DRK sämtliche Wohlfahrtseinrichtungen durch dieses Gesetz abgenommen, diese fielen der NSV, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, zu. Das Jugendrotkreuz wurde ebenfalls aufgelöst und der Hitlerjugend angegliedert. Die Führung des Verbandes übernahm der oberste SS-Arzt Grawitz.

Auch am Zweiten Weltkrieg war das DRK beteiligt, mehr als 800.000 Ärzte, Krankenschwestern, Helferinnen und Helfer ein. 85% Frauen in der Verwundetenhilfe, der sozialen Betreuung der Truppen und Gefangenen sowie der Hilfeleistung für die kriegsgeschädigte Zivilbevölkerung. Die Mitglieder des Roten Kreuzes, die im Felde Dienst taten, unterstanden direkt dem Heeressanitätscorps. Die Heimatlazarette wurden ebenfalls durch Rotkreuz-Personal betreut, allerdings ebenfalls nach Maßgabe des Militärs.

Nach dem Kriegsende gerieten 2/3 der Rotkreuzhelfer in Kriegsgefangenschaft. Am 19. September 1945 wurde das DRK in der Sowjetzone aufgelöst und am 25. September 1945 in den Westzonen. Natürlich arbeiteten die Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes unermüdlich weiter, das Leiden der Zivilbevölkerung und der verwundeten Kriegsheimkehrer zu lindern.

Und ein weiteres Mammutprojekt kam auf die Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes zu: Der Suchdienst. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg waren Millionen von Deutschen gezwungen gewesen ihre Heimat im Osten aufzugeben und nach dem Westen zu flüchten. Natürlich wurden während dieser chaotischen Zeit Familien auseinander gerissen. Auch kamen fiele Väter aus dem Krieg heim und suchten ihre Familen. Das Rote Kreuz machte sich nun daran diese auseinandergerissenen Familien wieder zusammen zu führen. Auch ermittelte das Rote Kreuz den Verbleib von Kriegsteilnehmern. Dieses Projekt, das noch heute nicht abgeschlossen ist, wurde in den Anfangsjahren durch die Kameraden des schwedischen Roten Kreuzes und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz aufgebaut und später vom DRK übernommen.

Am 4. Februar 1950 gründete sich das Deutsche Rote Kreuz der Bundesrepublik Deutschland feierlich auf dem Rittersturz in Koblenz. Sitz des Generalsekretariates war die Bundeshauptstadt Bonn. Zwei Jahre später, am 25. Juni 1952 wurde das DRK der BRD durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz anerkannt. Am 23. Oktober 1952 gründete sich das Deutsche Rote Kreuz der DDR und wählte Dresden zu seinem Sitz. Das DRK der DDR wurde am 9. November 1954 durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz anerkannt.

Während der verheerenden Flutkatastrophe im Februar 1953 in Holland half das DRK der BRD der notleitenden Bevölkerung.

Mit der Vereinigung der BRD und der DDR schloss sich auch das DRK wieder zusammen. Den Anfang dieser Entwicklung bildete der 9. November 1990, an dem die sechs aus dem DRK der DDR neu gebildeten Landesverbände den Beitritt zum Deutschen Roten Kreuz zum 1. Januar 1991 erklären. 1991 wurde dann ein Vertrag über die Herstellung der Einheit des DRK abgeschlossen und das DRK der DDR löste sich freiwillig auf. Auch wurde ein Beschluss gefasst, dass das Generalsekretariat nach Berlin umziehen sollte. Am 3. Mai 1991 erfolgte die Bestätigung der Anerkennung durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz anlässlich der Ausdehnung des DRK auf das gesamte Bundesgebiet. Am 11. November 1993 wurde dann die neue, gesamtdeutsche DRK-Satzung verabschiedet. Am 12. Februar 2001 wurde offiziell der Dienstsitz des Generalsekretariats in Berlin-Lichterfelde bezogen.

Die ersten großen Herausforderungen für das DRK nach der Vereinigung waren das Oder-Hochwasser im Juli 1997 in Pommern und Brandenburg, das Erdbeben vom 16./17. August 1999 in der Türkei, sowie das Elbe-Hochwasser in Sachsen. Bei diesen Großschadensereignissen waren mehrere zehntausend Helferinnen und Helfer viele Stunden im Einsatz: Der Menschlichkeit verpflichtet!

Beitragsbild: Von Deutsches Rotes Kreuz – Deutsches Rotes Kreuz, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=8009896