Es ist für mich immer wieder interessant zu verfolgen, wie schnell bei unseren Freunden von der homöopathischen Aktion der hauchdünne Lack der Zivilisation abplatzt, wenn man auch nur die leiseste Kritik an ihrem Zuckerzauber übt.
Wenn es sich bei der Homöopathie doch um so eine etablierte und arrivierte Form der Medizin handelt, dürften die Herrschaften dann doch auf Kritik entspannter, in sich ruhender reagieren in dem unerschütterlichen Wissen um die Wirksamkeit der Homöopathie. Aber nein, binnen Nano-Sekunden mutiert der ach so ausgeglichene Hahnemann-Apologet zum geifernden Möchtegern-Hulk, der ohne jeden Anstand auf alles und jeden eindrischt, das oder der seinem Glauben zu nahe tritt. Da wird gepöbelt und beleidigt, was das Zeug hält, und die Diskussion von der Sach- auf die persönliche Ebene gezogen.
Jeder Kritiker der Homöopathie muss Diskreditierungen der schlimmsten Art und Weise über sich ergehen lassen. Da wird im Privatleben gekramt und gestalked, und das mit einer enormen Verbissenheit, die einem schon Angst machen kann.
Natürlich sind das nur Nebelkerzen. Weil die Frage nach einer ordentlichen Studie zur Wirksamkeit halt nicht beantwortet werden kann. Weil man auf rhetorische Taschenspielertricks zurückgreifen muss, um eine Evidenz herbeizudichten (vgl. das Drama um die australische Studie, da hammse sich wieder aufgeführt wie in einer schlechten brasilianischen Seifenoper).
Deswegen müssen diese Herrschaften ablenken, indem sie den Kritisierenden in den Dreck zu ziehen versuchen. Schaut euch doch mal die Diskussionen auf Twitter an, man merkt direkt, wie die Argumente ausgehen und dann gegen den pöhsen Skeptiker gepöbelt wird. Das ist ja auch kein neues Verhalten. Selbst Hahnemann ist ja als pöbelndes Rauhbein in die Geschichte eingegangen.
Und im Kielwasser kommen dann noch diejenigen Leutchen an, denen die Homöopathie zwar egal ist, die aktuelle Diskussion aber dafür benutzen, sich selbst zu profilieren und wenigstens ein bisschen Selbstwertgefühl aufzubauen. Dass gerade Vertreter dieser Sparte ganz besonders draufhauen, überrascht nun wieder nicht. Sie müssen sich ja besonders hervortun.
Alles in allem sind dies doch durchschaubare Manöver, die die Skeptiker elegant an sich abperlen lassen.
Sowas kommt bestimmt davon, dass man das zarte Bisschen zivilisatorischen Lack dann auch noch säuft.
So jedenfalls meine höchst unwissenschaftliche Bewertung der Lage.
Wenn die Skeptikerin allerdings Tagespflegeperson ist und das Geifern und Stalken einer Mutter, deren Kind sie nicht mit Globuli behandeln wollte, in Beschwerden beim Jugendamt gipfeln, ist es schwer, das an sich abperlen zu lassen.