Die Sache mit der Gesellschaft Jesu

Heute schauen wir uns mal die Jesuiten an, denn die sind ja zusammen mit den Juden, den Freimaurern und den Illuminaten die vierte Gruppe, die eigentlich immer mit im Spiel ist, wenn Verschwörungstheoretiker so richtig loslegen.

Natürlich kann ich hier an dieser Stelle nicht detailliert die Geschichte der Jesuiten darstellen. Wer sich hierüber umfassend informieren möchte, dem sei das Buch von Markus Friedrich „Die Jesuiten – Aufstieg, Niedergang, Neubeginn“ aus dem Piper-Verlag (978-3492312820 – 22,00€) oder von Stefan Kiechle „Jesuiten – Zwischen Klischee und Realität“ von topos plus (978-3836708487 – 12,40€) empfohlen.

Die Jesuiten sind Mitglieder der Gesellschaft Jesu (Societas Jesu – SJ), einer römisch-katholischen Ordensgemeinschaft, die im 16. Jahrhundert von Ignatius von Loyola gegründet wurde. Der offizielle lateinische Name der Gesellschaft lautet Societas Iesu. Ignatius von Loyola gründete den Orden im Jahr 1540 mit dem Ziel, der katholischen Kirche zu dienen und zur Erneuerung des Glaubens beizutragen, insbesondere angesichts der Herausforderungen der Reformation und der religiösen Unruhen in Europa. Die Jesuiten haben sich der Missionierung, der Bildung, der geistlichen Begleitung und der sozialen Arbeit verschrieben.

Die Mitglieder der Gesellschaft Jesu, bekannt als Jesuiten, leben nach den spirituellen Übungen des Ignatius von Loyola und folgen einem Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams gegenüber dem Papst. Sie sind bekannt für ihre intellektuelle Strenge und ihre Bildungsarbeit und haben im Laufe der Geschichte eine bedeutende Rolle in der Ausbildung und Erziehung vieler Menschen auf der ganzen Welt gespielt. Die Jesuiten sind auch bekannt für ihre Arbeit in den Missionen, insbesondere während der Kolonialisierungszeit, als sie sich bemühten, das Christentum in andere Teile der Welt zu bringen, und gleichzeitig versuchten, die Kulturen der einheimischen Völker zu verstehen und zu respektieren. Heute sind die Jesuiten weiterhin in vielen Bereichen der Welt tätig, insbesondere in Bildungseinrichtungen, sozialen Diensten, der Förderung der Gerechtigkeit und der interreligiösen Arbeit.

Ignatius von Loyola empfängt die päpstliche Zulassung der Gesellschaft Jesu

Die Gesellschaft Jesu hat im Laufe der Geschichte auch Kontroversen und Kritik erlebt, insbesondere während politischer und theologischer Konflikte. In einigen Kreisen wurden die Jesuiten als zu mächtig oder zu einflussreich angesehen, was zu Vorurteilen und Misstrauen führte.

Die Jesuiten haben im Laufe ihrer Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt, sowohl in der katholischen Kirche als auch in der Weltgeschichte. Sie waren oft in politische Intrigen, religiöse Kontroversen und koloniale Angelegenheiten verwickelt. Diese historischen Ereignisse und ihre komplexe Rolle haben Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien geschaffen. Auch ihr Einfluss auf die Politik und andere Bereiche des öffentlichen Lebens schuf immer wieder Misstrauen.

Ähnlich wie bei den Freimaurern und den Illuminaten kommt dann noch die Geheimhaltung und die streng hierarchische Struktur des Ordens zum Tragen, die ebenfalls eine Aura des Mysteriums, der Geheimhaltung und der Exklusivität geschaffen hat und dazu führte, dass über eine geheime Agenda des Ordens spekuliert wurde. Verschwörungstheorien über die Jesuiten sind beliebte Motive in Büchern, Filmen und Fernsehserien. Dies trägt dazu bei, das Bild des Ordens als mysteriöse und mächtige Organisation zu verstärken, die im Verborgenen agiert.

