Ein kurzer Blick auf die Antarktisforschung der DDR

Vor 65 Jahren genau begann man in Deutschland wieder mit der aktiven Antarktisforschung nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges, indemdie Potsdamer Meteorologen Günter Skeib, Joachim Kolbig und Hans-Christian Popp an der 5. Sowjetischen Antarktisexpedition von 1959 bis 1961 teilnahmen.
Zwanzig Jahre, nachdem die „Schwabenland“ als letztes deutsches Expeditionsschiff die Antarktis verlassen hatte. Die Antarktisforschung war für die DDR auch ein außenpolitischer Faktor, wurde durch die internationale Beteiligung der DDR auch deren staatliche Anerkennung gefestigt. Ein Problem hier waren natürlich die hohen Kosten, die in Devisen bereitgestellt werden musste, was die Forschung etwas hemmte.

Am Beginn der Antarktisforschung stand 1956 ein Beschluss des Ministerrates der DDR zur Teilnahme am Geophysikalischen Jahr. Im gleichen Jahr lud die Sowjetunion DDR-Forscher dazu ein, an ihrer nächsten Antarktisexpedition teilzunehmen, was dann von 1959 bis 1961 dann auch geschah.
Durch „Ermunterung“ der Sowjetunion trat die DDR dann 1974 dem Antarktisvertrag bei, fünf Jahre vor der BRD.

Die Antarktisforschung wurde durch Regierungsstellen der DDR überwiegend gefördert, es gab allerdings
Wendungen in der vorgegebenen Zielsetzung, die sich außerhalb der beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen vollzogen, die deren Arbeit aber maßgeblich beeinflussten. So sollten auf der Grundlage eines Ministerratsbeschlusses vom 9.10.1979 der Konsultativstatus der DDR im Antarktis-Vertragssystem erlangt und eine eigene Forschungsstation in der Antarktis errichtet und betrieben werden. Das bedeutete, die DDR-Antarktisforschung von der der Sowjetunion formal zu lösen. Eine ganzjährig besetzte Forschungsstation wurde an strategisch interessanter Position auf den Larsemann Hills (Ingrid Christensen Küste, Ostantarktika) geplant. Der Transport des zum Stationsbau erforderlichen Materials sollte mit einem eigenen eisgängigen Schiff erfolgen. Dem sowjetischen Beispiel folgend wurde die Verantwortung für die Antarktisforschung dem Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft übertragen. Dort verfügte man über keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet und entwickelte völlig überzogene inhaltliche und terminliche Zielsetzungen. Die geplanten Vorhaben überstiegen die Wirtschaftskraft der DDR bei weitem. Insbesondere war der Aufwand an Devisen hoch, so dass das Vorhaben per Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 29.7.1980, gefolgt von einem entsprechenden Ministerratsbeschluss vom 31.7.1980, gestoppt und die Verantwortung für Antarktisforschung erneut der Akademie der Wissenschaften übertragen wurden. Die sowjetische Seite bedauerte den Rückzug des Bündnispartners und begrenzte von da an die Zahl der DDR-Teilnehmer auf maximal 10 pro SAE. Die Akademie der Wissenschaften (AdW) der DDR beantragte im
Zusammenhang mit den genannten Vorhaben 1980 die Mitgliedschaft im Scientific Committee on Antarctic Research (SCAR). Peter Bormann, der als Beobachter an der XVI. SCAR Konferenz in Queenstown (Neuseeland) teilnahm, brachte dort diesen Antrag mit großem Erfolg ein. Im September 1981 erhielt die AdW der DDR die volle SCAR-Mitgliedschaft.*

Am 23. September 1986 fasste das Politbüro des ZK der SED –also nicht mehr der Ministerrat – den Beschluss, dass der bei Nowolasarewskaja bestehende und offiziell zur sowjetischen Station gehörende Containerkomplex am 25. Oktober 1987 als „Georg-Forster-Station“ umbenamt wurde. Auch die
Expeditionen der DDR-Forscher waren von da an eigenständig und die Trennung von der Sowjetunion vollzogen. Ende 1987 wurde die DDR dann auch Konsultativmitglied im Antarktis-Vertrag. Auch wenn die organisatorische Bindung und die Zusammenarbeit in der Forschung an die Sowjetunion eng war,
verfolgten die deutschen Forscher doch immer eine eigene wissenschaftliche Agenda.

