Ein Homöopath im Querdenkerland

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie zeigt es sich, dass mehr und mehr Menschen sich im Dschungel des alternativen Denkens verirren. Sei es Sucharit Bakhdi, der sich vom angesehenen Professor zur pseudo-wissenschaftlichen Ikone der Querdenken-Bewegung gewandelt hat, genauso wie Wolfgang Wodarg, John Ioannidis … you named it.

Neuester Fall scheint ein prominenter und hochrangiger Mitarbeiter der Karl und Veronica Carstens-Stiftung zu sein. Dr. phil. Jens Behnke, bei der Stiftung „Programmleiter für Integrative Medizin“ und besonders auf dem Kurznachrichtendienst „Twitter“ für seine doch recht raubeinige Art der Diskussionsführung bekannt.

Herr Behnke wettert auf seinem Twitter-Account aktuell immer weniger gegen seine Lieblingsfeinde der „Skeptikerbewegung“, sondern poltert vielmehr gegen die – in seinen Augen falschen – Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie und zeigt dabei eine in meinen Augen bedenkliche Nähe zur Querdenker-Bewegung.

Als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am 3. Mai 2021 beispielsweise einen Tweet zum Wechselunterricht in bayerischen Schulen absetzte, antwortete Herr Behnke folgendes darauf:

Experimentelle Gen-Impfstoffe für Kinder, gegen eine Krankheit, die für sie weniger gefährlich als Influenza ist? Jetzt werden noch sehr viel mehr Menschen endlich aufwachen. Wir werden Sie und Ihresgleichen aus dem Amt jagen und juristisch zur Rechenschaft ziehen!

Also ich weiß ja nicht, was solche Sätze mit euch machen, aber ich finde ein solches Vokabular schon mehr als erschreckend. Wie weit ist es von einer Denkweise wie gerade im letzten Satz aufgezeigt entfernt, mit Pappschildern zu demonstrieren, die Herrn Söder, Frau Merkel oder Herrn Drosten in Sträflingskleidung zeigt? Wie weit sind solche Sätze dann auch vom Gefasel eines Bodo Schiffmann entfernt, der die Entscheidungsträger vor ein „Tribunal“ stellen will und immer wieder von „Nürnberg 2.0“ erzählt?

Auch seine weitere Wortwahl ist mehr als bedenklich. So bezeichnet Behnke die „Bundesnotbremse“ als „Bundesnotlüge“ oder die Meldungen der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin als reine „Panikmache“. Die zahlreiche Verwendung des Hashtags #WeißeRose in den Tweets von Herrn Behnke rundet das Bild nur ab.

Seit einiger Zeit engagiert sich Jens Behnke auch für die aus der Querdenker-Bewegung hervor gegangene Kleinstpartei „dieBasis“ bzw. „Basisdemokratische Partei Deutschlands“ und wirbt für diese. Mitglieder dieser Partei sind laut Wikipedia unter anderem Wolfgang Wodarg, Sucharit Bakhdi, Reiner Fuellmich, Markus Haintz, Karina Reiß, Eva Rosen und Dirk Sattelmaier. Ein Who-is-Who der Querdenker-Szene.

Um noch einmal auf die Antwort Behnkes auf den Tweet von Herrn Söder zurückzukommen: Diese ist natürlich umso interessanter, als man ja wissen muss, dass Markus Söder mit Klaus Holetschek einen Mann auf den Sessel des bayerischen Gesundheitsministers geholt hat, der den „alternativen Heilmethoden“ äußerst aufgeschlossen gegenübersteht. So schuf Holetschek noch als Staatssekretär ein eigenes Referat im Gesundheitsministerium für „Alternativmedizin“.

Man mag von der Carstens-Stiftung halten, was man möchte – was ich in Sachen Homöopathie von ihr halte, ist kein Geheimnis: sie verbrennt eine Menge Geld in vergeblicher Rechtfertigungsforschung und lässt Herrn Behnke dafür die Trommel schlagen. Sie ist aber auch zur Erforschung seriöser Naturheilkunde gegründet worden, was – so zumindest mein Eindruck – zugunsten vergeblicher Bemühungen in Sachen Homöopathie doch vielleicht vernachlässigt wurde, was ich sehr schade finde. Und was – unter uns gesagt – durch das neueste Engagement ihres Mitarbeiters Behnke leider doch wohl nicht gerade befördert, sondern konterkariert wird. Gut, dass ich keine Stiftung bin. Sonst müsste ich mich womöglich mit dem schwierigen Wort „Ressourcenallokation“ auseinandersetzen.

Jedenfalls sollte die Stiftung durch diese massive Verquickung der Inhalte durch Behnke – meiner Meinung nach – eine ihre Position klärende Mitteilung herausgeben. Sie kann sich in diesem Fall jedenfalls nicht auf ein lahmes „Das ist die Privatmeinung von Herrn Behnke“ zurückziehen, bezieht er sich doch in dem Header seines Twitter-Profils explizit auf seine Position bei der Stiftung, auch wenn er ein schwaches „Views are my own“ hinterherschiebt. Auch verbreitet er immer wieder in Tweets entweder Inhalte der Stiftung oder bezieht sich darin auf sie. So kann für den unbedarften Leser, der von der Sache keine große Ahnung hat, der Eindruck entstehen, dass auch die querdenkerischen Inhalte die Meinung der Carstens-Stiftung wiedergeben.

5 Gedanken zu “Ein Homöopath im Querdenkerland

      1. Eigentlich nicht, Namen sollte man nicht falsch schreiben, es erweckt den Eindruck, dass man auch sonst nicht sorgfältig ist. Etwas anderes ist es, wenn man den Namen bewusst verunstaltet, z.B. Übelkrähe anstatt Wohlrabe. Im vorliegenden Fall wäre dann vielleicht Qhuakdi angesagt …

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