Geh mir weg mit Shakespeare!

Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich Diskussionen mit Homöopathie-Fundamentalisten so weit wie möglich aus dem Weg gehe. Macht mir nur die Nerven kaputt, wenn ich mir ewig einen logischen Fehlschluss nach dem anderen anhören muss. Und wenn diese Menschen dann merken, dass sie keine wirklichen Argumente haben, dann kommt er. Dieser eine Satz! Ich hasse ihn! Er macht mich aggressiv! Welcher Satz fragt ihr? Na das dümmste Totschlagargument, das ich kenne:

There are more things in heaven and earth, Horatio,
Than are dreamt of in our philosophy.
(Hamlet, I/5)

Auf Deutsch dann Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt!

Vorgebracht wird dieser Fehlschluss immer dann, wenn der Fundamentalist merkt, dass seine vorher angebrachten Argumente nicht funktionieren und er sich aus der Diskussion zurückziehen will.

Wie ist dieses Zitat nun zu bewerten? Nun, eigentlich gar nicht. Denn in einer ernsthaften Diskussion außerhalb der Literaturwissenschaften hat es nichts zu suchen, schon gar nicht im Bereich der Medizin.

Wir müssen uns folgendes vor Augen halten, dass dieses Zitat zwar von William Shakespeare, dem bedeutendsten Dramatiker stammt, aber

  1. Er hat es 1601 oder 1602 geschrieben.
  2. Shakespeare war erst Kaufmann, dann Autor, er hatte selbst vom damaligen Stand der Wissenschaften kaum mehr Ahnung als der damalige Durchschnittsbürger.
  3. Er hat sich diesen Satz ausgedacht und lässt ihn eine fiktive Figur zur anderen fiktiven Figur sagen, weil es gerade in dem Stück passt.

Also was lernen wir daraus? In einer Diskussion zum Thema Naturwissenschaften oder Medizin hat dieses Zitat genauso viel Relevanz, als wenn Margret Mitchell ihre Scarlett O’Hara sagen lässt: Morgen auf Tara will ich darüber nachdenken. Dann werde ich es ertragen. Morgen wird mir schon einfallen, wie ich ihn mir wieder erobere. Schließlich, morgen ist auch noch ein Tag.

Ein Gedanke zu “Geh mir weg mit Shakespeare!

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