Schauen wir uns doch einmal an, welche hauptsächlichen Verschwörungstheorien so um die Jesuiten kursieren:

  • Eine der verbreitetsten Verschwörungstheorien besagt, dass die Jesuiten eine geheime Agenda haben, um die Kontrolle über die Welt zu übernehmen. Sie werden oft als eine mächtige und manipulative Geheimgesellschaft dargestellt, die im Verborgenen arbeitet, um politische und wirtschaftliche Ereignisse zu beeinflussen und ihre eigene Macht zu festigen.
  • Eine andere Theorie behauptet, dass die Jesuiten daran arbeiten, andere Religionen zu untergraben und den Katholizismus auf der ganzen Welt zu verbreiten. Sie werden beschuldigt, in religiöse Organisationen und Gruppen einzudringen, um sie zu kontrollieren und zu manipulieren.
  • Die Jesuiten werden oft mit politischen Intrigen und Verschwörungen in Verbindung gebracht, insbesondere in Bezug auf historische Ereignisse wie Kriege, Revolutionen und politische Umstürze. Sie werden beschuldigt, verschiedene politische Führer und Regierungen zu beeinflussen oder zu stürzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
  • Die Jesuiten werden oft als Meister der Geheimhaltung und Manipulation dargestellt, die hinter den Kulissen agieren, um die Öffentlichkeit zu täuschen und ihre wahren Absichten zu verschleiern. Sie werden oft mit der Verwendung von Verschwörungen und Intrigen beschuldigt, um ihre Ziele zu erreichen.

Natürlich waren – und sind – die Jesuiten der wohl politischste Orden der katholischen Kirche. Ihre Mitglieder traten immer wieder auch in politischen Positionen in Erscheinung. Gerade während der Kolonialisation Südamerikas konnten sie dort ihren Einfluss und ihre Macht ausbauen und festigen. Da sie sich hierbei durchaus auch handfester Methoden befleißigten, machten sie sich natürlich nicht nur Freunde.

So verwundert es nicht, dass die Gesellschaft Jesu in verschiedenen Ländern immer wieder verboten wurde:

  • Portugal (1759): König Joseph I. von Portugal unterzeichnete am 3. September 1759 ein Dekret, das die Jesuiten aus Portugal und ihren Kolonien verbannte und ihren Besitz beschlagnahmte.
  • Frankreich (1764): Die Jesuiten wurden in Frankreich aus politischen und religiösen Gründen verfolgt und schließlich im Jahr 1764 verboten. Ihre Güter wurden konfisziert, und ihre Mitglieder wurden aus dem Land vertrieben.
  • Spanien (1767): König Karl III. von Spanien ordnete am 27. Februar 1767 die Verhaftung aller Jesuiten in Spanien und ihren Kolonien an und verfügte die Auflösung ihres Ordens. Die Jesuiten wurden beschuldigt, in politische Verschwörungen verwickelt zu sein, und ihr Eigentum wurde konfisziert.
  • Neapel und Sizilien (1767): König Ferdinand IV. von Neapel und Sizilien folgte dem Beispiel seines spanischen Verbündeten und verbannte ebenfalls die Jesuiten aus seinem Reich im Jahr 1767.
  • Österreich (1773): Kaiserin Maria Theresia von Österreich vertrieb die Jesuiten aus Österreich und ihren Ländern im Jahr 1773.

Das Verbot von 1773 war wohl am schwerwiegendsten, wurde daraufhin der Orden von Papst Clemens XIV. mit der päpstlichen Bulle „Dominus ac Redemptor“ aufgehoben. Dies geschah hauptsächlich auf den Druck der Könige von Frankreich, Spanien und Portugal, da sich die Jesuiten immer wieder in die Politik dieser Länder einmischte. Nichtkatholische Länder wie Preußen und Russland untersagten den Bischöfen die Verkündigung des Briefes und wiesen die Jesuiten an, ihre akademischen Aktivitäten fortzusetzen, als ob nichts geschehen wäre. Erst im Jahr 1814 wurde der Orden von Papst Pius VII. mit der Bulle „Sollicitudo omnium ecclesiarum“ wieder hergestellt.

