Die Zeugen Samuels

Wie schon kürzlich festgestellt, bin ich ja nun wirklich kein Neuling im „Skeptiker-Geschäft“. Schon seit einigen Jahren versuche ich meinen kleinen Beitrag zur Aufklärung – besonders zu Schwurbelmedizin – zu leisten. Und in diesen Jahren habe ich von Seiten der Homöopathie-Gläubigen schon eine schöne Ladung an Blödsinn gehört, aber momentan bin ich dann doch erstaunt.

Was ist passiert? Die TAZ hatte in ihrer Sonntagsausgabe vom 3. März 2019 einen hervorragenden Artikel veröffentlicht, wobei der Titel „Das weiße Nichts“ den Inhalt sehr schön zusammenfasst. Dass dies den Homöopathie-Gläubigen nicht gepasst hat, ist ja klar und war zu erwarten. Äußerst lächerlich war besonders die Aktion eines selbstgestrickten Vereinchens, der seine drei Mitglieder dazu aufrief, öffentlich ihre TAZ-Abos zu kündigen. Sowas finde ich ja dann doch eher niedlich. So ein bisschen Zwergenaufstand in Liliput. Dass sich diesmal aber auch zwei aktive Politikerinnen (Partei und Namen sollen unter dem Mantel der Schande bleiben) als Homöopathie-Gläubige zeigten und eine von ihnen dann auch noch Frau Dr. Natalie Grams auf perfideste Weise angriff und behauptete, sie sei gar keine „richtige“ Homöopathin, schlug dem Fass den Boden ins Gesicht.

Diese Behauptung steigt in letzter Zeit immer häufiger auf, wie eine mit ekligem Dung gefüllte Blase. Mehr ist diese Behauptung auch nicht. Eine üble Anschuldigung. Ein Versuch, den Leumund von Frau Dr. Natalie Grams zu diskreditieren. Schauen wir uns mal die Fakten an. Zu Anfang des Jahres 2019 wurden diese Behauptungen schon einmal so heftig, dass Frau Dr. Grams in diesem Artikel hier einen Scan der Urkunde einstellte, in dem ihr die Landesärztekammer die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ verlieh. Ohne dieses Zettelchen hätte sie auch ihre Praxis nicht betreiben dürfen. Schick nicht? Und trotzdem stellt sich diese Politikerin hin, stampft wie der kleine König Kalle Wirsch mit dem Fuß auf und krakeelt „NEIN! NEIN! NEIN! DAS STIMMT NICHT!“ Was will sie noch, wenn ihr eine Urkunde der Landesärztekammer nicht genügt? Hätten sich die Wolken teilen, Samuel Hahnemann erscheinen und mit Donnerstimme ausrufen sollen „DU NATALIE GRAMS BIST EINE WAHRE HOMÖOPATHIN!“ Ich bitte euch, lasst doch mal die Kirche im Dorf… Übrigens, nur ganz am Rande… Diese Politikerin ist übrigens Vorsitzende eines Homöopathie-Vereins. Aber das hat ja sicherlich nichts zu sagen…

Aber die ganzen Vorkomnisse um diesen TAZ-Artikel zeigen mir, dass ich mit meiner Einschätzung doch recht habe, dass es sich bei der Homöopathie um eine fundamentalistische Glaubensvorstellung handelt. Denn das Schlimmste für Fundamentalisten sind Abweichler, Aussteiger, Kritiker. Und das ist Frau Dr. Grams nunmal. Sie war früher Homöopathin, hat sich dann abgekehrt und betreibt nun Aufklärungsarbeit im besten Sinne. Und ich muss ihr an dieser Stelle meinen Respekt zollen. Seit sie diese Aufklärungsarbeit betreibt, wird sie von den ach so sanften Walla-Walla-Jüngern derart angegriffen, beleidigt, beschimpft und diskreditiert, dass ich nicht wüsste, ob ich das aushalten könnte. Von daher meinen allergrößten Respekt. Wenn ich sehe, welche Lügen von einzelnen Schandmäulern via Social Media hier in die Welt geblasen werden, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Anscheinend haben sich manche „Herrschaften“ zum Ziel gesetzt, so lange und so weit unter der Gürtellinie auf Frau Dr. Grams einzudreschen, bis sie zusammenbricht. Wer solcher Art Strategie verfolgt, ist – um es mit Schiller zu sagen – ein dreckiger Hundsfott.

Aber so gehen Fundamentalisten mit ihren Abtrünnigen um. Es wird auf sie eingedroschen. Sie werden depersonalisiert. Das sieht man auch sehr schön an einer Behauptung, dass Frau Dr. Grams und Frau Apothekerin Hundertmark nur „Testimonials“ wären, also Werbegesichter, und hinter ihnen eine Schar von – natürlich bezahlten – Männern ihre Twitter-Mitteilungen und ihre Artikel schreibt. Die beiden Damen werden also zu reinen Produkten herabgestuft und dadurch braucht man ja keine Rücksicht zu nehmen.

Dass eine solche Sichtweise nicht nur frauenverachtend und sexistisch ist, sondern zeigt auch noch, dass hier größere kognitive Herausforderungen bei den Herrschaften bestehen, die sowas in Umlauf bringen. Schande über ihr Haupt!

Auch in der Art und Weise, wie viele Homöopathen mit den fachlichen Argumenten der Kritiker umgehen, zeigt sich deren Fundamentalismus. Hier sei einmal das Psychologie Magazin zitiert:

In voller Blüte, mit einem harten paranoiden Einschlag, erleben wir den Fundamentalismus so: Die Antwort steht bereits fest, die Begründung wird noch gesucht.
Alle Informationen zum Sachverhalt, die die eigene Position stärken, werden gerne angenommen (so dubios sie mitunter sein mögen), nach dem Motto: „Hab ich’s nicht immer gesagt?“, während gegenteilige Aussagen als irrelevant, Fälschungen oder ideologisch motivierter Unfug angesehen werden. Das Weltbild ist komplett geschlossen, das Misstrauen gegen Abweichler wird immer größer, Moralismus und Größenwahn reichen sich die Hände.

Kommt euch das nicht auch bekannt vor?

Natürlich ist jetzt nicht jede Spielplatz-Mutti, die ihrem Kindlein beim kleinsten Aua Globuli in den Rachen stopft statt es in den Arm zu nehmen, eine Fundamentalistin. Aber die Fundamentalisten sind stark und waren historisch betrachtet schon immer stark unter den Homöopathie-Gläubigen. Bereits zu Hahnemanns Zeiten wurde der Vergleich zu Sekten gezogen. Neu ist dies also nicht.

Vielleicht bin ich jetzt wieder einmal zu naiv, aber ich finde eine Auseinandersetzung auf dieser Ebene unnötig. Warum schaffen es die Homöopathie-Gläubigen nicht, einfach sachlich zu argumentieren und müssen immer gleich binnen kürzester Zeit auf die ad hominem-Schiene gehen? Ich sehe in diesem wilden Umsichschlagen dann doch eher die hilflose Geste eine verängstigten Kindes.

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