Robert Habeck und die Homöopathie

Das ganze Trara um die Homöopathie bei den Grünen habt ihr ja sicher mitbekommen. Falls nicht, hier eine Kurzversion: die Grünen waren ja bisher ein natürliches Habitat für Homöopathiegläubige. Nun kamen Paula Piechotta, Tim Demisch und 144 weitere Unterzeichner daher und brachten zur letzten Bundesdelegiertenkonferenz einen Antrag ein, damit die Partei sich gegen die Bevorzugung der Homöopathie durch den Binnenkonsens etc. ausspricht.

Da war dann natürlich Spaß in den Backen. Die Homöopathie-Lobby hat weder Geld noch Mühen gescheut, um gegenüber den Delegierten eine Drohkulisse sondergleichen aufzubauen. Mit speziell gedruckten Postkarten, per E-Mail, Briefen und Anrufen wurden die Delegierten unter Druck gesetzt. Lobbyismus at its best.

Das Ende vom Lied war dann, dass der Antrag selbst an eine Fachkommission weitergeleitet wurde, die sich damit befassen soll. Bei dem Aufwand, den die Homöopathie-Lobby betrieben hat, war dies für sie doch ein enttäuschendes Ergebnis.

Gestern wurde nun mitgeteilt, dass Robert Habeck der Vorsitzende dieses Gremiums werden soll. Leider weiß ich nicht, wie Herr Habeck persönlich zur Homöopathie steht, aber wenigstens lässt Claudia Roth die Finger vom Vorsitz. Hat sie sich doch mit ihrer Aussage „Es gibt so eine Wissenschaft und so eine Wissenschaft“ während der Aussprache zu diesem Antrag doch selbst disqualifiziert.

Herr Habeck hat es sicherlich nicht leicht mit der Leitung dieser Kommission. Muss er doch die hartgesotten Eso-Urgesteine, die noch aus den Anfangszeiten der Partei übriggeblieben sind, und die jungen, faktenorientierten Realisten unter einen Hut bringen. Jedenfalls stimmt es, wenn in der Presse zu lesen ist, dass sich die Grünen mit ihrer bisherigen Haltung unglaubwürdig machen. Es geht einfach nicht, dass man sich wissenschaftlicher Argumente nur dann bedient, wenn sie einen in den Kram passen (bspw. beim Klimawandel) und bei anderen Themen (wie der Homöopathie) ignoriert werden.

Die Angehörigen dieses Gremiums sollten sich auf jeden Fall vor Augen halten, dass es sich bei der Homöopathie weder um eine Ideologie, noch um eine Religion, sondern um eine anachronistische Therapieform, der ein ehrenvoller Platz im Medizinalmuseum gehört, handelt.

Ich wünsche den Grünen jedenfalls den Mut, nun endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Und vor allem wünsche ich den Grünen mehr solcher Mitglieder wie Frau Piechotta und Herrn Demisch, die auch den Hintern in der Hose haben, sich gegen den esoterikaffinen Mainstream ihrer Partei zu stellen.

11 Gedanken zu “Robert Habeck und die Homöopathie

  1. Wenn ich die Kommentare so mancher Homöopathen und Homöopathieanhänger lese (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/107630/Junge-Liberale-wollen-ein-Ende-der-Sonderbehandlung-von-Homoeopathie), könnte man doch auf die Idee kommen, dass Homöopathie eine Religion ist.

    Hahnmann ist der Prophet, das Organon die Heilige Schrift, Homöopathen die Priester, die Vorsitzenden der verschiedenen Lobbyverbände die geistlichen Führer. Die verschiedenen Ausprägungen der Homöopathie entsprechen Konfessionen und die sogenannten Pro-Homöopathie-Studien und/oder Bücher Exegesen und theologischen Schriften.

    1. Jemand, der die Bild-Zeitung liest, kann diesen Blog nicht gut finden. Die Bild-Zeitung ist nicht gleichbedeutend mit Bildung, während dieser Blog doch so das eine oder andere Wissen vermitteln kann.

  2. Robert Habeck scheint grundsätzlich ein eher realistisches Bild von der Homöopathie zu haben.
    Zumindest zitiert ihn die TAZ wie folgt:

    Parteichef Robert Habeck sagte am Montag, er kenne „keine wissenschaftliche Evidenz“, dass Homöopathika wirkten. Aber die Beratungsleistung, das Reden über die Krankheitssymptome, habe „sehr wohl einen Effekt“.

    Dass er sich zum Thema Kassenleistung etwas bedeckter hält, dürfte taktische Gründe haben.

    Göhring-Eckert („Der Placebo-Effekt ist ja auch ein Effekt“) und Roth („Es gibt ja solche Wissenschaft und solche Wissenschaft“) haben sich bei dem Thema hingegen komplett disqualifiziert.

    Ist sicher nicht schön und dass es bei den Grünen traditionell viele Eso-Spinner gibt, weiß man ja. Andererseits sind die zumindest in meiner subjektiven Wahrnehmung harmloser als linke oder rechte Demagogen bei den Kokurrenzparteien.

    Und wie heißt es so schön: Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Heilstein.

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