Die Jesuiten waren damals in zahlreiche politische Intrigen und Konflikte verwickelt, insbesondere in Europa und den Kolonien. Sie wurden von vielen Monarchen und Herrschern als zu mächtig und zu unabhängig angesehen und als Bedrohung für ihre eigene Autorität betrachtet. In vielen Ländern erhoben sich Stimmen gegen die Jesuiten und forderten ihre Unterdrückung. Es gab aber auch religiöse Kontroversen, insbesondere im Zusammenhang mit der chinesischen Ritenfrage und der Jansenismus-Kontroverse. Einige ihrer theologischen und missionspolitischen Ansätze stießen auf Kritik innerhalb der katholischen Kirche und führten zu Spannungen mit anderen Ordensgemeinschaften und theologischen Strömungen. In den Kolonien wiederum wurden die Jesuiten oft in wirtschaftliche und territoriale Konflikte verwickelt, insbesondere in Südamerika. Ihr Einfluss auf die Ureinwohner und ihr Besitz von umfangreichen Ländereien führten zu Konflikten mit den Kolonialherren und anderen Interessengruppen.

Angesichts dieser Probleme und des politischen Drucks entschied sich Papst Clemens XIV., die Gesellschaft Jesu aufzuheben und ihre Mitglieder zu verbannen. Die päpstliche Bulle „Dominus ac Redemptor“ wurde am 21. Juli 1773 verkündet, und die Jesuiten wurden aus vielen Ländern ausgewiesen, ihre Güter wurden beschlagnahmt, und der Orden wurde faktisch aufgelöst. Das Verbot der Jesuiten dauerte jedoch nicht für immer an. Im 19. Jahrhundert wurden sie von Papst Pius VII. 1814 wiederhergestellt, und der Orden begann seine Tätigkeit wieder aufzunehmen. Heute sind die Jesuiten eine der größten und einflussreichsten Ordensgemeinschaften innerhalb der katholischen Kirche.

In den deutschen Staaten war wohl der so genannte „Kulturkampf“, den der preußische Kanzler Bismarck erst nur in Preußen begann und dann nach der Reichseinigung von 1871 im gesamten Deutschen Reich fortsetzte. Dieser Kulturkampf war eine Phase der politischen und kulturellen Konfrontation zwischen der katholischen Kirche und dem Staat. Diese Auseinandersetzung war Teil einer breiteren politischen Strategie Bismarcks, um die Einheit des Deutschen Reiches zu stärken und seine Autorität als Kanzler zu festigen. Der Kulturkampf wurde hauptsächlich ausgelöst durch die Bestrebungen Bismarcks, die Macht der katholischen Kirche und ihrer Institutionen zu begrenzen und die Kontrolle des Staates über Bildung, Ehegesetzgebung und andere Bereiche des öffentlichen Lebens zu stärken.

Bismarck selbst hatte antiklerikale Tendenzen und sah die katholische Kirche als eine Bedrohung für die Autorität des Staates und die Einheit des Reiches an, besaß sie doch in Preußen eine beträchtliche Macht und Einfluss, insbesondere in Bildungseinrichtungen und im ländlichen Raum. Bismarck sah in der Kirche einen potenziellen Rivalen um politische Loyalitäten und wollte die Kontrolle des Staates über diese Bereiche stärken. Auch versuchte er, seine eigene politische Macht zu festigen, indem er die Unterstützung der konservativen protestantischen Bevölkerung Preußens gegen die katholische Kirche mobilisierte.

Die Maßnahmen des Kulturkampfes umfassten unter anderem die Einführung von Gesetzen zur Kontrolle der Bildung, die Einschränkung der Macht der katholischen Kirche bei der Ernennung von Geistlichen und die Einführung von staatlichen Ehegesetzen, die die kirchliche Autorität einschränkten. Die Auseinandersetzung dauerte von den 1870er Jahren bis in die 1880er Jahre an und hatte weitreichende Auswirkungen auf die katholische Kirche und die politische Landschaft in Preußen und im Deutschen Reich. Letztendlich endete der Kulturkampf mit einem Kompromiss zwischen Bismarck und dem Vatikan, der zur Lockerung einiger Maßnahmen führte, aber die grundlegenden Spannungen zwischen Staat und Kirche nicht vollständig löste.

