Samuel Hahnemann und die Cholera

Von Seiten der Homöopathen werden immer wieder die „Erfolge der Homöopathie“ während der zweiten Cholera-Pandemie kolportiert, wobei diese insbesondere dem Erfinder Samuel Hahnemann zugeschrieben werden.

Schauen wir uns einmal die Ausgangslage an. Die Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst wird. Es handelt sich dabei um eine Durchfallerkrankung, die hauptsächlich durch infiziertes Trinkwasser, aber auch infizierte Nahrung übertragen wird. Robert Koch konnte 1884 nachweisen, dass das Bakterium im Darm von infizierten Personen überlebt und von diesen wieder ausgeschieden wird. Dies stellt gerade für Pflegende eine Risikoquelle dar. Anzumerken ist noch, dass die Patienten nicht an der Krankheit selbst sterben, sondern an der Auszehrung und Dehydrierung, die mit den Durchfällen einhergehen.

Die zweite Cholera-Pandemie brach um das Jahr 1830 aus. Russische Truppen, die eigentlich an der indischen Grenze stationiert waren und in Polen den sogenannten „Novemberaufstand“ niederschlagen sollten, brachten die Krankheit über Odessa, Moskau, Warschau auch nach Deutschland. Königsberg und Danzig waren die ersten großen Städte, die betroffen waren. Entlang der Flussläufe breitete sich die Krankheit dann nach Westen und Süden aus. Posen, Hinterpommern, Berlin, Hamburg, Düsseldorf war der weitere, von Leichen gepflasterte Weg der Bakterien. Wien erreichte die Krankheiten von Südosten her. Von Odessa über die Bukowina, Galizien und Ungarn kam die Cholera in die Kaiserstadt.

Die Problematik lag darin, dass die Ärzteschaft mit dieser Art der Krankheit vollkommen überfordert war und nur hilflose Behandlungsversuche unternehmen konnte. Aus dieser Hilflosigkeit heraus versuchten sie ihre üblichen Therapien, die hauptsächlich aber schwächenden Charakter hatten, wie Diäten, Aderlässe oder ähnliches. Dies war für die Konstitution der stark dehydrierten Patienten natürlich genau das Falsche und so kam es, dass zum Teil mehr Menschen an der Therapie starben, als an der Krankheit selbst.

Was tat nun aber Hahnemann? Zuerst einmal: Samuel Hahnemann behandelte selbst keinen einzigen Cholera-Patienten, er kannte die Symptome nur aus den Berichten seiner Kollegen in den Krisenregionen. Von daher gab er lediglich Ratschläge und damit, das muss man neidlos anerkennen, traf er zu einem guten Teil ins Schwarze.

So warnte er strikt vor jeder Art der schwächenden Therapie. Also keine Diäten, keine Aderlässe. Stattdessen kräftigende Speisen und Getränke. Und das war für die Genesung der Patienten schon die halbe Miete. Am wichtigsten war aber der Rat, die Patienten nur frisches Quellwasser trinken zu lassen.

Darüber hinaus empfahl er, den Patienten mit Kampfer zu behandeln. Und zwar in Form von Einreibungen, Inhalationen oder auch durch Einnahme. Von einer „Behandlung“ mittels homöopathischer Mittel war zu Anfang der Epidemie keine Rede, erst später empfahl er diverse Homöopathika. Die Überlebensrate blieb indes gleich, so dass man sehen konnte, dass die Globuli keine Wirkung hatten.

Kommen wir zu einer Aussage Hahnemanns, die immer wieder euphorisch von den Hahnemann-Anhängern gefeiert wird und wegen der ihr Guru selbst zum Medizinvisionär hochstilisiert wird.

Und zwar schrieb Hahnemann zur Entstehung bzw. Infektion, dass die Cholera durch ein „lebendes Miasma“, welches aus „feinsten Thieren niederer Ordnung“ bestand, hervorgerufen würde. Dieses Miasma würde sich an die Menschen und ihre Bekleidung hängen und von außen durch die Haut in den Körper eindringen. Die Verbreitung würde von Mensch zu Mensch erfolgen.

Die Hahnemann-Jünger behaupten nun, dass er als erster Arzt die Bakterien entdeckt hätte.

Das ist natürlich nicht der Fall. Durch seine Beschreibung von „feinsten Thieren niederer Ordnung“ können wir davon ausgehen, dass Hahnemann wohl eher eine Art Insekt vor Augen hatte, denn gemäß der damals in der Wissenschaft bereits akzeptierten Systematik des schwedischen Naturforschers Carl von Linné standen diese in der niedrigsten Ordnung.