Der Komplex, der später zur Georg-Forster-Station werden sollte, wurde aus Containern errichtet, die auf Schlitten standen und bereits mit aller erforderlicher technischen Ausrüstung und Möblierung ausgestattet waren. Vor Ort wurden diese dann verbunden. Die Einschiffung dieser Container erfolgte im Herbst 1975 und die Anlandung am Kap Ostry am 6. Februar 1976. Insgesamt wurden 8 Transportschlitten, 3 Lastschlitten, 2 Kettenschlepper T11, 2 Dieselaggregate und 10 m³ Bauholz in die Antarktis verschifft. Mit den schweren Schleppern dauerte es insgesamt 52 Stunden, bis die 120 KM zur
Schirrmacher-Oase, dem ausgewählten Standort, zurückgelegt wurden. Die offizielle Eröffnung erfolgte dann am 21. April 1976.

Eine Besonderheit war, dass die DDR-Station ganzjährig betrieben wurde und die Besatzung auch überwinterte. Hans Fischer, Hartwig Gernandt, Werner Passehl, Wolfgang Probst, Günter Stoof und Wolfgang Teschner waren die ersten Wissenschaftler, die dort überwinterten. Die wissenschaftliche
Arbeit, die in verschiedenen Programmen durch die Forscher geleistet wurde, war äußerst umfangreich. So wurden Untersuchungen zur Ionosphäre, zum Ozonloch oder zum Erdmagnetismus durchgeführt. Dazu kamen noch einige Expeditionen ins Hinterland zum Wohlthat-Massiv.

Wie bereits ausgeführt wurde die Antarktisstation im Rahmen der 32./33. Sowjetischen Antarktisexpedition selbständig. Am 25. Oktober 1987 erhielt die Station den offiziellen Namen „Antarktisstation Georg Forster“ und die 1. Antarktisexpedition der DDR startete. Fritz Grosch, Dietmar Haendel, Andreas Herber, Claus Mantel, Uwe Mattern, Günther Peters, Volker Strecke und Steffen Wagner war die erste Überwinterungsbesatzung der Expedition. Die Logistik der Georg Forster-Station lief weiterhin über die sowjetische Station Nowolasarewskaja, genauso wie die Versorgung mit Treibstoff und Lebensmitteln. Schlittenzüge zur Küste zur Versorgung der Stationen führten die sowjetischen
und deutschen Forscher gemeinsam durch. Die DDR-Station erhielt im Zuge ihrer Selbständigkeit eine eigene Funkstation, die unter dem Rufzeichen Y3ZA arbeitete. Im Zuge der deutschen Einheit 1990 wurde die Georg Forster-Station noch drei Jahre weiterbetrieben, zuletzt durch das Alfred-Wegener-Institut.

Die Antarktisforschung der DDR ist gut dokumentiert und durch zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Bücher aufgearbeitet. Leider werden auch – auch heute noch – aus Unkenntnis, Effekthascherei oder Wichtigmacherei irgendwelche Geheimnisse in die Arbeit der Wissenschaftler hineingeheimnist.

Ein Gedanke zu “Ein kurzer Blick auf die Antarktisforschung der DDR

  1. Warum pflanzt man eine Fahne und baut irgendwann spaeter eine feste Station auf dem Mond? Aus mittel- und langfristig wirtschaftlichen und militärischen Gründen. Das sicherlich auch vorhandene Forschungsinteresse und – Engagement der Wissenschaftlicher kommt da gerade recht…. was ihre wissenschaftlichen Leistungen nicht schmälert.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..