Da die Jesuiten auch in Preußen sehr politisch agierten, zahlreiche Schulen und Kollegien betrieben und eine große Zahl an Hochschulprofessoren stellten, traf der Kulturkampf den Orden besonders hart, wurden ihre Einrichtungen doch geschlossen und das Personal entlassen. Natürlich wurde dieser Streit auch in der Presse der damaligen Zeit ausgetragen und das auf eine stellenweise höchst polemische Art und Weise. So wurden die Jesuiten oft die Zielscheibe von Spott und Häme, was das Bild des Ordens aber bis in die heutige Zeit hinein noch prägt.

Erst die Aufhebung des Verbots von 1872, die 1917 durch das „Gesetz betreffend die Aufhebung des Gesetzes über den Orden der Gesellschaft Jesu vom 4. Juli 1872“ vom 19. April 1917 erfolgte, konnte sich eine neue Ordensprovinz gründen. Schon am 8. März war Artikel 2 dieses Kulturkampfgesetzes aufgehoben worden, wodurch den Jesuiten wenigstens das Recht der Freizügigkeit innerhalb Deutschlands wiedergegeben war.

Die nationalsozialistische Diktatur sah von Anfang an die Jesuiten als einen ihrer Hauptfeinde. Der in München wirkende Rupert Mayer SJ (1876-1945) erkannte schon früh die Gefahr des NS-Regimes und bekämpfte sie in seinen Reden und Predigten. Alfred Delp SJ (1907-1945), der seit 1939 in München tätig war, gehörte dem „Kreisauer Kreis“ an, der in Opposition zum Nationalsozialismus Gedanken für eine künftige Gesellschaftsordnung entwickelte, und wurde bald zum Inspirator und Kopf dieser Widerstandsgruppe. Ebenfalls zum „Kreisauer Kreis“ gehörten Pater Augustin Rösch SJ (1893-1961), der Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Jesuiten, und Pater Lothar König SJ (1906-1946), Professor am Berchmanskolleg in Pullach. Im Zuge des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden die Mitglieder dieses Kreises verhaftet. Delp wurden seine Gedanken an eine deutsche Zukunft nach einer Niederlage des Dritten Reiches zum Verhängnis. Am 2. Februar 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Heute sitzt mit Jorge Mario Bergoglio erstmals unter dem Namen Franziskus I. ein Jesuit auf dem Papstthron. Allerdings scheint er jetzt meiner Meinung nach kein besserer oder schlechterer Papst zu sein als seine Vorgänger. Allerdings ist das Papsttum nach 1945 auch nicht wirklich mein Beritt. Einen Versuch der Machtergreifung oder die Verwirklichung einer Weltverschwörung konnte ich jedenfalls noch nicht feststellen.

Fassen wir zusammen. Die Jesuiten sind ein hoch politischer Orden, der durchaus seine eigenen Ziele mit auch nicht ganz feinen Mitteln durchzusetzen weiß. Für die behaupteten Verschwörungstheorien, die um die Gesellschaft Jesu kursieren, gibt es allerdings keinerlei Beweise, noch nicht einmal Anhaltspunkte.

Von Quirinale.it, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115828333

Von Graf Foto – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21296825

2 Gedanken zu “Die Sache mit der Gesellschaft Jesu

  1. Heute schauen wir uns mal die Jesuiten an, denn die sind ja zusammen mit den Juden, den Freimaurern und den Illuminaten die vierte Gruppe, die eigentlich immer mit im Spiel ist, wenn Verschwörungstheoretiker so richtig loslegen.

    Die Jesuiten sind aber auch die einzige der genannten Gruppen, die das so richtig verdient hat! 😉😉😉

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..