Das Bayerische Landesamt für Statistik zum Thema Übersterblichkeit 2020

In Querdenkerkreisen ist es ein beliebtes Narrativ, die Übersterblichkeit während des letzten Pandemie-Jahres zu leugnen. Ähnlich wie der Suppenkaspar oder das Rumpelstilzchen gebärden sich die selbsternannten Statistikexperten der Querdenker-Szene, stampfen mit dem Fuß auf und rülpsen ihre Behauptung ins Netz, dass es 2020 keine Übersterblichkeit gab. Als Beleg hierfür präsentierten sie dann selbstgebastelte Statistiken, die auf selbstdurchgeführten Berechnungen beruhten und ungefähr so aussagekräftig waren wie Oma Kawulkes Einkaufszettel.

Nun, dass das schon immer eine gewagte These war, ist klar, von daher hat mich auch immer die Vehemenz, mit der dieser Unsinn verbreitet wurde, irritiert.

Jetzt hat das Bayerische Landesamt für Statistik, also die unangefochtenen Ober-Profis in Bayern, eine kleine Publikation oder wie sie es nennen „Sonderauswertung“ vorgelegt, in der die „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Sterblichkeit in Bayern“ aufgezeigt werden. Ihr könnt euch diese Veröffentlichung H I E R als PDF herunterladen. Und H I E R geht es zur ankündigenden Pressemitteilung.

In der Sonderauswertung werden nun die Daten seit 2016 monatsgenau miteinander verglichen und dabei eine Übersterblichkeit nachgewiesen, die je nach Monat bei bis zu 35% (Dezember 2020) lagen.

Keine Überraschung ist, dass die Sterblichkeitsraten sowohl zeitlich wie auch örtlich dem Pandemieverlauf folgten. So finden wir beispielsweise im April 2020 im Landkreis Tirschenreuth eine Zunahme der Sterbefallzahlen von 135%, in Rosenheim von 86% und in Wunsiedel von 61%. Insgesamt lagen auf bayerischer Gesamtebene die Sterbefallzahlen im April 2020 um 21% über den Vorjahren. Dass die Übersterblichkeit hauptsächlich die Altersgruppe „80 plus“ betrifft, überrascht nun nicht wirklich.

Eine Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass der Anstieg der Sterbefallzahlen in der Coronakrise insbesondere bei Personen ab 60 Jahren stattgefunden hat. Im April 2020 starben 4 090 Personen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren, fast 14 Prozent mehr als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Im Dezember 2020 lag die Abweichung in dieser Altersgruppe sogar bei mehr als 20 Prozent.

Noch deutlicher tritt die Erhöhung der Sterbefallzahlen bei den 80-jährigen und Älteren hervor. In dieser Altersgruppe verstarben im vergangenen April 7 982 Personen, ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Schnitt der vorangegangenen Jahre. Im November 2020 wurden in dieser Altersgruppe 7 583 Todesfälle registriert, im Dezember 10 346. Beide Werte lagen erheblich über denen der Jahre 2016 bis 2019 (Durchschnitt November 2016-2019: 6 364; Durchschnitt Dezember 2016-2019: 6 981). Für den Dezember 2020 bedeutet dies einen Anstieg um über 48 Prozent. Auch im Januar 2021 übersteigen die bislang registrierten Sterbefälle von Personen im Alter ab 80 Jahren den Vergleichswert aus den vorangegangenen Jahren deutlich: Die bislang 9 784 Todesfälle entsprechen einer Zunahme um fast ein Drittel.

Für das Jahr 2021 zeichnet sich noch kein eindeutiger Trend ab: Bislang wurden für Januar 2021 15 326 Verstorbene registriert, für Februar 11 312. Im Vergleich bedeutet dies für Januar eine Zunahme um 2 902 Todesfälle gegenüber 2020 bzw. eine Erhöhung um gut ein Fünftel gegenüber dem Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Auf regionaler Ebene hatten im Januar 2021 zehn kreisfreie Städte bzw. Landkreise Sterbefallzahlen zu verzeichnen, die mehr als 50 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 lagen, für fünf Kreise bzw. kreisfreie Städte wurde sogar eine Zunahme von über 75 Prozent registriert (Lk Bayreuth +83 %, Stadt Weiden +83 %, Lk Regen +82 %, Stadt Coburg +82 %, Lk Roth +76 %). Die für den Februar 2021 ermittelte Sterbefallzahl liegt dagegen um 4,5 Prozent unter dem Durchschnitt der Vorjahre.

Gut, das sind jetzt nur für Bayern, aber die restlichen Bundesländer werden sicherlich mit ähnlichen Ausarbeitungen nachziehen. Aber egal, was die Fachleute hier aufzeigen, die selbsternannten Statistikexperten, Möchtegern-Oberlehrer und sonstigen Wirrwutzis ficht dies sicherlich nicht an. Sie werden weiterhin auf Besserwisser-Mission bleiben, weil sie nämlich die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und alle, alle, anderen doof sind, außer ihnen. Was für armselige Menschlein.

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