Auch zeigen diese Einlassungen, dass Hahnemann noch immer an der Vorstellung des Miasmas, also eines „üblen Dunstes“, hing und auch der Infektionsweg über die Haut in den Körper war falsch.

Erst der britische Arzt John Snow fand durch seine epidemiologischen Forschungen heraus, dass sich die Cholera durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser verbreitete.

Interessant ist auch, dass Hahnemann in Sachen Cholera den Begriff des „Miasmas“ nicht im Sinne der Homöopathie, sondern im damals üblichen Sinne eines „üblen Dunstes“, verwendete. Zur Erklärung des Begriffes „Miasma“ im homöopathischen Sinne sei der Artikel von Dr. Norbert Aust Miasmen und Chronische Krankheiten in der Homöopathie empfohlen.

Man sieht, Samuel Hahnemann hat mit einigen Punkten durchaus richtiggelegen und zweifellos durch seine Anleitung und seine Ratschläge vielen Infizierten das Leben gerettet, aber die Stilisierung zum Quasi-Messias sollte man doch lassen.

10 Gedanken zu “Samuel Hahnemann und die Cholera

  1. Ist denn überliefert, wie Hahnemann auf die „feinsten Thieren niederer Ordnung“ kam? Oder war das nur eine willkürliche Behauptung so aus dem Bauch heraus?

    1. Nein, wie genau Hahnemann hierauf kam ist meines Wissens nach nicht bekannt. Jedenfalls habe ich absolut nichts dazu gefunden.
      Anscheinend hat er das aus dem Hut gezaubert.

      1. Man könnte immerhin sagen, dass er damit nicht falsch lag. Das konnte damals noch niemand wissen, und ob die Choleraerreger mit damaligen Mitteln nachweißbar waren, weiß ich nicht. Aber immerhin war das ein bedenkenswerter Ansatz gewesen, sogar wenn er einem Geistesblitz entsprang und keiner wissenschaftlichen Theorie.

  2. ha ha ha! da spielst du dich als oberlehrer auf und bist selber blöd! wie soll die chlorea denn von über galizien nach wien gekommen sein? galizien ist in spanien. da war ich schonmal. guckst du karte!

    1. Nun, mein lieber possierlicher Freund, ich freue mich natürlich, dass Sie einmal einen Urlaub in Galicien (span. Galicia) verbracht haben, hier ist allerdings die Rede von Galizien (ukr. Галичина, poln. Galizija), einer historischen Landschaft, die früher zum Kaiserreich Österreich-Ungarn gehörte und heute zu Polen und der Ukraine. Die Erwähnung der Bukowina hätte Ihnen da natürlich einen kleinen Hinweis darauf geben können.
      Aber bitte, bitte, ich helfe gerne.
      Zur weiteren Lektüre empfehle ich drei Bücher:
      1. Der Duden
      2. Schwanitz: Bildung: Alles was man wissen muss
      3. Asserate: Manieren

  3. Richtig, die Stilisierung zum Quasi-Messias sollte man lassen.

    [Restlicher Kommentar gelöscht, da Unsinn & Werbung]

    1. Nun, mein lieber possierlicher Freund, ich freue mich natürlich, dass Sie hier kommentiert haben. Aber ich werde sicherlich nicht erlauben, dass Sie hier Ihre Homöopathie-Propaganda loswerden. Und Werbung für Ihre Homepage können Sie gerne auch woanders machen.
      Viel Spaß noch und Tüdelü!
      Onkel Michael

      1. Tüdelü ?

        [Homöopathie-Propaganda und Unsinn gelöscht]

        In dem Sinne, „Onkel“ Michael,

        Freundliche Grüße

        Rudi Strauss

      2. Nun, mein lieber possierlicher Freund, ich freue mich mich natürlich, dass Sie hier kommentiert haben. Die von Ihnen angebrachte Homöopathie-Propaganda und Ihren Link habe ich aber wiederum entfernt. Warum? Weil ich derartigen hanebüchenen Unsinn hier im Kommentarbereich meines Blogs nicht haben möchte. Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus und worauf die Erfolge Hahnemanns bei der Bekämpfung der Cholera zurückzuführen sind, habe ich in meinem Artikel dargelegt. Auch wird die Homöopathie nicht „falsch dargestellt“, sondern sehr, sehr richtig, nämlich als der Blödsinn, der sie ist.
        Ich kann ja auch verstehen, dass Sie hierüber verärgert sind, aber wenn Sie noch einmal unhöflich werden, dann sperre ich Sie schneller, als Sie „Potenzierung“ sagen können.
        Viel Spaß noch und Tüdelü!
        Onkel Michael

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