Kennt ihr das? Es gibt Wörter, wenn ich die höre, schnellt mein Blutdruck in die Höhe. Das ist wie Kaugummischmatzen. Da gibt es dann kein Halten mehr.
Eines dieser Wörter ist bei mir „feinstofflich“. Wenn mir einer damit kommt, würde ich denjenigen gerne mit Himbeermarmelade einschmieren und in einen Termitenbau stecken, denn wenn jemand mit „feinstofflich“ bei irgendeiner Therapie ankommt, dann kann man sich zu 100% sicher sein, dass es „scheinmedizinischer Unfug“ ist, wie Prof. Edzard Ernst es immer so schön ausdrückt.
Unter dieser Feinstofflichkeit, feinstofflichen Materie o.ä. versteht man in esoterischen Kreisen eine unbekannte Eigenschaft der Materie, die sich in Unterschied zur so genannten grobstofflichen Materie nicht messen und wiegen lasse, sondern nur durch übersinnliche Wahrnehmung erkennbar sei. Oft wird auch von feinstofflichen Energien oder feinstofflichen Schwingungen gesprochen.
Ein Beispiel: Wilhelm Schüßler wurde immer wieder aufgefordert, zu erklären, wie seine angeblichen Salze in die menschlichen Zellen hineinkämen, und vor allem, wie eine menschliche Zelle genau 26 Moleküle aufnehmen könne, nicht mehr und nicht weniger. Schüßler beantwortete diese Frage mit „feinstofflichen Schwingungen“ und äußerte sich nicht weiter dazu.
Ist doch ein gutes Prinzip, oder? Ich erfinde irgendeine Therapie und wenn Rückfragen über die Wirkweise kommen, dann ziehe ich mich auf irgendein esoterisches Konstrukt zurück, das man weder messen noch sonstwie nachweisen kann. So geht wissenschaftliches Arbeiten … NICHT!
Und mit der Feinstofflichkeit, feinstofflichen Energien, feinstofflichen Schwingungen etc. kann man wirklich alles erklären. Von der homöopathischen Potenzierung über das Wassergedächtnis bis zur Kirlianfotografie. Ja, auch diese „Aura-Fotografie“ geht auf die Feinstofflichkeit zurück. Ihr seht also, dem Spökes ist durch den Feinstoff Tür und Tor geöffnet.
Die Vorstellung, dass es diese feinstoffliche Materie gibt, finden wir bei Platon, aber hauptsächlich im indischen Raum, da hier angenommen wurde, dass der Mensch neben seinem „grobstofflichen“ Körper noch einen feinstofflichen Körper, also in etwa die Seele, hätte (also die Vorlage für Rudolf Steiners anthroposophisches Konzept). Dazu gab es noch feinstoffliche Energiebahnen, auf der das Prana, also die Lebensenergie, fließt und natürlich die Chakren, in denen verschiedene Götter wohnen. Ihr seht also, ein Paradies für Schwurbler. Und wenn dann noch die Schlange Kundalini und das Dritte Auge hinzukommen, dann ist Hopfen und Malz verloren.
Natürlich stellen sich alle, die sich auf diese Feinstofflichkeit retten, jetzt Pseudoüberlegen hin und sprechen groß auf, dass der naturwissenschaftliche Pöbel einfach noch nicht weit genug ist, um die feinstoffliche Welt zu begreifen blablabla… Hammer alles schon gehört. Aber das ist nur Ablenkung.
Denkt immer daran: Wenn euch jemand mit feinstofflichem Tralala kommt, dann ist die Chance, dass er euch Kokolores andrehen will, exorbitant hoch. Also fallt nicht auf so einen Spökes rein, das spart euch Geld und Nerven!
Und wenn euch jemand zu sehr auf den Nerv damit geht, dann wisster ja Bescheid: Himbeermarmelade, Termiten … und die Sache läuft 😉
Merke:
Nur beim Schneider gibt es feine Stoffe!